Kapitel 2:

157 10 0
                                    

Ich schieße wie ein Lichtstrahl aus der Erde hoch hinaus mitten ins Universum hinein durch den Kosmos. Und nur wenige Sekunden später komme ich auch in Asgard. Der feste Boden unter mir gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich bin schon lange nicht mehr so gereist und mein Magen verträgt solche strapaziösen Fahrten wohl nicht mehr.

„Oh, Ladies! Seht! Wir haben Besuch!"

Das hört sich alles andere, als Heimdall, an. Das erklärt womöglich, wieso der Bifröst nicht sofort geöffnet wurde.

Als der Bifröst wieder still ist, erblicke ich zwei junge Frauen, die auf den Treppen in der Mitte des Bifrösts sitzen, während hinter ihnen ein Mann steht, wie geahnt, der mir den Bifröst geöffnet hat. Er hat eine Glatze mit Tätowierungen auf dem Kopf, die aussieht wie zwei dicke Streifen, die auf seiner Stirn zusammenführen. Und er trägt, wie jeder Mann hier in Asgard, eine dicke Rüstung, die ihn breit wirken lässt.

Ich bleibe lange stehen, bis ich mich traue nach vorne zu gehen, denn trotz, dass der Bifröst Teil von dem ist, was ich schon lange kenne, fühlt er sich fremd an. Und immer noch ist keine Spur von Heimdall zu sehen.

„Komm herein! Bloß keine falsche Scheu!", lacht der Mann.

Langsam trete ich hervor und denke mir nichts dabei. Die Frauen mustern mich seltsam von oben bis unten und runzeln die Stirn. Mein Kleidungsstil gefällt ihnen wohl nicht. Der wohl jetzige Wächter des Bifrösts geht die Treppen an der Seite herunter, währenddessen ich diese umrunde. Als er mir näher kommt, erblicke ich seine dunkelbraunen Augen und den buschigen kurzen Bart um seinen Mund.

„Ladies, wir haben Besuch aus Midgard!" Er schaut wieder zu mir und schaut mich trotz seiner freudigen Stimme ernst an. „Sie kommen gerade rechtzeitig!"

Rechtzeitig? Wofür? Die Frauen lächeln immer noch nicht auf und schauen mich an, als würde ich ihnen ihren Mann vor ihrer Nase wegstehlen.

„Wer sind Sie?", frage ich misstrauisch.

„Das wissen Sie nicht? Ich bin Skurge. Und Sie sind...?"

Er will mir die Hand schütteln, doch ich halte meine Hände bei mir.

„Wo ist Heimdall?"

„Dieser Verräter? Das weiß niemand. Er ist auf der Flucht vor dem Gesetz."

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Verräter?"

„Was soll ich sagen?", sagt er abschweifend, als wäre es schon hunderte von Jahren her. „Odin hat Heimdall wegen Vernachlässigung seiner Pflichten angeklagt, aber er ist vor der Verhandlung verschwunden." Er lacht. „Ist schwer jemanden zu fangen, der alles im Universum sehen kann."

„Sicher.", sage ich und gehe zum Ausgang des Bifrösts.

„Warte! Warte!" Skurge schneidet mir den Weg ab. „Ich muss eure Ankunft verkünden. Wie heißen Sie?"

Ich lächele. „Das wissen Sie nicht?" Dann gehe ich an ihm vorbei.

„Warte!"

„Skurge, lass sie!", sagt einer der beiden Frauen und er lässt schließlich von mir ab. „Komm her, und zeig uns weiter deine Waffen."

Ich hingegen mache mich auf den weiten Weg der Regenbogenbrücke bereit, die sich vor meinen Augen ausbreitet.

Ein Anblick, den ich vermisst habe.

Freya: RagnarokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt