chapter 8

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"Na komm, langsam. Ich bring dich ins Bett", leise sprach ich beruhigend auf ihn ein und half ihm in sein Schlafzimmer. "Nich müde", murmelte er. Ich setzte ihn aufs Bett. "Warum tust du das Chris? Trinken? Prügeln?". Er sah mich kurz an, antwortete aber nicht und zog sich stattdessen das Shirt über den Kopf. Etwas taumelnd stand er dann auf und legte seine Arme um mich. "Bleibst du bei mir?".

Bedrückt sah ich ihn an. "Weißt du, wer ich bin?". Überlegend sah er mich an. "Du erinnerst mich an jemanden, ja.". Sein Griff wurde fester. "Aber Liv kommt eh nie wieder", murmelte er wehmütig und ehe ich antworten konnte, trafen seine Lippen auf meine.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Einerseits genoss ich es, andererseits-. "Tut mir leid", flüsterte er und entfernte sich. Er zog seine Jeans aus und legte sich ins Bett. Fragend sah er mich an, seine Augen wirkten unglaublich müde und erschöpft. "Leg dich hin.". Ich stand unentschlossen da, sah mich nervös um. "Du musst auch nicht, aber-", er strich sich durchs Haar, "-aber ich will dich nicht nach Hause lassen.". Die frische Luft vorhin tat ihm wohl gut, ich glaubte nicht, dass er sich nicht hieran erinnern würde.

Ich zog mir also die Jeans aus und legte mich zu ihm ins Bett. Fast sofort zog er mich auf seine Brust und begann über meinen Rücken zu streichen. "Ich trinke, weil ich nicht mit Stress klarkomme", flüsterte er nach einigen Minuten Stille. "Und ich schlage mich, weil ich von den Leuten angeglotzt werde und-. Der eine hat meine Familie beleidigt und-". Er brach ab und ich setzte mich leicht auf.

Es fühlte sich an wie damals, als wir uns noch alles erzählten. "Lass dir nichts sagen Chris, wirklich. Du packst das. Alkohol und Gewalt sind die letzten Lösungen.". Sanft strich ich ihm über die Wange und den leichten Bart. "Du erinnerst mich an meine beste Freundin Süße", flüsterte er nun und ich sah ihn einfach nur an. "Wie sehr ich mir wünsche sie wieder zu sehen, einfach um ihr von dir zu erzählen.". Kaum ausgesprochen lehnte er sich hoch und küsste mich. Und ich ließ mich darauf ein. Es fühlte sich zu vertraut und zärtlich an, als das ich ihn nun stoppte. Seine Küsse wurden leidenschaftlicher...

"Schlaf schön Süße", etwas außer Atem hauchte er mir einen Kuss aufs Haar und zog die Arme fester um mich. Er schien schnell zu schlafen, da kurz darauf sein stetig tiefes Atmen zu vernehmen war. Ich wollte schlafen, doch ich konnte nicht. Meine Gedanken rasten und ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Was war in seinem Leben los, dass er an solchem Stress litt. Da musste mehr dahinter stecken.

Und was meine Wenigkeit angeht? Er hatte mich wenigstens nicht ganz vergessen und wollte mich wiedersehen, doch würde er am Morgen noch genauso denken? Jeglicher Mut, den ich mir mühsam angesammelt hatte, fiel gerade wieder von mir ab. Ich hatte gerade einfach nur noch Angst vor seiner Reaktion. Mit diesen Gedanken fiel ich in einen leichten, kaum erholsamen Schlaf.

Als ich wach wurde, schlief er noch hinter mir. Leise stand ich auf und sammelte meine Sachen zusammen. Ein kurzer Abstecher ins Bad und dann in die Küche. Ich sah mich nach einem Zettel und Stift um, wurde sogar fündig und begann zu schreiben:

guten morgen Chris, ich weiß nicht an wie viel du dich erinnern wirst an diesem morgen. Ich hoffe dir geht es einigermaßen gut, sorry dass ich schon wegbin.. Wir werden uns wiedersehen. L

Ich sah noch kurz ins Schlafzimmer und seufzte. "Ich liebe dich", flüsterte ich leise bevor ich schlussendlich die Wohnung verließ. Ich scrollte durch mein Handy und entsperrte Andreas, dessen Nummer auch sofort gewählt wurde.

"Reinelt?". Ich atmete durch. Tatsächlich noch die richtige Nummer. "Hey, hier ist Liv.". Ich hörte, wie es raschelte und kurz war es still. "Es ist nichtmal 7 Uhr, was gibt's?". Ich strich mir durchs Haar. "Chris.". "Was ist mit Chris?". Kurz schwieg ich, dann platzte es einfach raus. "Er hat sich im Club geprügelt, ich hab ihn da rausgeholt und bin mit ihm nach Hause und-.". Ich atmete durch und schluchzt doch auf. "Er hat mich nicht erkannt, vielleicht durch den Alkohol und keine Ahnung. Scheiße Andreas, ich hab mit ihm geschlafen!".

Stille. Es war keine solch angenehme Stille und er durchbrach sie auch erst nach einer gefühlten Ewigkeit. "Ihr habt miteinander geschlafen, er weiß aber noch immer nicht, dass du Liv bist?". "Ja.". Er seufzte auf. "Komm zu uns. Wir finden da eine Lösung und ich sprech mit Chris mal. Du musst aber aufhören davon zu laufen. Das bringt euch beide nicht weiter Liv. Stell dich deinen Gefühlen, schlimmer werden kanns ja nicht.".

Wo er Recht hatte, ja. Er gab mir seine Adresse und ich stimmte zu gegen 11 Uhr vorbei zu kommen, um das mit Andreas zu besprechen. Er war heute wie damals schon ein großartiger Zuhörer und hatte immer einen Rat bei Hand. Was Chris anbelangt war ich mir nicht sicher. Ich konnte ihn nicht einschätzen, aber ich wünschte ich könnte es.

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