Ben hatte das Gefühl, etwas Schweres würde ihn mitten im Gesicht treffen. Die Fröhlichkeit wich im Bruchteil einer Sekunde einer angespannten Atmosphäre. Seine Brust zog sich so heftig zusammen, dass jeder Atemzug eine wahnsinnige Anstrengung benötigte. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. In Bens Kopf formten sich tausend Ideen, auf Kebbels Aussage zu reagieren. Sein Blick fiel auf den Offizierssäbel, der mit dem Gürtel an einem Bettpfosten hing. Ben überlegte ernsthaft, dem Captain diesen Säbel in die Brust zu stoßen:
»Raus!«
»Colonel, Sir.«
»Ich sagte: Raus!«
»Sir!«
Ben stieß mit dem Zeigefinger Richtung Tür:
»Verschwinden Sie, sofort!«
Kebbel schloss die Tür leise hinter sich und ließ seinen Kommandeur mit dem Schmerz allein. Wie konnte das geschehen? Ben merkte kaum, wie er die Uniform komplettierte. In seinen Gedanken zog der vorherige Abend vorbei. Julie. Wie sie im Flur davontänzelte, nachdem sie ihn so zärtlich geküsst hatte. Es klopfte an der Tür und bevor Ben selbst bemerkte, was er da tat, hatte er den Säbel in der Hand und riss die Tür auf. Es war der Lieutenant, der sie begleitet hatte.
»Entschuldigen sie, Sir?«
Ben ließ den Säbel sinken und starrte den Offizier an. Er zitterte vor Wut:
»Was?«
»Sir, ist alles in Ordnung?«
»Nein, ist es nicht. Was ist, habe ich sie gefragt.« Sein Gegenüber spannte sich an und salutierte förmlich:
»Vor dem Haus wartet ein Kurier auf sie, Sir.«
Ein Kurier? Hier in Gettysburg? Ben Hände zitterten und in seinen Ohren pochte das Blut, aber jetzt war er als Offizier gefragt. Sich mühsam beherrschend, schob er den Säbel in die Scheide zurück. Es musste etwas Gravierendes vorgefallen sein, wenn man ihn in seinem Urlaub störte. Er stieß den Lieutenant zur Seite und stampfte mit schnellen Schritten aus dem Haus. Den Offizier in Unionsuniform kannte er nicht:
»Ja?«
Der Kurier salutierte ebenfalls, was Ben in diesem Augenblick fürchterlich nervte. Er erwiderte den Gruß nicht:
»Reden sie!«
Der Mann zuckte Bei Bens Tonfall zusammen:
»Bitte entschuldigen sie, Colonel. Eine dringende Nachricht aus dem Divisionshauptquartier.« Er gab ihm einen verschlossenen Umschlag. Ben bemerkte jetzt, dass auf der Straße ein Pferd stand, das regelrecht zu dampfen schien. Der Mann hatte sein Tier ordentlich angetrieben. Er faltete den Brief auseinander und zog bei dem Inhalt hörbar die Luft ein. Seine Augen flogen die Zeilen entlang. Er ließ den Kurier stehen und eilte ins Haus zurück. Ben hielt inne. Im Flur stand Julie. Sie strahlte ihn an:
»Guten Morgen, James. Ich-«
Er drängte sich nur grob an ihr vorbei:
»Jetzt nicht. Captain Kebbel!«
Der Gerufene kam sofort aus dem Wohnzimmer:
»Ja, Sir?«
Beim Anblick seines Adjutanten tobte die Eifersucht in Ben. Er brauchte all seine Willenskraft, um nicht auf den Mann einzuprügeln. Ben erschrak ein wenig vor sich selbst. Diese Wut kannte er nicht:
»Satteln sie sofort die Pferde. Wir reisen in fünfzehn Minuten ab.«
Der Captain sah ihn verwundert an:»Sir?«
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1863 - Was würdest Du machen?
Historical FictionWas mache ich hier eigentlich? Ben ist verzweifelt. Ja, was macht man eigentlich, wenn man eigentlich als Student eine Party plant und sich plötzlich im blutigsten Krieg des 19ten Jahrhunderts, dem amerikanischen Bürgerkrieg, wiederfindet? Auf jeden...