chapter 10

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Langsam schlug ich die Augen auf. Ich fühlte mich total gerädert und erschöpft. Leise gähnte ich und drehte mich vorsichtig um. Dass mein Herz sofort wieder unnormal schnell schlug, musste ich nicht sagen. "Hey, du bist wach. Wie geht's dir?". Er musste auch geschlafen haben, seine Stimme war rau und seine Haare standen in alle erdenklichen Richtungen. "Ganz oke", flüsterte ich.

"Möchtest du reden?". Es war eine ganze Weile still bevor er das fragte. Ich nickte nur leicht und setzte mich auf. "Aber nur wenn du mich ausreden lässt.". Er nickte leicht und strich behutsam über meine Wange. "Natürlich.". Ich griff seine Hand und legte sie sachte weg, es würde mich nur ablenken jetzt.

"Ich habe dir und Joelle vertraut. Du weißt, dass ich außer euch kaum jemanden hatte und ich mich euch anvertraut habe, egal was war. Und plötzlich redet ihr beide nicht mehr mit mir, sagt mir Treffen ab und antwortet nicht auf Anrufe.". Ich atmete leise durch, ihm ins Gesicht zu schauen traute ich mich auch nicht wirklich. "Und dann muss ich euch zuhören. Und erfahre so nach weiß Gott wie vielen Monaten, was bei euch abläuft.".

Der ganze Schmerz kam wieder hoch und ich wollte gerade wieder etwas sagen, als Andreas zur Tür hereinkam. "Chris, da ist jemand, der zu dir will.". Er schüttelte den Kopf. "Nicht jetzt.". Doch da kam plötzlich eine weitere Person in den Raum. Eine Frau, jünger und schlanker als ich. "Ach hast du dir also schon die nächste geholt, was?!". Erschrocken zog ich die Decke hoch und sah Chris an. Dieser war bereits aufgesprungen und ging zu ihr. "Julia, nicht hier", er verließ mit ihr den Raum und ich konnte sie streiten hören.

Andreas setzte sich zu mir. "Es ist wirklich nicht, wie du denkst. Das verspreche ich dir.". Ich nickte nur und stand auf. "Hör zu. Chris und ich sind ab Morgen einige Tage unterwegs, nimm dir die Auszeit und versuch dir klar zu machen, was du möchtest und ob du ihn noch möchtest.". Ich nickte und zog meine Jeans an. "Ich geb eure Nummern wieder frei, meldet euch vielleicht mal.". Er nickte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand ich leise wieder und fuhr heim. Mit Jogginghose lümmelte ich mich aufs Sofa und entsperrte jegliche Nummern.

Dann schrieb ich ihm: Sorry für den spontanen Abflug. Ich wusste nicht in wieweit du das mit der Dame klären konntest. Andy meinte, dass ihr die nächsten Tage nicht da seid... Meld dich vielleicht mal, falls du magst :) love, L

Ich checkte noch einige Nachrichten und bekam dann einen Anruf von meiner Mutter. "Hey Mom", ich musste leicht lächeln. "Na mein Schatz, wie geht es dir?". "Ach alles gut und euch? Gibt es etwas bestimmtes?". Ich machte mir nebenbei etwas zu Essen und stellte sie auf Lautsprecher. "Bei uns ist alles perfekt. Ich wollte fragen, ob du Sonntagabend mit mir nach Halle möchtest? Ich habe von meiner Kollegin Karten geschenkt bekommen.".

Vielleicht war das ja eine Möglichkeit ihn kurzerhand zu vergessen. "Ja sehr gerne. Was ist da für eine Veranstaltung?". "Irgendwelche Magier, klingt gar nicht schlecht.". Wir sprachen noch eine ganze Weile und legten irgendwann auf. In manchen Fällen wünschte ich mir echt, dass ich mehr Freunde hätte mit denen man reden kann. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit meinen Gefühlen zu Chris umgehen sollte.

hey liv, alles gut. Ich hab das geklärt, tut mir leid. Ja, wir sind etwas unterwegs jetzt, ich erzähle dir bald mehr, wenn du mir zu ende erzählst was du eigentlich noch sagen wolltest ;) schlaf hoffentlich ganz schön. see you, C

Mein Herz hüpfte freudig umher und vielleicht war es wirklich an der Zeit, dass ich ihm näherkommen könnte. In seinen Armen zu schlafen, seine Nähe und seine Wärme. Das alles hatte mich binnen dieser Tage schwach gemacht. Ich wollte mich nicht mehr wehren.

Das werde ich noch machen Chris. Hast du vielleicht Lust mal wieder was gemeinsam zu machen?

Ich konnte sehen, dass die Nachricht sofort gelesen wurde. Jedoch kam keine Antwort für einige Minuten, ehe dann plötzlich sein Name groß auf dem Handy aufleuchtete. "Naaa schöne Frau", auch wenn er es nicht sehen konnte, ich wurde gerade unglaublich rot und schüchtern. "Hey du.". "Sonntagnacht bin ich zurück, wie wäre es mit Mittag in der Stadt?". Lächelnd setzte ich mich auf, bis mir einfiel, dass ich arbeiten musste.

"Ich muss arbeiten Chris", seufzte ich. "Gut, dann hol ich uns Essen und komm in deiner Mittagspause zu dir.". Ich musste lachen. Solche Ideen konnte nur ein Reinelt aufbringen. "Okei, dann 13 Uhr bei mir?". Ich konnte in seinen Worten das Lächeln hören. "13 Uhr bei dir, mit Chinesisch.".

Er legte bald darauf auf, er wollte sich schon schlafen legen und ich versuchte es ebenfalls. Doch mir schien es schwieriger zu fallen, denn ich brachte bis 2 Uhr morgens kein Auge zu. Er hingegen schrieb mir kurz vorher, dass er nun wach sei und Sachen packte. Vielleicht kannte ich ihn wirklich kaum mehr, aber das machte es ja interessant.

Ich durfte ihn noch einmal ganz von vorne kennenlernen. Und vieles davon hatte ich tatsächlich noch nicht gewusst.

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt