chapter 13

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Chris

Ich stand noch einige Minuten schweigend und schockiert da. Ich sah ihr nach. "Liv?", ich flüsterte ihren Namen, obwohl ich wusste sie würde mich nicht hören.

Was war nur plötzlich losgewesen? Mit hängenden Schultern ging ich langsam Richtung Garderobe, kurzer Blick aufs Handy und ich schickte Liv noch eine Nachricht. Ich verstand es einfach nicht. Ich ging zu meinem Bruder und Livs und meiner Mom. Die drei sahen mich an. "Wo ist Liv?", fragte zuerst Kate. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Keine Ahnung, sie ist gegangen.". Ich ließ mich aufs Sofa sinken und legte den Kopf in die Hände. "Sie ist einfach gegangen!". Ich sah hoch.

Mir stiegen Tränen in die Augen. "Und ich hab keine verdammte Ahnung wieso!". Andreas warf unserer Mom einen Blick zu, sie nickte nur und sprach behutsam zu Kate. "Na komm hm, wir schauen mal nach ihr.". Gemeinsam verließen die beiden den Raum und mein Bruder setzte sich zu mir. "Was ist passiert Chris?". Ich zuckte die Schultern. "Es war doch alles gut.".

"Wir haben geredet und sind uns näher gekommen", flüsterte ich. "Sie wollte das doch auch, sie hat gelächelt und sich an mich geschmiegt.". Ich sah ihn verzweifelt an. "Und als ich gefragt habe, ob sie- ob sie diesmal bei mir bleibt, ist sie weggelaufen.". Ich strich mir durchs Gesicht. "Sie meinte sie könnte das noch nicht.". Andreas nickte langsam.

"Wie viel hat sie dir erzählt? Von damals?". "Dass sie sich keinem mehr anvertrauen konnte, wir sie hintergangen haben und sie erst spät von Joelle und mir erfahren hat.". Seufzend stand er auf und ging einige Schritte auf und ab. "Du weißt mehr als ich Andy.". Er blieb stehen. Dann ein tiefer Seufzer. "Ja. Wir hatten im Gericht letztens kurz gesprochen.". "Und?".

"Ist dir damals nie etwas aufgefallen? An ihrem Verhalten, ihren Worten?". Ich schüttelte den Kopf. "Normal halt, das ist fast 15 Jahre her Andreas.". "Sie hat dich geliebt Christian.".

Ich sah ihn an. "Bitte wie?". "Du hast es gehört. Sie hat dich geliebt, sehr offensichtlich eigentlich und dann warst du plötzlich so anders und abwesend.". Ich konnte ihn einfach nicht mehr wahrnehmen. Die Tränen liefen und verschleierten meine Sicht. "Nein, das meinst du nicht ernst!". Ich stand auf und schrie mir einfach den Frust ab. "Du lügst verdammt! Ich hätte das doch mitbekommen man! Sag mir die Wahrheit Andreas! Sag mir die Wahrheit!". Die Verzweiflung überrannte mich, meine Stimme versagte.

Wortlos nahm er mich in den Arm, während mir die Tränen liefen. "Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist", flüsterte ich, doch konnte ich das leichte Nicken seinerseits spüren. "Sie ist deshalb weg, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat.". Seine Stimme war weich, der Blick besorgt. "Ich glaube einfach das vorhin war zu viel für sie Chris.". Er strich über meinen Rücken. "Gib ihr Zeit Großer.". Ich nickte leicht und löste mich aus seinen Armen. "Ich geh kurz raus", flüsterte ich und nahm meine Sweatjacke. "Soll ich mitkommen?". Ich schüttelte den Kopf und ging raus.

"Hey Kleine", ich hielt mein Handy in der Hand und hauchte diese Wörter ins Mikro. "Es tut mir leid. Ich weiß das macht es nicht gut, aber ich weiß wenigstens woran es lag.". Ich zog die Jacke weiter zu. "Bitte melde dich. Ich möchte darüber reden, aber-. Aber ich gebe dir alle Zeit der Welt Liv. Versprochen.". Ich schickte die Nachricht ab und setzte mich auf die Bordsteinkante vor mir.

Wieso war mir das nie aufgefallen? War ich wirklich so blind durch mein Leben gelaufen? Ich seufzte und sah in den sternenklaren Himmel. "Fandest du es auch so offensichtlich Papa?". Ich spielte an meinen Händen rum und hing diesem Gedanken nach. Es muss jeder gesehen haben, nur ich nicht. Ich hätte anders mit ihr umgehen können, mich besser kümmern können.

Ich realisierte erst, wie lange ich wohl draußen saß als ich Andreas Stimme hinter mir hörte. "Hey, du erfrierst hier noch.". Er legte mir eine Decke über die Schultern und setzte sich neben mich. "Wie offensichtlich war es?". "Man hat gemerkt, dass etwas anders war aber so genau drüber nachgedacht hatte ich nie. Es ist nicht deine Schuld.". Ich nickte. "Meinst du sie gibt mir noch eine Chance?".

Er sah mich an. "Möchtest du die Chance dann auch nutzen? Ich meine, empfindest du was für sie?". Lange sah ich ihn an und schwieg. Dann nickte ich. "Ich muss jedes Mal lächeln, wenn ich sie sehe oder sie mir schreibt. Ich seh fast schon so dämlich aus wie du, wenn Steffi dir schreibt.". Er musste schmunzeln und knuffte mich in die Seite. "Gib ihr Zeit. Sie liebt dich Chris und auch wenn das gerade schwer ist, ist es nicht unmöglich. Für euch beide.".

Lächelnd nickte ich. "Du hast Recht.". Ich nahm mein Handy und schrieb ihr eine letzte Nachricht für die Nacht. Die übrigen Nachrichten hatte sie mittlerweile gelesen, aber nicht angehört bzw. geantwortet.

Freitagabend, Du + Ich, 18 Uhr bei mir? Ich koch auch was für uns :) Ich würde mich freuen, du musst auch nicht antworten. Ich gebe dir alle Zeit der Welt Liv. Dein Chris

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt