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Die Reihen der Männer wurden aufgerissen. Gewehre und Ausrüstung flogen wie Geschosse durch die Luft. Der Captain ließ auf eine Gruppe Offiziere zu und verschwand nach wenigen Schritten in einer Rauchwolke. Ben brauchte keinen zweiten Blick, um zu sehen, dass der Mann nicht überlebt hatte.

Major Kebbel kroch auf Ben zu, der hinter einem Planwagen Deckung suchte. Die Explosionen der Artilleriegranaten und das Krachen der Gewehre waren so laut, dass der brüllte, um den Lärm zu übertönen:

    »Sir, die Brigade von van Emmerick hat General Winters offenbar von Grant angefordert. Sie gehört nicht zu unserer Division.«

Ben nickte bloß. Das hier war einer der wenigen Momente, seit dem Beginn seiner Zeitreise, in denen er Todesangst verspürte. Die gewonnene Selbstsicherheit löste sich in Luft auf und mehr denn je wünschte Ben sich, in seine Zeit zu verschwinden. Er schluckte schwer, als ihm bewusst wurde, dass er hier und heute den Tod finden würde. Einige Träne vor den anderen Offizieren verbergend, wartete Ben einfach ab.

Plötzlich schien jemand das Tageslicht abzuschalten. Die Welt wurde stumm und und Ben merkte, dass er vom Boden abhob.

Mit schmerzendem Nacken kam Ben wieder zu sich und schmeckte Erde. Er blieb einen Augenblick liegen und hielt die Augen geschlossen. Was immer geschehen war. In einer erstaunlichen Ruhe und Dunkelheit betete Ben kurz im Stillen, dass er sich wieder in seiner Zeit befand. Eine Weile hörte er gar nichts. Ein Pfeifen erfüllte seine Ohren. Es ließ ein wenig nach und Geräusche drangen zu ihm durch. Lärm. Explosionen. Langsam öffnete die Augen und sah, dass seine Gebete nicht erhört worden waren. Mehrere Männer in Offiziersuniformen beugten sich über ihn:

    »General Bond, ist alles in Ordnung?«

Ben seufzte kurz. Er ging nicht auf die Frage ein:

    »Wie lange war ich weg?«

    »Nur wenige Minuten, Sir. Doktor Allison hat sie untersucht. Sie scheinen sich nichts gebrochen zu haben. Es grenzt an ein Wunder, dass sie noch leben. Die Granate ist direkt neben ihnen eingeschlagen.«

Ben ließ sich aufhelfen und strich die verdreckte Uniform glatt. Sein ganzer Körper schmerzte und Blut sickerte aus vielen kleineren Wunden. An seinem linken Bein breitete sich ein blauer Fleck aus. Ben war offenbar auf dem Säbel gelandet:

    »Danke, Major. Wie sieht es aus?«

Nachdem er sich wieder gefangen hatte, rückte die Schlacht sofort in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Kebbel informierte seinen Kommandeur über die letzten Ereignisse:

    »Sir, die Artillerie hat ihren Beschuss eingestellt. Lee lässt vorrücken. Ich schätze noch zehn Minuten, bis seine Männer hier sind. Ungefähr gleichzeitig wird die vierte Brigade hier eintreffen.«
Ben lief schnell zur Front zurück. Mühsam unterdrückte er den Impuls, sich zu übergeben. Zwischen den zitternden Männern lagen unzählige Tote und die Deckung war an vielen Stellen zerstört. Das Chaos betrachtend, ging Ben ein seltsamer Gedanke durch den Kopf. Kebbel hatte gesagt, dass die Granate direkt neben ihm explodiert wäre. Bedeutete das vielleicht, dass er gar nicht sterben konnte? Er schon einmal eine Explosion überlebt und selbst ein Treffer mit einem Bajonett hatte keine Spuren hinterlassen. Es war eine Möglichkeit, aber sein Leben wollte Ben nicht auf diese Vermutung verwetten. Er brauchte jetzt aufbauende Worte für seine Männer:

    »Stellt die Deckung wieder her. Ihr könnt die Rebellen schlagen, das habt ihr schon oft genug gezeigt. Lasst nicht zu, dass sie uns überrennen.«

Ben fand seine kurze Ansprache furchtbar und sicher nicht motivierend. Keiner der Männer sah jetzt tief beeindruckt aus, aber sie stellten die Kampfbereitschaft wieder her und versuchten, ihre Deckung in Ordnung zu bringen. Ein dumpfes Grollen ließ Ben zusammenzucken:

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt