Freya: Ragnarok

Kapitel 6:

Thor und ich gehen mit skeptischen Blicken die Treppen hoch und bleiben vor der großen Eingangstür stehen. Wir schauen uns das altertümliche Gebäude erstmal eine Weile lang an, bis wir uns dann Blicke austauschen.

„Ich klopfe, du redest."

Ich seufze. „Sagt der mit den Muskeln."

Thor hebt gerade seine Faust, um gegen die Tür zu klopfen, als er plötzlich ins Leere schlägt und wir beide uns von einer Sekunde zur anderen in einem dunklen Raum des Gebäudes befinden.

„Was war das?!"

„Keine Ahnung.", sage ich und drehe mich einmal um mich herum, um den Raum zu identifizieren.

Überall stehen große und kleine viereckige Vitrinen aus Glas, in denen sich Dinge befinden, die sicherlich aus gutem Grund weggesperrt worden sind. Von innen macht das Gebäude noch einen viel älteren Eindruck, als von außen. Alles ist sehr antik, aber bequem, eingerichtet

„Thor Odinson und Freya Nelson."

Die dunkle Stimme kommt aus der anderen Richtung. Wir entdecken eine Gestalt vor einem großen runden Fenster, das einige Meter von uns entfernt ist.

Es ist offensichtlich ein mann, der in unsere Richtung starrt, doch es viel zu dunkel, um ihn zu erkennen. Dann plötzlich kommt er zu uns geschwebt und wir entdecken, dass er ein langes Gewand hinter sich trägt. Er schwebt über die Treppe und das Gelände hinweg direkt zu uns.

„F-freya, bloß Freya."

Thor hebt seinen Hammer nach oben, jedoch hält er nur einen Regenschirm in der Hand. Der Mann muss ihn wohl oder übel verzaubert haben, damit Thor ihn nicht angreifen kann – falls das nötig wäre.

Der Mann hat einen gepflegten Bart, dunkelbraune Haare, die er nach hinten gekämmt hat und helle Augen. Er sieht nicht so alt zu aus, wie ich durch seine Stimme vermutet habe. Das Gewand ist in einem dunkleren Rot, als das von Thor und hat einen längeren Kragen, der sich zu den Seiten ausdehnt.

„Sie können den Regenschirm runternehmen.", sagt er gelassen.

Thor beginnt kurz zu lächeln und legt ihn in einen aus Holz gemachten Regenschirm-Halter. Dann ändert sich der Raum schon wieder in einer Millisekunde und wir stehen in einem anderen Raum. Diesmal lehnt sich der Zauberer gegen einen Holztisch, auf dem große Vasen stehen und mustert Thor und mich mit verschränkten Armen.

Thor beginnt zu lachen. „Die Erde hat jetzt also... Zauberer?" Er schaut zu mir. „Wusstest du davon?"

„Nein." Ich schaue zum Mann. „Wusste ich nicht."

„Ich bezeichne mich lieber als ‚Meister der mystischen Mächte'."

„Alles klar, Zauberer. Wer sind Sie und was sollen wir hier?", fragt Thor nervös.

„Mein Name ist Dr. Stephen Strange und ich habe ein paar Fragen an euch beide." Er lockert seine Arme und steht wieder aufrecht. „Setzen Sie sich."

Erneut ändert sich der Raum. Diesmal kommt uns beiden ein kleiner Windstoß entgegen und im nächsten Moment sitzen Thor und ich in bequeme, aber alte braune Sessel. Wir befinden uns in einer Art Bibliothek, in der sicher tausende von Bücher in den großen Regalen befinden. Außerdem erkenne ich zahlreiche Globusse und Karten über den Raum verteilt. Nach der Architektur her würde man fast meinen, dass man sich im siebzehnten Jahrhundert befindet.

Gegenüber von uns sitzt Dr. Stephen Strange auf einem Holzstuhl und hat beide Hände vor seinem Bauch zusammen gelegt. Thor und ich sind komplett verwirrt über seine Mächte, denn er hat keine falsche Scheu sie uns zu zeigen. Womöglich dient das ganze nur zur Abschreckung, denn er scheint sehr selbstbewusst über das Ganze zu sein.