chapter 24

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Hier war ich nun wieder. An genau dem Punkt, der mich schon vor 14 Jahren getroffen hat. Meine Taschen waren gepackt, das Handy stummgeschalten und der Fluchtplan war perfekt. Ich schrieb Chris auch diesmal nicht mehr. Die Chatverläufe, die Steffi geschickt hatten sagten mehr als alles, was Chris mir hat verschweigen können.

Ich warf gerade meine letzten Sachen in die Tasche, als es plötzlich klingelte. Der Puls stieg mir sofort wieder und ich ging an die Klingel. "Ja?". Es knarrte kurz. "Hier ist Steffi, ich möchte mit dir reden.". Ich atmete leise durch und öffnete ihr die Tür. Sie kam hoch und begrüßte mich flüchtig, ehe sie in meine Wohnung trat. Ich machte uns einen Tee und wir setzten uns an den Küchentisch.

"Warum tut er mir das an Steffi?", flüsterte ich den Tränen nah. Sie seufzte auf und sah mich an. "Ich weiß es nicht, es tut mir echt leid. Aber der Chat ist eindeutig, er schreibt täglich mit ihr.". "Wer ist sie Steffi?". Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht Liv.". Ich strich mir durchs Haar und sah in meine Tasse. "Er weiß, wie scheiße es mir nach damals ging und jetzt spielt er wieder mit mir.".

Sanft nahm sie meine Hand. "Hey, er hat dich einfach nicht verdient Liv. Nimm dir eine Auszeit und vergiss ihn.". Ich nickte leicht. "Ich fahre erstmal nach Kiel zurück. Ich will einfach nur noch weg, ich weiß nicht-Ich-". Ich schüttelte den Kopf und ein Schluchzen entkam meiner Kehle. "Ich sag ihm nichts, ja? Ich halte dicht aber falls du reden möchtest, kannst du mir schreiben.". Ich nickte schwach und murmelte: "Danke.". Sie nickte. "Ich fahr wieder hm. Ich find alleine raus, machs gut Liv.".

Dann ging sie. Es war wieder so still hier drin, ich konnte diese Stille nicht ertragen. Ich schrieb meiner Mom, dass ich für eine Weile weg sein würde. Dann nahm ich meine Taschen und ging zum Auto. Zitternd setzte ich mich rein und überlegte, ob ich dieses Mal nicht besser kämpfen sollte. Doch die Panik siegte auch heute und ich fuhr los. Ich fuhr über alle möglichen Waldwege, nahm jede Landstraße mit und ließ dabei meine Gedanken rasen.

Es begann auch langsam zu dämmern, ich war gerade in der Nähe von Hannover. Ich brauchte eine Pause, mein Herz raste und meine Lunge arbeitete schwer. Ich parkte auf einem Rastplatz und trank etwas. Anschließend riskierte ich einen Blick aufs Handy. Eine Nachricht von Chris: Hey mein Schatz, ich hab mich jetzt etwas entspannt. Andy fährt mich gleich zu mir, kommst du vorbei? Die Nachricht war etwa zwei Stunden her als ich sie nun las.

Er war auch gerade online und musste gesehen haben, dass ich es gelesen hatte denn kurz darauf kam ein Anruf von ihm rein. Schwer atmend ging ich ran. "Ja?". "Ich mach mir Sorgen, wo bist du?". Ich sah mich um, murmelte: "Hannover". Ich hörte ihn durchatmen. "Hannover? Wieso das? Ist etwas passiert?". Mir entrann ein Schluchzen und die Emotionen brachen mit mir durch.

"Ich hab dir vertraut Chris! Ich habe mich dir geöffnet und du nutzt mich nur als Ablenkung von deiner Frau!". Die Tränen begannen zu laufen, ich hielt sie nicht auf. "Was?! Liv was redest du da? Ich habe nur dich! Hörst du?". Ich schüttelte den Kopf. "Nein Chris! Ich hab eure Chatverläufe verdammt!". "Was für Chats?!". Er wurde immer lauter, aber auch verzweifelter. "Man Liv! Ich weiß nicht, was du meinst!".

Ich schluchzte immer mehr, meine Hände zitterten und der Atem wurde kürzer. "Chris ich hab die Bilder auf dem Handy, du hast mit mir gespielt.". Es war eine ganze Weile ruhig. "Schatz bitte. Komm zu mir, wir reden darüber.". "Es stimmt also", flüsterte ich leise. "Nein-. Also ja aber nicht-. Nicht so Liv!". "Wie dann verdammt?!". "Komm zu mir!".

Ich blieb still. Ich öffnete meine Autotür, um frische Luft zu bekommen. "Liv?!". "Halt die Klappe man!". Ich schnappte nach Luft und hielt mich am Sitz fest. "Verdammt rede mit mir! Was passiert gerade?". Ich schluchzte auf und lehnte mich an den Sitz. "Chris, lass mich. Ich komm schon klar.". "Eben nicht. Hör mir zu Liv, hör mir zu.". Ich konnte es bei ihm rascheln hören. "Atme tief durch, ganz in Ruhe. Schließ die Augen und atme ganz tief.". Ich konnte mich nicht konzentrieren, so sehr ich es auch wollte.

"Liv, ich komm jetzt zu dir. Wo genau bist du?!". "Rastplatz", hauchte ich außer Atem. "Vor Hannover irgendwo, ich weiß nicht.". "Bleib genau da, hörst du? Bleib bei mir.". Ich konnte hören, wie er sich fertigmachte. "Chris, ich-. Keine Luft mehr.". Mir blieb immer mehr die Luft weg, es drehte sich alles und mein Herz raste. "Bleib bei mir!".

Ich wollte wach bleiben, doch als die Dunkelheit sich langsam ausbreitete, ließ ich mich einfach mitreißen. Nur noch schwach konnte ich Chris rufen hören. "Liv?!".

Someone to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt