Kapitel 16:

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Nach dem Kampf wurden Thor und ich von der Gefangenschaft entlassen. Ich wurde von ihm getrennt und in die besseren Räume gebracht, die sich in der oberen Hälfte des Hochhauses befinden. Unterwegs dorthin entdecke ich Hulk, der mich bloß mickrig von oben ansieht. Ich bleibe abrupt stehen und drehe mich zu ihm um.

„Bruce?"

Er antwortet mir nicht und ich werde von einem Wachen nach vorne geschubst. Etwas später entdecke ich die Frau, der Thor und ich überhaupt zu verdanken haben, dass wir in Gefangenschaft waren.

Als ich in dem großen geräumigen Zimmer ankomme, auf dem ein großes Bett, ein Swimmingpool und eine Bar hat, kann ich mir gut vorstellen, dass dieses Zimmer für den Hulk ist.

Thor steht bei der Fenster und starrt in Gedanken versunken nach draußen.

„Thor?" Ich gehe langsam auf ihn. „Thor? Alles in Ordnung?"

Er antwortet nicht, doch nach wenigen Sekunden kommt er wieder zu sich.

„T-tut mir leid. Ich war wohl in Gedanken versunken." Er seufzt. „Ich versuche mit Heimdall zu reden, doch wie es scheint, kann er mich nicht hören."

„Heimdall?"

Es leuchtet mir sofort ein. Ich fasse Thors Hand und versuche in seinen Gedanken das Gespräch selbst zu finden, das er und Heimdall gerade geführt haben. Es scheint, dass Heimdall noch sehr stark ist - wie immer.

„Freya, was...?"

„Pssht!"

Ich halte seine Hand noch fester. Und dann sehe ich es.

Thor und ich stehen in einer altertümlichen Burg, doch wir beiden wissen nicht, wo wir uns befinden. Mutmaßlich in Asgard.

Ich lasse Thors Hand los und gehe einen Schritt nach vorne, als ich Heimdall vor uns erkenne. Er trägt seine goldene Rüstung nicht mehr, sondern ein dunkles Gewand. Aber seine goldenen Augen hat er immer noch. Und sie starren mich an.

„Ich sehe euch, aber ihr seid weit weg."

„Was geht hier vor?", fragt Thor unsicher.

„Kommt, seht selbst."

Heimdall verschwindet hinter einer Säule und wir folgen ihm. Wir entdecken Bewohner aus Asgard, die sich versteckt halten.

„Ich biete Zuflucht in einer Festung gebaut von unseren Vorfahren, aber wenn unsere letzten Soldaten fallen, bleibt nur die Flucht über den Bifröst."

„Du redest davon Asgard zu evakuieren?"

In dem Moment hören wir ein lautes Knurren. Es müssen die Streitkräfte von Hela sein, die nach den Bewohnern suchen.

„Wir werden nicht überleben, wenn wir bleiben.", flüstert Heimdall. „Sie zieht ihre Kraft aus Asgard und wird jeden Tag stärker." Dann schaut er zu den Bewohnern. „Kommt mit!"

Heimdall rennt auf die anderen Seite und deutet auf einen dunklen Gang, an welchem am Ende sich eine Tür befindet. Er schickt die Bewohner dorthin, welche ihm sofort gehorchen.

„Hela ist unersättlich. Kontrolliert sie den Bifröst, verschlingt sie die Neun Welten und den Kosmos. Wir brauchen euch beide hier in Asgard."

„Wir arbeiten dran, aber wir wissen nicht einmal, wo wir sind.", sage ich.

„Ihr seid auf einem Planeten umgeben von Portalen. Geht durch eins hindurch."

„Durch welches?", fragt Thor.

„Das Große.", sagt Heimdall, als er sein langes Schwert in die Hand nimmt und die Soldaten von Hela angreifen, die uns nicht sehen können und daher nur Heimdall angreifen.

In dem Moment verschwinden Thor und ich in der Luft und wir sind wieder im Zimmer von Hulk. Dort versucht Thor den Sensor an seinem Hals zu entfernen, doch er klafft wie eine Zecke an seinem Hals fest und das bloße Entfernen des Sensors würde einen Stromschlag auslösen.

Ich sitze am Fenster, als Hulk ins Zimmer schreitet und sich auf sein Bett sitzt.

„Thor traurig."

„Halt die Klappe!", zischt Thor genervt.

Hulk steht auf uns schubst Thor zu Boden. „Thor traurig!"

Wütend steht Thor wieder auf. „Ich bin nicht traurig, du Idiot! Ich bin mächtig angepisst!" Er schießt ein kleines Spielzeug mit seinem Fuß weg, das gegen die Mauer knallt. „Ich habe meinen Vater verloren! Außerdem meinen Hammer!"

Hulk wendet sich genervt von Thor ab. „Argh! Jammern! Weinen!"

„Du hörst ja nicht mal zu!" Thor tritt erneut gegen irgendwelches Zeug, das in Hulk Richtung fällt.

„Nicht treten Zeug!"

„Du bist echt ein miserabler Freund!", knurrt Thor wütend.

„Haltet beide eure Klappen!", schreie ich, doch ich werde gekonnt ignoriert.

„Du miserabler Freund!"

Thor verdreht seine Augen. „Weißt du, wie wir dich nennen? Wir nennen dich den dummen Avenger!"

Ich schaue verwundert zu Thor, denn gerade Bruce ist der Schlauste von uns allen.

Hulk greift nach einem Schild und wirft es in Thors Richtung, der dessen ausweicht. „Du mickriger Avenger!"

„Hast du sie noch alle?", brüllt Thor und deutet mit dem Finger auf ihn. „Weißt du was? Die Erde hasst dich doch!"

Hulk wird stumm und will erneut etwas nach Thor werfen, doch das lässt er zu Boden fallen. Stattdessen setzt er sich erneut auf sein Bett und scheint beleidigt zu sein. Ich schaue Thor vorwurfsvoll an und deute mit einem Nicken auf Hulk.

Thor erkennt die verletzenden Worte und geht auf ihn zu. Er setzt sich ruhig neben ihn aufs Bett und der Anblick gibt mir ein Gefühl von Familie wieder. Ich weiß nicht, aber, wenn drei der Avengers in einem Raum sind, fühlt es sich irgendwie wie Zuhause an.

„Tut mir leid, dass ich das gesagt hab'." Thor schaut zu Boden. „Du bist nicht der dumme Avenger. Niemand nennt dich den dummen Avenger."

„Schon gut.", knurrt Hulk.

„Du kannst nicht einfach rumrennen und ein Schild nach jemanden werfen! Du hättest mich umbringen können!"

„Ich weiß! Tschuldigung. Ich nur so wütend andauernd! Hulk immer... immer so wütend."

Thor verschränkt beide Arme. „Ja, wir sind uns sehr ähnlich. Einfach zwei hitzköpfige Trottel."

„Ja, ähnlich. Hulk wie Feuer. Thor wie Wasser."

„Eigentlich sind wir beide wie Feuer."

„Aber Hulk wie echtes Feuer. Hulk wie Feuersturm! Thor wie winziger Funke."

Thor muss lachen und ich geselle mich zu ihnen. Dies ist der Zeitpunkt, indem ich endlich wieder die Tatsachen in den Vordergrund bringe. Wir sind immerhin auf einem Planeten gefangen und müssen von hier schleunigst verschwinden.

„Hulk... du musst etwas für uns machen.", sage ich und er schaut verwundert zu mir.

„Hulk alles machen für Freunde."

Freya: RagnarokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt