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Ben verabschiedete sich von den Offizieren und war froh, von Grant endlich eine Lösung für ihr Kommandoproblem zu bekommen. Eine Division zu führen war ihm wahrlich zu viel und die Verantwortung zu groß. Seine Brigade kommandierte er gerne und nach dem Krieg würde er als General hoffentlich einige Vorteile genießen. Ob Julie Verständnis dafür hatte, dass er völlig mittellos war?

Sie trafen den Befehlshaber der Armee auf der Anhöhe, von der aus sie den Angriff geführt hatten.

»General Grant.« Ben salutierte förmlich.

»General Bond.«

Grant stieg von seinem Pferd ab und die beiden Männer gaben sich die Hände. Gemeinsam mit Ben stapfte er ein paar Schritte die ursprüngliche Frontlinie entlang:

»General Bond, ich habe heute sehr vieles über sie gehört.«

Ben, der erst einmal abwartete, ob das jetzt Lob oder Tadel war, nickte nur.

»Und General, es ist nichts schlechtes darunter. Der Verrat von General Taylor ist entsetzlich. Über sein Schicksal wird ein Kriegsgericht beraten. Winters ist ein schwerer Verlust.«

Ben war nicht mit allen Entscheidungen des gefallenen Generals einverstanden, stimmte Grant jedoch zu:

»Das sehe ich genauso, Sir. Wir waren vielleicht nicht immer einer Meinung, aber er war immer zur Stelle wenn es Probleme gab.«

Grant blieb stehen und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen:

»General Bond, mein Befehl lautete: Stellung halten. Sie haben ein außergewöhnliches Manöver durchgeführt.«

»Das ist richtig, Sir. Wir hatten kaum noch Munition und viele Verwundete. Ihre Artillerie hätte uns in Stück geschossen. Ich sah keine andere Möglichkeit.«

Grant deutete auf die eroberten Artilleriebatterien:

»Sie haben einundfünfzig Geschütze gesichert. Eine ordentliche Anzahl, sie wird Colonel Austin sehr verstärken. Sie hatten ihn für dieses Gefecht angefordert?«

»Ja, Sir. Wir hätten die Artillerie gut gebrauchen können. Austin steckte leider im Schlamm fest und konnte uns nicht helfen.«

»Und sie mit einem so großen Verband einen Bajonettangriff befohlen.«

Das war eine Feststellung, keine Frage. Ben verkniff sich die Erwiderung, dass er generell noch keine so große Gruppe geführt hatte. Weder im Alltag, noch im Gefecht. Er empfand die Erlebnisse der letzten Tage als nervenaufreibend, aber Grant war sicher nicht für lahme Entschuldigungen empfänglich.

»Ja, Sir. Die Idee dafür stammte von Colonel Chamberlain. 20stes Maine Regiment. Ich war der Ansicht, wenn es bei einem Regiment funktioniert, würde es bei einer Division auch möglich sein.«

Grants Gesichtsausdruck verdunkelte sich kurz, offenbar hatte er den Colonel gekannt:

»Ja, Chamberlain war ein großer Verlust. Ein guter Taktiker. Wie sind ihre Zahlen nach dem Gefecht?«

»Rund fünfhundert Tote und vierhundert Verwundete.«

Grant fuhr herum:

»Sie haben dieses Schlachtfeld gewonnen und nur fünfhundert Mann verloren?«

»Nun ja, Sir. Ja.«

»Und wie haben sie das geschafft?«

»Ich habe die Taktik angepasst, Sir. Ich lasse die Männer nicht mehr in Kampflinien aufstellen. Sie kämpfen in lockerer, verteilter Formation. Dadurch, dass jeder Mann sich Deckung sucht und nur aus dieser schießt, bietet sich kein konzentriertes Ziel.«

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt