Kapitel 59

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Sobald ich vor dem großen eisernen Tor der Lawyer stand wurde dieses auch schon geöffnet und etwas verwirrt fuhr ich weiter die Auffahrt hoch. Hatten die etwa eine Kamera? Naja ok, dumme Frage. Immerhin hatten wir auch eine und was Sicherheitsvorkehrungen anging konnte man nie zu viel ausgeben.

Nervös klopfte ich auf dem Lenkrad einen Rhythmus und meine Gedanken wanderten wieder zu Dyan. Wieso waren sie immer noch nicht wieder da? Mein Blick schweifte zum Amaturenbrett. Es war schon kurz vor Mitternacht.

Nach Ciaras aufgelöstem Anruf habe ich mir sofort ein langärmliges Shirt angezogen, um meinen Arm zu verdecken, mir meine Tasche geschnappt und war losgefahren. Ich hatte mit Ciara ausgemacht, dass sie mich nochmal anrief, wenn Dyan in der Zeit, in der ich zu ihr fuhr, auftauchen würde, doch bis jetzt war mein Handy still geblieben. Ich hatte keine Ahnung wie ich mit der Situation umgehen sollte. Hätten wir zumindest einen Hinweis wo die Jungs sein könnten, könnten wir losfahren und nach ihnen suchen. Aber wir hatten nichts und das machte mich ganz verrückt.

Ich würde es nicht überleben mit gebundenen Händen zu warten! Da ich es schon jetzt kaum noch aushielt ruhig auf meinem Hintern sitzen zu bleiben, stellte ich meinen Brownie einfach irgendwie quer auf dem Platz ab und sprang raus. Meine Tasche riss ich dabei mit vom Beifahrersitz und schon knallte ich die Tür hinter mir zu und hastete auf die Villa zu. Nur ein einzelnes Licht brannte in dem ganzen großen Haus und passte damit überhaupt nicht zu den Eindrücken, die ich bisher hier gesammelt hatte. Es wirkte so leblos, aber andererseits hatte ich mir sonst auch noch nie die Zeit genommen bei Nacht das riesige Anwesen anzuschauen. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Dyan und Ciara ins Haus reinzubringen.

Ich hatte gerade den Ansatz der Treppe erreicht, als die Haustür auch schon von einer völlig verheulten Ciara aufgerissen wurde. Das Mädchen, das vor mir stand, hatte rein gar nichts gemeinsam, mit der kleinen Bitch, die ich früher in der Schule immer gesehen hatte. Ihre Haare waren nur schnudelig nach oben gebunden, das Gesicht ohne Make up und ihre Kleidung bestand aus einem überdimensionalen Shirt, das sicherlich eins von Dyan war, und einer kurzen Jogging-Hotpen. Ansich gefiel mir diese Ciara viel besser, wären da nicht auch noch die roten, geschwollenen Augen und der leidende Gesichtsausdruck, der sich auch in ihren hängenden Schultern und der unsicheren Körperhaltung zu spiegeln schien.

Ohne was zu sagen erklimte ich mit zwei Schritten die Stufen und nahm sie ganz fest in den Arm. Sobald sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben hatte hörte ich auch schon ihr leises Schluchzen und strich ihr, beruhigende Worte murmelnd, über den Rücken.

Für eine Weile rührte sich keiner von uns und Ciaras Schluchzen ebte mit der Zeit ab und wich einem Schluckauf. Noch immer hielten wir einander umklammert und mir war nie klar gewesen, wie schön es sein konnte, einfach einer Freundin so nah zu sein.

Als ich merkte wie Ciara leicht anfing zu zittern und mich wieder erinnerte, dass sie ja nur eine kurze Hose an hatte und es von draußen bestimmt zog, löste ich mich vorsichtig von ihr und schob sie ein Stück weiter in die Eingangshalle, sodass ich die Tür hinter mir schließen konnte.

"Danke, dass du gekommen bist", schniefte sie leise und hickste darauf. Freudlos schmunzelte ich. "Ist doch selbstverständlich. Außerdem mache ich mir selbst auch Sorgen und dann können wir das ja auch zu zweit machen."

Ich griff nach ihrer Hand und verschränkte unsere Finger miteinander, was mir ein kleines Lächeln einheimste. "Wie wäre es damit, wir machen uns eine heiße Schokolade und verkriechen uns dann oben in meinem Zimmer, um Dyans Anrufbeantworter vollzumüllen?", schlug Ciara vor und behielt das zittrige Lächeln auf den Lippen.

 Zur Bestätigung nickte ich und drückte ihre Hand, um ihr meinen Beistand zu versichern. "Aber wir müssen leise sein, meine Eltern sind da", flüsterte Ciara mit einem Blick die Treppe hoch und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.

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