chapter 19

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Die Tage flogen förmlich an uns vorbei und schon verabschiedete sich Chris zum nächsten Tourblock. Es war gerade 4 Uhr morgens und wir standen Arm in Arm auf dem Hallengelände. "Und du kannst wirklich nicht mitkommen?". Ich schüttelte leicht lachend den Kopf. "Nein Chris, ich muss arbeiten und du sowieso.". Er sah mich schmollend an. "Ich bin aber mein eigener Chef.".

"Bist du gar nicht, komm jetzt!". Andreas stand lachend einige Meter entfernt mit Steffi. "Haha sehr witzig, danke.". Chris rollte mit den Augen, dann seufzte er. "Ich kanns wohl nicht ändern he?". Ich schüttelte den Kopf und strich sanft über seine Wange. "Kommt gut an, mach keinen Mist.". Leicht lächelnd nickte er.

"Schlaf dich noch schön aus, schreib mir.". Er gab mir einen sanften Kuss und strich nochmal über meine Wange. Dann ging er langsam rückwärts zum Bus und winkte mir. Andreas stieg in den Bus und Chris folgte ihm dann. Steffi und ich standen noch bis der Bus das Gelände verließ.

"Na gut, ich fahr dann mal wieder heim.". Ich winkte Steffi, sie nickte nur. "Machs gut", meinte sie ehe sie auch schon zurück zum Haus ging. Ich machte mich ebenfalls auf den Heimweg, war aber dennoch in Gedanken. Warum war Steffi so komisch zu mir? Mochte sie mich nicht, oder hatte ich was falsch gemacht? Die Gedanken verfolgten mich auch noch als ich mich schlafen legte.

Chris

Gemeinsam saß ich mit Andreas noch unten im Bus. Die paar Leute vom Management, die bei uns mitfuhren hatten sich bereits schlafen gelegt. "Gehen wir nochmal die Tage durch?". Ich nickte und setzte mich ordentlich hin. "Wir müssen an der einen Stelle wohl bisschen umplanen, Tilo sagte da sei was kaputt gegangen." Ich nippte an meinem Kaffee und nickte.

Mit den Gedanken war ich woanders, was Andreas sagte, hörte ich nicht einmal. "Sie hat mir wieder geschrieben.". Es rutschte mir einfach raus und ich sah ihn an. "Bitte was? Was will sie?". Ich zuckte die Schultern und rührte in meinem Kaffee rum. "Irgendwas wegen der Scheidung.". Andreas seufzte. "Ich dachte das wäre geklärt?". Ich seufzte genervt.

"War es auch, aber jetzt schreibt sie wieder von wegen 'Oh du hast also schon eine Neue?'.". Ich schüttelte den Kopf. "Wir sind seit fast zwei Jahren getrennt und sie stresst immernoch so rum und unterschreibt die scheiß Scheidung nicht!". Wütend ließ ich den Löffel in den Kaffee fallen, der natürlich sofort den Tisch verdreckte. "Hey, beruhig dich Christian.". Mein Bruder stand auf und gab mir ein Tuch.

Während ich die Kaffeeflecken wegwischte, beobachtete er mich. "Kannst du sie nicht gerichtlich dazu zwingen?". Ich sah ihn an. "Was weiß ich. Es nervt mich einfach nur noch. Ich weiß auch nicht, wie ich Liv das erklären soll.". "Sie weiß das nicht?". Ich schüttelte den Kopf. "Wie soll ich ihr das denn sagen?". Er seufzte und setzte sich zu mir. "Je länger du nichts sagst, desto größer wird ihr Misstrauen. Das sollte dir langsam auch mal aufgefallen sein.".

"Sie hat Panikattacken wegen mir, ja das ist mir aufgefallen. Danke sehr für den Hinweis", ich stand auf und stellte meine Tasse weg. "Das damals, die ganze Geschichte wiederholt sich wenn du nichts sagst. Das wird nicht besser. Werd dir klar, was du willst.". Ich sah zu ihm, meine Rage nun noch größer. "Sag mal checkst du es nicht?! Ich will diese Scheidung und ich will Liv! Ich weiß selber, dass damals gewaltig was schiefgelaufen ist!".

"Ich sags doch nur, entspann dich.". "Jaja", ich ging hoch. Soll er den Druck doch noch höher legen, als hätte ich mit ihr nich schon genug Stress. Mein Handy vibrierte kurz und ich sah rauf. Natürlich, wenn man vom Teufel spricht. Heyy Schatz, wann können wir uns wieder sehen?

Gar nicht? Ich schmiss mein Handy auf mein Bett und kramte aus meiner Tasche mein Schlafshirt. Umgezogen legte ich mich ins Bett und nahm mein Handy wieder an mich. Gar nicht, checks doch einfach. Ich schaltete danach mein Internet aus und ging in meine Galerie.

Bilder erzählen eine Geschichte. Manche erzählen von Abenteuern, manche von Romanzen und manche eben von Tragödien. Ich sortierte meine Erinnerungsgalerie aus. Bilder flogen raus, die von vergangenen, schlechten Tagen sprachen. Von ihr. Ich hatte mein Leben lange mit ihr geteilt, hatte Pläne gemacht. Bis ich dann nach Hause kam, in meine eigenen vier Wände und plötzlich mein ehemaliger Freund Max aus meinem Schlafzimmer spazierte.

Ich konnte ihn nur anstarren, während ihre Stimme ihren "Schatz" rief. Zu oft kam dieses Wort in unserer Beziehung aus ihrem Mund, gemeint war in den meisten Fällen nicht ich. Ich reichte die Scheidung ein, tat alles Mögliche, um sie von mich zu schieben. Gelangen tat mir dies bis heute nicht.

Als ich Liv wiedersah, wurde mein Herz jedoch sofort warm. Ich vertraute ihr sofort. Ich würde ihr alles anvertrauen, mein Herz, meinen Verstand und sogar mein ganzes Leben. Dass ich mit ihr reden musste, war mir natürlich klar.

Dass dies jemand anderes übernahm jedoch nicht.

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt