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Er ballte die Fäuste und biss sich vor Wut über seine eigene Dummheit auf die Fingerknöchel. So fest, dass er Blut schmeckte. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Ohne es wirklich zu steuern, brüllte er auf und sprang auf. Der Stuhl kippte nach hinten um. Seine Verdächtigen und Vorwürfe waren vollkommen falsch. In diesem Augenblick hasste Ben sich selbst.

Er stopfte sich den Brief in die Uniformjacke und stürmte aus seinem Zelt. Nur wenige Meter weiter stand ein berittener Offizier. Ben zeigte auf ihn:

»Runter, ich brauche sofort ihr Pferd.«

Minuten später hatte er sein Ziel erreicht:

»Colonel Adams!«

Adams sah überrascht auf und verschüttete um ein Haar den dampfenden Inhalt seiner Tasse:

»General Bond, Sir.«

Ben sprang von seinem Pferd:

»Colonel, wo ist Captain Kebbel?«

Adams'Gesicht zeigte Ratlosigkeit:

»General, ist alles in Ordnung?«

Ben verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den Anderen:

»Colonel, wo ist er?«

»Sir, ihre Befehle lauteten, dass er Strafdienst leisten muss.«

»Und was tut er?«

»Zur Zeit reinigt er die Latrinen der Männer.«

Ben fluchte so laut, dass Adams zusammenzuckte. Der Colonel deutete schnell auf eine Baumgruppe:

»Ein gutes Stück in diese Richtung.«

Ben ließ ihn stehen und rannte. Er schimpfte weiter über sich selbst. Hinter ein paar Planwagen tauchten die besagten Latrinen auf.

»Colonel Bond? Verzeihung, General.«

Kebbel stand vor ihm und gab eine jämmerliche Figur ab. Seine Uniform war zerknittert, dreckig und sonderte einen unerträglichen Gestank ab.

»Captain.«

Die beiden Männer sahen sich eine Weile nur in die Augen und im Gesicht des Offiziers zeichnete sich deutlich die Ahnungslosigkeit ab, warum der General hier bei ihm stand. Ben schluckte schwer:

»Captain, ich habe sie gesucht.«

Kebbel nahm einen Lumpen und wischte sich langsam die Hände ab:

»Und warum, wenn ich fragen darf?«

Ben, dem die Situation äußerst unangenehm war, schluckte. Sein trockener Hals schmerzte:

»Captain Kebbel, ich habe einige Informationen zu ihrem Verhalten in Gettysburg bekommen.«

Der Offizier ließ den Lumpen fallen und verschränkte die Arme:

»Ach ja? Wollen sie mich jetzt noch weiter betrafen lassen? Sir, ich weiß nicht einmal, was dort geschehen ist.«

Ben, der die ablehnende Haltung des Captains verstand, zog den Brief aus seiner Tasche und hielt ihn seinem Gegenüber hin:

»Lesen sie.«

Misstrauisch nahm Kebbel das Papier:

»Sir, das ist ihre private Post.«

»Lesen sie.«

Er sah, dass dem Captain die Situation ebenso unangenehm war.

»General, dass kann ich nicht tun.«

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt