Kapitel 26:

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Als Helas Wachen auf Thor losstürmen, wirbelt er sich um seine eigene Achse durch sie hindurch. Umgeben von grellen Blitzen macht Thor unzählige Soldaten mit Schlägen und Tritten unschädlich und töten somit jeden in seinem Umfeld.

In dem Moment steigt über der Commodore eine Feuerwerksrakete auf; die Walküre versucht die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu ziehen, um Thor behilflich zu sein. Die Wachen fallen natürlich darauf rein und rennen in unsere Richtung. Seite an Seite kämpfen wir alle gegen die restlichen Wachen von Hela, die uns nur dabei zusieht, wie wir unsere Hände dreckig machen.

Mit zwei Eiszapfen in jeweils beiden Händen erlege ich die anrennenden Wachen und schieße jeweils einen Eiszapfen in den Kopf eines Wachen, der versuchte Miek zu töten.

Die Asgardianer, die wir versuchen zu beschützen, stürmen weiterhin panisch in das Raumschiff, aber so gut wie alle haben es geschafft. Als alle erledigt sind, gesellen Loki und ich uns zu Thor, der schnell aufatmet, aber kurz lächelt.

„Dir fehlt es an Pünktlichkeit.", sagt er zu Loki.

„Dir fehlt ein Auge."

„Es ist noch nicht vorbei.", sagt die Walküre, die an uns vorbei schreitet in Richtung Palast.

Vor ist liegt noch ein halber Weg der Brücke, welcher mit Toten übersäht ist. Die meisten sind Wachen von Hela, die ihren Tod uns zu verdanken haben. Nebeneinander stellen wir uns auf und gehen etwas nach vorne, als wir Hela entdecken, die von der Innenstadt auf uns zukommt.

Thor, welcher rechts neben mir steht, neigt seinen Kopf etwas zu mir. „Ich denke, wir sollten die Revengers auflösen."

Loki schnappt auf. „Los, schleuder 'n Blitz auf sie."

„Ich hab' sie grad mit dem mächtigsten Blitzer des Blitzkriegs getroffen und sie hat nicht mal gezuckt!", sagt Thor aufgebracht.

Hela geht in mitten der Brücke und kommt in einem langsamen Schritt auf uns zu. Sie scheint es nicht wirklich zu kümmern, dass sie an ihre toten Wachen vorbei schlendert. Für sie waren sie nichts. Nur Spielfiguren in ihrem Krieg. Nur eines schüchtert mich ein und das ist ihr Helm; ein riesiges Geweih, das über ihren Kopf ragt. Und dabei hat es doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Lokis Helm, welcher noch lange nicht so angsteinflössend aussieht.

„Wir müssen sie nur hinhalten, bis alle an Bord sind.", sagt sie Walküre.

„Das wird auch dann nicht enden.", meint Thor. „Je länger sich Hela in Asgard aufhält, umso mächtiger wird sie. Wir können ihr nicht entkommen. Wir müssen sie stoppen. Hier und jetzt."

„Und wie stellen wir das an?", frage ich.

Loki, welcher links von mir steht, schaut zu Thor und hofft auf eine kluge Idee. Doch Thor beantwortet meine Frage nicht, sondern geht langsam nach vorne.

Lässig kommt Hela weiter auf uns zu und ich kann ihre Umrissen immer mehr erkennen. Das Geweih, die hautenge dunkle Rüstung und diese angsteinflössenden Augen, die einen durchbohren; sie ist der Tod selbst und sie kommt direkt auf uns zu.

Ich blicke hinter mir zum Schiff und entdecke, dass immer noch einige Dutzende Asgardianer nicht an Bord sind. Mit entschlossener Miene blicke ich wieder nach vorne und muss mir irgendetwas einfallen lassen.

„Asgard ist nie ein Ort gewesen. Es ist das Volk.", sagt Thor und ich halte meinen Atem an. Ich glaube, ich weiß, worauf er hinaus will.

Thor dreht sich zu uns allen um. „Es ging nie darum Ragnarök zu verhindern. Es ging darum Ragnarök auszulösen! Surturs Krone im Keller... ist der einzige Weg."

„Überaus kühn, Bruder.", sagt Loki, welcher immer noch etwas außer Puste ist. „Selbst für mich."

„Loki, kannst du sie bitte für mich holen? Wir werden Hela so lange ablenken."

Loki nickt kurz und läuft dann zurück zur Commodore, die weit hinter uns liegt. Und so nehmen Thor, die Walküre und ich es mit Hela auf; Blitze schlagen erneut aus Thors Körper und Hela schleudert kurze Speere entgegen, die ich mit einen Eiszapfen abblocke, indem ich sie gegen die Speere werfe. Thor greift daraufhin Hela an, die ihm ausweicht und Thor schließlich über sie hinweg fliegt. Die Walküre tritt Hela im Nahkampf, doch diese schleudert sie bloß fort. Ich bilde einen längeren Eiszapfen und versuche Hela mit diesem zu töten. Ich weiche ihren Schlägen aus und bringe sie mit einem Fußstoß zu Fall, doch sie kann der Spitze meines Eiszapfens ausweichen. Stattdessen trifft sie meine Schulter mir meinem Speer.

Vor Schmerzen schreie ich laut auf, falle auf die Knie und entdecke dabei die Commodore, die über ins hinweg fliegt. Ich entdecke Loki am Cockpit, welcher zu uns hinuntersieht, aber mit höchster Geschwindigkeit zum Palast fliegt. Und ich wünsche mir in diesem Moment, dass ich bei ihm wäre, anstatt hier auf der Regenbogenbrücke, wo ich es mit der Göttin des Todes aufnehme.

Während die Walküre es erneut mit Hela aufnimmt, hilft Thor mir hoch und blickt zu dem Raumschiff, auf dessen nun alle Asgardianer sicher sind.

„STARTEN! LOS!", brüllt Thor und wir entdecken Heimdall, der im Raumschiff verschwindet.

Ich reiße den Speer aus meiner Schulter und kneife mir dabei meine Augen zusammen. Die Wunde ist nicht tief, aber sie schmerzt höllisch, da sich die Haken des Speers in meine Muskeln eingeritzt haben. Es blutet, aber nicht zu sehr. Der Schmerz erinnert mich bloß daran, wofür ich eigentlich kämpfe; es gibt mir Kraft.

Mit einem lauten Schrei bilde ich über ein Dutzend Eiszapfen, die ich in die Höhe steige lasse und sie einer nach dem anderen auf Hela schieße. Doch sie blockt sie gekonnt ab, als wäre es nichts.

In dem Moment startet das Raumschiff und auf eine Armbewegung von Hela schießt ein riesiger Speer aus dem Wasser in die Höhe und bohrt sich in das Schiff.

Eine neue Welle von Helas Streitmächten klettern den riesigen Speer hinauf zum schwankenden Schiff. Dabei sehen wir zu, wie sie durch die offene Luke herein dringen, doch in dem gleichen Moment entdecken wir auch, wie jemand innerhalb des Schiffes jeden Wachen von Hela erschießt und ein lebloser Körper nach dem anderen herunter fällt.

Skurge springt aus der Luke und landet auf dem Leichenberg der Wachen, den wir hinterlassen haben. Er schießt alle nieder und blickt zum Schiff hinauf, das sich vom Speer gelöst hat und langsam aber sicher nach oben steigt.

„HELA!", schreit er und bahnt sich einen Weg auf sie zu.

Gerade, als er den letzten Wachen von Hela getötet hat und er auf sie zu rennt, wirft sie einen Speer direkt in seine Brust. Er fällt nach hinten zu Boden und fügt sich mit dem Berg der Leichen. Ein trauriger Moment, den ich verstehe. Skurge hatte Angst, die ganze Zeit über. Somit ist er Hela gefolgt, doch tief im Inneren wusste er, dass es falsch war.

Von einem Gedanken zum anderen werde ich in eine Vision gerissen, in der ich Loki entdecke, welcher die Krone von Surtur in die ewige Flamme der Waffenkammer wirft, welche lodernd wächst.

„Loki hat's geschafft.", flüstere ich zu Thor. „Er wird bald kommen. Wir müssen von hier so schnell wie möglich verschwinden."

Thor nickt und läuft auf Hela zu. „ES REICHT!"

Hela, die auf die kriechende Walküre losgeht, bleibt abrupt stehen und dreht sich zu Thor und mir um. Dabei lächelt sie uns breit an.

„Du willst Asgard? Es gehört dir."

Sie lacht laut auf. „Welches Spiel du auch immer spielst, es wird nicht funktionieren. Du kannst mich nicht besiegen."

„Du hast Recht.", sage ich und gehe an Thor vorbei. „Er kann es nicht und ich ganz gewiss nicht..." Ich blicke kurz zurück zum Palast, dann wieder zu Hela und ich muss dabei einfach lächeln. „...aber er kann es."

Ich deute auf den Palast hinter uns, welcher in Flammen zerbirst. Surtur erhebt sich aus dem Feuer und zerstört somit den gesamten Palast binnen Sekunden.

Der Palast, der einst Heimat für mich war und sich auch so anfühlte, ist komplett in den Flammen verschwunden und alles, was bleibt, sind Erinnerungen daran.

Doch wie Thor sagte, ist der Ort selbst nicht die Heimat; es ist das Volk.

Freya: RagnarokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt