Kapitel 5:

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Obwohl ich für einige Tage in Asgard bleiben wollte, blieb ich doch nur für etwa zwei Stunden. Wäre ja zu schön um wahr zu sein, wenn ich wirklich etwas länger als zwei Tage in Asgard verbringen konnte.

In New York landen wir in einer Gasse, wo Thor und Loki mit Hilfe von einem Zauber menschlichere Kleidung annehmen, anstatt der Rüstung und Gewände, mit denen sie bloß nur auffallen würden.

Während Thor eher zur bequemeren Kleidung neigt, das aus einer Jeansjacke mit einem Hoodie und lockeren Jeans besteht, steht Loki in einem komplett schwarzen Anzug dort. Sogar das Hemd und die Krawatte sind schwarz. Na ja, immerhin passt er sich seiner Haarfarbe an.

Thor schaut ihn drohend an. „Wohin?"

„Hier...", seufzt Loki und geht die Straße entlang. „Wie es scheint, haben sich die Menschen seitdem gut erholt." Er deutet auf einige Gebäude, die immer noch renoviert werden.

„Halt die Klappe, Loki.", knurrt Thor.

Nach wenigen Minuten bleibt Loki vor einer Baustelle stehen, welches von Trümmern übersäht ist und man das goldene Adressschild noch gut erkennen kann: Shade Acres Pflegeheim.

„Ich kann es nicht fassen!", kommt es aus mir heraus. „Du hast ihn in ein Pflegeheim gesteckt?"

Loki verschränkt seine Arme vor der Brust, genau wie Thor, und ignoriert meine Frage, sondern versucht sich wieder einmal aus der Patsche zu holen.

„Ich schwöre, ich ließ ihn genau hier zurück!", meint er fest und entschlossen. „Direkt hier!"

Thor seufzt. „Direkt hier auf dem Bürgersteig oder direkt hier auf dem Gebäude, das abgerissen wurde?"

„Woher soll ich das denn wissen? Ich kann nicht in die Zukunft sehen, wie Freya. Bin schließlich keine Hexe."

Loki schaut schief von der Seite zu mir herunter und kann sich sein Grinsen nicht verkneifen.

„Warum bist du dann wie eine gekleidet?", kommt es aus mir heraus.

Das könnte ich den ganzen Tag so weitermachen, aber schließlich sind wir keine Kinder mehr. Wie es aussieht hat sich die Beziehung zwischen Loki und  mir so verändert, dass wir uns gegenseitig runterziehen und Späße vom jeweiligen erlauben.

Mittlerweile wissen wir, dass wir nichts mehr vom anderen erwarten.

„Ich fasse es nicht, dass du noch lebst!", stößt Thor dem Thema wechselnd hervor. „Ich habe dich sterben sehen! Ich hab' um dich getrauert." Thor schaut kurz zu mir. „Wir haben um dich getrauert; Tränen vergossen!"

Loki zieht die Augenbrauen zusammen und scheint diesmal keinen Spaß daraus zu machen, sondern versucht irgendwie so damit umzugehen, dass es zu keinem Streit eskaliert.

„Ich fühle mich geehrt."

Thor schaut zu mir. „Freya?"

„Ja?"

„Versuch rauszufinden, wo Odin ist."

Loki verdreht die Augen. „Oh, jetzt kommt die Hexe doch noch ins Spiel."

Knurrend drehe ich mich zu Loki um. „Nenn' mich noch einmal Hexe und ich zeig' dir was Verbrennung beim lebendigem Leibe bedeutet."

Nun dreht er sich auf zu mir um und steht mir genau gegenüber. „Bei dieser Kälte in dir?"

„Eis kann genauso gut brennen, wie Feuer! Vergiss das nicht! Du solltest es ja wissen!"

„Leute!", knurrt Thor und zieht Loki zu sich zurück. „Das hilft nicht viel weiter."

In dem Moment erscheint etwas leuchtendes um Lokis Fuße, das sich immer schneller um ihn dreht. Es sieht aus ein Kreis aus Flammen und Funken, die sich immer schneller um Lokis Füße kreisen.

„Was ist das?", fragt Thor. „Was machst du denn?"

„Das... bin ich nicht.", meint Loki verwirrt.

In dem Moment verschwindet er; Loki wird wortwörtlich wie vom Erdboden verschluckt. Vor unseren Augen verschwindet er in diesem Kreis im Boden, als wäre er direkt hinein gefallen. Der Kreis schließt sich gleich danach und Lokis Schrei verstummt augenblicklich.

Und er hinterlässt eine kleine Karte, die ich sofort aufhebe.

„Was steht denn da?", fragt Thor.

177A Bleecker Street."

„Kennst du die Straße?"

„Nop, aber wir werden sie schon finden. Komm."

Es gibt tausende von Straßen in New York, aber ich brauche nicht mal meine Visionen, um zu sehen, wo sich diese Bleecker Street befindet, sondern hole uns einfach ein Taxi.

Und so weit weg ist die Straße auch nicht, wie ich es gedacht habe, denn die Fahrt dauert nicht mal zehn Minuten.

Wir kommen in einer etwas ruhigeren Gegend etwas außerhalb der Stadt an, wo an den Straßen noch Bäume wachsen und es etwas grünlicher ist, als in der Innenstadt.

Als wir aus dem Taxi steigen und auf die andere Straßenseite gehen, bleiben wir vor einem älteren Gebäude stehen. Wir sind uns erst sicher, dass wir richtig sind, als wir das aus Bronze erbaute Adressschild entdecken, auf der genau 177A Bleecker Street steht.

Hier könnte sich Loki vielleicht befinden.

Freya: RagnarokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt