chapter 33

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"Bitte was?", brachte ich leise raus. "Herr Reinelt hat Sie als einen seiner Kontakte hinterlegt und Sie wohnen hier in Kiel. Würden Sie bitte herkommen und sich am Empfang melden? Sie müssen möglicherweise einige Dinge entscheiden.". "Ja, ich mach mich auf den Weg.". Sie verabschiedete sich und ich ließ mein Handy sinken. Mir stand der Schock ins Gesicht geschrieben und ich musste erstmal durchatmen.

Chris lag also im Krankenhaus, der Brand war tatsächlich bei seiner Show gewesen und hat genau ihn erwischt. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich musste mich sammeln, um überhaupt losfahren zu können. Emotional total durcheinander fuhr ich durch die Kieler Stadt zur Helios Klinik. Meinen Wagen stellte ich belanglos irgendwo ab und begab mich zum Empfang. "Guten Tag, Mayson mein Name, ich wurde angerufen wegen Christian Reinelt.". Die Dame sah mich an, ging kurz eine Liste durch und nickte dann. "Station 4, mit dem Fahrstuhl hoch in die zweite Etage und dann melden Sie sich bitte bei Doktor Vogt.".

Ich folgte den Anweisungen und betrat die genannte Station, Intensivstation. Ich schluckte und ging zum Tresen. "Ich soll mich bei Doktor Vogt melden.". Eine der Schwestern nickte und entschuldigte sich. Kurz darauf kam sie mit einem Mann wieder, welcher mir die Hand reichte. "Sie sind sicherlich Frau Mayson, richtig?". Ich nickte. "Ja, genau.". Ich wollte ihn eigentlich sofort fragen, wie es um Chris stand, wollte aber auch nicht gleich aufdringlich wirken. "Wir gehen am besten kurz in mein Büro und unterhalten uns dort erst einmal.". Seufzend stimmte ich ihm zu und folgte dem Arzt in sein Büro.

"Setzen Sie sich doch", er deutete auf den Stuhl seinem gegenüber. "Wie geht es ihm?". Nun brach es doch einfach aus mir raus und ich sah Doktor Vogt gespannt an. Dieser lies ein tiefes Seufzen von sich und setzte sich. "Den Umständen entsprechend. Herr Reinelt und sein Bruder waren zum Zeitpunkt des Brandes in der unmittelbaren Nähe zum Brandherd, haben beide viel Rauch eingeatmet.". Er tippte mit seinen Fingern auf die Akte, die vor ihm lag. "Dem Bruder geht es schon wieder besser, das Atmen fällt ihm noch schwer aber es geht schon.".

"Und Chris?! Hören Sie auf um den heißen Brei zu reden!". Er sah mich an und fokussierte mich förmlich. "Er hat es nicht mehr rausgeschafft aus dem Raum.". Augenblicklich blieb mir die Luft weg und ich musste mich am Stuhl festhalten. "Was?", schluchzte ich auf. "Was bedeutet das?". "Er war dem Feuer länger und stärker ausgesetzt. Er war schon bewusstlos als man ihn unter einigen Trümmerteilen fand. Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber Herr Reinelt schwebt noch immer in akuter Lebensgefahr.".

Akute Lebensgefahr. Bewusstlos unter Trümmern. "Nein.". Ein ersticktes Schluchzen entdrang mir. "Es tut mir leid Frau Mayson, als sein Notfallkontakt müssen Sie im Ernstfall eine Entscheidung treffen. Ich habe bereits mit Frau Reinelt, der Mutter, gesprochen und Sie wird so schnell, wie möglich hier eintreffen. Dann müssen Sie gemeinsam die Entscheidungen treffen.". Ich nickte leicht. Wirklich realisiert hatte ich die Situation noch nicht. Chris war nicht bei mir, er könnte für immer gehen und schlimmstenfalls musste ich seinen Tod unterschreiben.

"Darf ich Ihn sehen?". Ich sah zu ihm hoch, Tränen liefen mittlerweile über meine Wangen. "Sie dürfen, ja. Ich bringe Sie hin, aber bitte verhalten Sie sich ruhig. Sein Bruder befindet sich im Zimmer gegenüber, Sie können dann auch zu ihm.". Er erhob sich und öffnete mir die Tür. Ich blieb stumm, in meinen Gedanken versunken. Gemeinsam gingen wir den Gang herunter bis ans Ende und blieben vor einem Raum stehen. "Nehmen Sie sich Ihre Zeit und drücken Sie die Klingel, wenn etwas sein sollte.". Ich nickte und wartete bis der Arzt mich allein lies. "Ganz ruhig bleiben", flüsterte ich mir selbst zu obwohl ich wusste, dass dies gleich kaum zu schaffen war.

Zaghaft öffnete ich die Tür und betrat langsam das Zimmer. Schon von hier konnte ich das stetige Piepen des Herzmonitors hören, die vielen Gerätschaften um seinen Körper sehen. Nur ihn selbst konnte ich kaum erkennen, was nur leider nicht an der Entfernung lag. Augenblicklich flüchtete ich ins Bad, wo ich mich schluchzend übergab. Mein Magen hatte zuerst ausgeführt, wie mein ganzer Körper sich gerade fühlte. Ich holte kurz Luft und wusch mir mit kaltem Wasser das Gesicht. "Er braucht dich jetzt Liv", flüsterte ich und verlies zögernd das Bad.

Ich ging näher an sein Bett heran und betrachtete ihn stumm. Das mulmige Gefühl im Magen wurde noch stärker und ein Schwindel überkam mich, sodass ich mich am Bett abstützte. "Chris", flüsterte ich leise und lies mich vorsichtig auf die Bettkante sinken.

Sein Gesicht war fast vollständig von Brandwunden überzogen, was sich so über seinen Körper zog. Er wurde mittels eines Tubus beatmet, hatte eine Infusion und hing am Herzmonitor. Er sah unglaublich zerbrechlich und schwach aus. Der Herzschlag war nur sehr holprig und sein Atem, vom Tubus unterstützt, kam minimal. "Du kannst mich hier nicht allein lassen Chris", flüsterte ich. "Tu mir das bitte nicht an, du weißt ich brauche dich.". Ich wollte seine Nähe, doch konnte ich ihn nicht berühren aus Angst ihn zu verletzen. "Chris, ich flehe dich an. Komm zu mir zurück", hauchte ich verzweifelt.

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt