-47-

141 21 18
                                    

»Meine Damen und Herren. Major General James Bond und seine Begleitung Miss Julie de La Madelène.«

Ben spürte einen kleinen Schubs von seinem Adjutanten, der ihn in den Ballsaal beförderte. Es dauerte nur einige Sekunden, bis die bisherigen Gespräche wieder aufgenommen wurden und die Menschen sich erneut einander zuwandten.

Während Julie sich ehrfurchtsvoll umsah, rieb Ben sich unauffällig über seine Brust. Der spürte wieder diesen Druck, aber diesmal schien er nicht zu verschwinden. Wie in kleinen Wellen wurde er stärker und schwächer. Beinahe so, als würde ihm jemand mit kräftigen Schlägen gegen die Brust boxen. Ihm fiel auf, dass Julie völlig erstarrt war und mit leicht geöffneten Mund an ihm vorbeisah. Nur Sekunden später erkannte er den Grund dafür. Präsident Lincoln stand vor ihnen und verbeugte sich.

»General Bond, es ist mir eine Freude sie zu sehen und wie sie bereits angekündigt haben, haben sie eine ganz zauberhafte Begleitung an ihrer Seite.«

Julie lief feuerrot an. Ihre selbstsichere Art war verschwunden und sie knickste schüchtern:

»Mister President. Es ist mir eine unbeschreibliche Ehre sie kennenzulernen.«

Ben, dem es schmeichelte, dass Lincoln ihn wie einen alten Freund begrüßte, deutete ebenfalls eine Verbeugung an:

»Mister President, vielen Dank für ihre Einladung.«

Der höchste Mann in den Vereinigten Staaten lächelte nur und winkte einen rundlichen Herren heran, den Ben überhaupt nicht zuordnen konnte. Der Präsident deutete auf ihn:

»Mister Stanton, dass ist Major General James Bond.«

Die mürrische Miene des Mannes hellte sich auf:

»Ah, General Bond. Ich habe habe schon so vieles über sie gehört.«

Ben merkte, dass er nun ebenfalls rot wurde. Wenn er sich richtig an seiner Bücher erinnerte, war Stanton der Kriegsminister:

»Vielen Dank, Sir. Ich hatte nur etwas Glück im Gefecht.«

Der Mann brach in brüllendes Gelächter aus, woraufhin ihm die anderen Gäste missmutige Blicke zuwarfen. Stanton kümmerte sich nicht um sie:

»Genau wie Grant ihn beschrieben hat. Sie sind zu bescheiden, Bond. Sie haben Großartiges geleistet und ich habe mir sagen lassen, sie hätten die Rebellen immer richtig eingeschätzt.«

»Nun ja, Sir. Ich habe glücklicherweise die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen.«
Stanton imitierte Lincolns Geste und legte sich ebenfalls die Hände auf sein Revers. Bei ihm sah es jedoch eher so aus, als wolle er sich daran festklammern:

»Und damit sind sie zum jüngsten Major General, zum jüngsten Korpskommandanten der Geschichte aufgestiegen.«

Ben warf einen Blick auf Julie, die immer noch gebannt den Präsidenten anstarrte. Erst ein paar Sekunden später begriff er, was Stanton gesagt hatte:

»Sir, ich bin von General Grant in seinen Stab berufen worden, aber ich kommandiere eine Division, kein Korps.«

Lincoln, der mit seinen Augen zwischen seinem Kriegsminister und Ben hin und her wechselte, legte den Kopf ein wenig schräg:

»Minister Stanton, da hat General Bond recht. Ich denke auch nicht, dass er jemals ein Korps kommandieren wird.«

Beide Männer sahen den Präsidenten, der Ben bisher immer so gelobt hatte, überrascht an. Diese Aussage passte gar nicht dazu, aber Lincoln schmunzelte einmal mehr und fuhr fort:

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt