chapter 12

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"Es war wirklich unglaublich. Die Beiden haben echt was drauf, oder nicht?". Meine Mom kam gar nicht mehr aus dem Staunen raus und grinste nur vor sich hin. Ich griff ihren Arm und zog sie durch die Mengen in Hedis Richtung. Von weitem winkte ich ihr, dass sie zu uns kam. "Hedi, wie schön dich wiederzusehen.". Sie schlossen sich herzlich in die Arme und ich musste schmunzeln. "Kommt ihr noch mit?". Ich nickte lächelnd und gemeinsam gingen wir zum Stagerand, wo uns jemand durchließ.

"Mama, hey", Andreas nahm seine Mom lächelnd und freudig in den Arm. Chris kam hinter ihm hervor und nahm sie auch in den Arm. "Wie ich sehe, hast du uns noch jemanden mitgebracht.". Andreas gab meiner Mom die Hand und umarmte mich kurz, ebenso wie Chris sie begrüßte. Andreas zog unsere Mütter schon mit, sodass ich jetzt alleine Chris gegenüber stand.

"Wie hat es dir gefallen?", er stellte sich nah vor mir und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. "Sehr gut. Man sieht eure Liebe zur Kunst und vor allem sieht man, wie glücklich ihr seid.". Er lächelte und seine Teddyaugen strahlten. Mein Blick glitt kurz von seinen Augen auf seine Lippen und zurück. Seine Hand ruhte nun auf meiner Wange. "Bleibst du bei mir?". Kaum hörbar verließen diese Worte seinen Mund ehe seine Lippen sich auf meine legten. Ich erwiderte das nur zögerlich und ließ kurz darauf von ihm ab.

"Tut mir leid Chris, ich-", bedrückt sah ich ihn an. Die Angst war erneut siegreich, sodass ich nur leise ein "Ich kann das nicht, zumindest nicht jetzt" rausbrachte und in die entgegengesetzte Richtung verschwand. "Liv!". Er rief mir nach, schien mir aber nicht zu folgen. Die Angst in mir stieg immer weiter, mir wurde schon richtig schlecht und ich ließ mich an der Außenwand der Halle nieder. Die Übelkeit in mir stieg.

Ich legte mir die Hand auf die Brust, spürte mein Herz rasen und meinen Atem immer schwerer werden. "Nicht schon wieder", dachte ich kurz bevor die Panik mich ein weiteres Mal überrannte. Die Gedanken rasten in meinem Kopf und ich bekam kaum mehr was mit.

Vorsichtig atmete ich durch und strich mir leicht etwas Schweiß aus dem Gesicht. Ich blieb noch sitzen, so ganz wohl war mir noch immer nicht. Mir liefen langsam die Tränen übers Gesicht, welche immer mehr wurden. Kurzer Blick aufs Handy und ich begann von der Halle wegzugehen. Einfach weg, Richtung Bahnhof oder Bushaltestelle. Es war mir egal.

Ich schaltete mein Handy aus als ich in die Bahn Richtung Herford einstieg und mich anschließend auf einem Platz sinken ließ. Erneut hatte ich meinen persönlichen Kampf mit der Panik verloren. Seit Jahren schlug ich mich damit herum, mal war alles gut aber heute-. Es war zu viel. Wie konnte er noch immer nicht verstehen, was er mir damals angetan hat? Mit seinen Worten, seinem Verhalten. Mir liefen die Tränen mittlerweile ununterbrochen.

Ich kam erst mitten in der Nacht zurück, schrieb über meinen Laptop eine Mail an die Kanzlei, dass ich mir erstmal Urlaub nahm für eine Woche. Mein Handy ließ ich weiterhin aus und legte es beiseite. Mit einem Kissen im Arm und eingekuschelt in meine Decke sah ich in die Dunkelheit.

Liv! Sein Lachen erfüllte den Raum und ich musste lächeln. "Hey Chris", murmelte ich verlegen. "Wie geht's dir Süße?". Ich lächelte ihn warm an. "Sehr gut, danke Chris.". Er strich mir durchs Haar. "Das damals-". Er hielt kurz inne und betrachtete mich.

Plötzlich trat ein eiskalter Ausdruck in seine Augen. "Ich war so unendlich glücklich als du weg warst. Endlich waren Joelle und ich zu zweit und du hast nicht mehr rumgeheult.". Mir lief es eiskalt den Rücken runter und mir blieb die Luft weg. "Schatz? Kommst du?". Ihre engelsgleiche Stimme klang zu uns und man hörte noch zwei kleine Stimmen nach Papa quengeln. "Tja Liv", er setzte ein Lächeln auf. "Man kann nicht immer bekommen, was man will.".

Dann drehte er sich um. "Vergiss mich Liv.". Und er ging.

Schweißgebadet erwachte ich aus diesem Traum und fand mich noch immer auf meinem Sofa sitzend. Ich schluchzte auf und fand mich erneut in meiner Angst wieder. Langsam und zitternd begab ich mich nach mehreren Minuten in mein Schlafzimmer. Ich schaltete mein Handy an, in der Hoffnung jemanden zu finden mit dem ich noch reden konnte.

Es explodierte förmlich. Knapp 20 verpasste Anrufe meiner Mom, 8 verpasste Anrufe von Andreas und am meisten kamen von Chris. Von den Nachrichten ganz zu schweigen. Ich schrieb meiner Mom, dass ich gut zuhause angekommen bin und es mir gut ging. Lügen haben kurze Beine, ich weiß aber Sorgen machen muss sie sich auch nicht.

Andreas schrieb ich, dass ich Abstand wollte. Er möge Chris bitte sagen, dass er mir erstmal nicht schreiben sollte. Ich musste mit mir selbst klarkommen, mit dem was ich wollte. Chris Nachrichten las ich mir nicht durch, ich ging nur kurz auf den Chat und sofort danach lag mein Handy stummgeschalten neben mir.

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt