Zusammen mit Ciara betrat ich die Schule. In mitten der ganzen schwäzenden Schülern war es schwer, Ciara zu verstehen, aber da sie immernoch über zwei unserer Mitschüler zu reden schien, die sich gerade skandalös von einander getrennt hatten, nachdem der Junge fremdgegangen war und das Mädchen aus Rache mit dem besten Freund herumgeknutscht hatte, erschien es mir auch nicht ganz so wichtig jedes Wort von ihr mitzubekommen. Vorallem da ich an ihrer gerunzelter Stirn erkennen konnte, dass sie selbst auch nicht ganz beim Thema war. Und ich konnte mir nur zu gut vorstellen über was sie sich wirklich den Kopf zerbrach. Und das war sicherlich nicht der in ungunst geratene Ruf des herumknutschendem Mädchen.
Viel mehr der Typ, der mit sogut wie jedem Mädchen auf unserer Schule schon herumgemacht hatte, aus denen ich mich inzwischen auch nicht mehr gänzlich ausschließen konnte und der zufälliger Weise auch ihr Bruder war.
Noch vor fünf Minuten hatte sie vor Wut geraucht, darüber, dass Dyan eindeutig etwas vor ihr verbarg, und zwar etwas ziemlich sicher illegales und gefährliches.
Wenn ich ehrlich bin hätte ich ihn an ihrer Stelle wahrscheinlich windelweich geprügelt, bis er es mir erzählt hätte. Aber wenn ich so überlegte... vielleicht würde ich das ja tatsächlich noch machen. Wenn der kleine Tunichtsgut gedacht hatte er käme so leicht davon, hatte er sich gewaltig geschnitten!
Aber nicht nur Dyan würde noch meine Meinung zu hören bekommen. Ich war nicht blind und vor allem kannte ich mich mit Verletzungen aus, die man zu verbergen versuchte. Seths aufgeschürfter Kiefer war mehr als offensichtlich und wenn ich eine Vermutung aufstellen müsste, würde ich darauf Tippen, dass Cole sich eine Rippe geprellt oder zumindest ziemlich hart angestoßen hatte, so wie er immer leicht zurückgezuckt war, wenn ihm die anderen auf die Schulter geklopft hatten. Aber ich denke der entscheidendere Hinweis waren die ausnahmweise mal nicht vorhandenen Mädchen, die an seiner Brust klebten.
Hm, vielleicht sollte man für die Seelen dieser kleinen dummen Dinger, die sich auf Cole einliesen, sogar hoffen, dass er sich öfters Mal verletzte. Oder zumindest bis den Mädchen an dieser Schule ein Gehirn gewachsen war.
Sagt diejenige, die noch vor sechs Stunden im Bett einer dieser frauenaufreissenden Idioten gelegen hat, erinnerte mich meine innere Stimme gnädiger weise.
Ein Seufzen entwich meinen Lippen. Ja vielleicht sollte ich mich auch mal auf die Suche nach meinem verlorengegangenen Verstand machen.
"Hey Tessa!" rief Ciara und im nächsten Moment wurde ich von ihr am Arm zur Seite gerissen. Aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte ich ein paar Schritte und hielt mich schließlich an ihrer Schulter fest. "Hä? Ähm ja?", durcheinander blickte ich mich um und stellte fest, dass wir bereits an den Biologiesälen angekommen waren. Oh, das war mir gar nicht aufgefallen. Und auch die Jungs schienen schon zu ihren Räumen gelaufen zu sein oder zumindest konnte ich sie in der Schülermege, die immernoch schnellen Schrittes durch die Flure strebte nicht ausmachen.
"Es ist ja eins dass du mir nicht zu hörst aber ein bisschen deine Umgebung im Blick behalten solltest du schon ", beludtigt zog sie eine Augenbraue hoch und schnippste mir gegen die Stirn. Aus Reflex murmelte ich ein "Au" und zog einen Schmollmund. "Sorry. Aber dafür habe ich doch dich!"
Mit einem Unschuldslächeln zog ich sie in eine Umarmung aus der sie sich lachend zu winden versuchte.
"Nein, nein, nein. Ich kann leider nicht weiter für dich aufpassen, du weißt doch, wir sind nicht im selbem Biokurs. "
Mist, stimmt ja. Misslaunig presste ich die Lippen zu sammen und musste im selben Moment über uns beide Grinsen. Wer hätte wohl vor zwei Wochen geglaubt, dass ich mir mal wünschen würde Ciara Lawyer in meinem Biokurs zu haben?
"Okaaay, ich finde dieses Jokergrinsen etwas gruselig, deshalb denke ich Mal, das ist der Moment in dem ich mich verziehen sollte. Wir sehen uns nachher in der Mittagspause!"
Winkend drehte sie sich um und reihte sich in den Schülerstrom ein. Keine fünf Sekunden später konnte ich ihren hellbraunen Haarschopf nicht mehr sehen und wand mich schicksalsergeben dem Biosaal zu.
Meine Motivation eine ganze Stunde lang jetzt hier herumzusitzen ging gegen Null und ich spielte kurz mit dem Gedanken einfach wieder umzudrehen und zu schwänzen. Allerdings hatte meine Konzentration in der Schule in letzter Zeit schon genug gelitten. Ich konnte es mir wohl nicht leisten noch mehr Unterricht zu verpassen.
Lustlos lies ich meine Handtasche neben meinen Platz fallen und setzte mich auf den Stuhl. Um mich herum trödelte einer nach dem anderen in den Saal bis schließlich alle außer unserem Lehrer da waren.
Gedankeverloren spielte ich mit meinem Kugelschreiber herum. Komisch wie schnell man sich an eine schwätzende Freundin gewöhnen konnte. Normalerweise hatte es mir nie etwas ausgemacht allein im Unterricht zu sitzen. Ich hatte es sogar als ziemlich entspannend empfunden. Und jetzt... langweilte ich mich zu Tode.
Genau nachdem mir dieser Gedanke gekommen war, traf mich eine Papierkugel am Kopf und ich wirbelte herum. Mit zu schlitzen verengten Augen musterte ich die letzte Reihe, doch die Jungs, die dort hinten saßen, schienen viel zu vertieft in ihr Gespräach, als dass sie mich abgeworfen hätten. Den wahren Übeltäter erkannte ich jedoch keine Sekunde später. Cater saß schelmisch grinsend hinter mir, vor ihm auf dem Tisch liegend sein Block, mit einem in der hälfte zerrissenem Blatt.
War das jetzt wirklich sein ernst?
"Na Tessa Schatzi. Mal wieder ohne deine großen Bodygards?", fragte er gespielt traurig und tat so, als würde er sich Tränen aus den Augenwinkeln wischen.
Hach ja, wie ich diese Leute doch liebte, die mich allein mit einem Satz in den Tod nervten.
"Ach Cater, ich brauche meine Bodygrads gar nicht, um dir einen Arschtritt zu verpassen, also tue uns beiden doch den gefallen und halt die Klappe".
Damit war für mich dieses Gespräch auch schon beendet und ich drehte mich wieder um. Allerdings schien er da anderer Meinung zu sein, denn bevor ich ihm den Rücken ganz zugewandt hatte erwiderte er mit hönischem Tonfall: "Ach ja, klar. Die unbezwingbare Tessa. Ich hatte vergessen. Eigentlich nicht wunderlich, dass deine ersten und einzigen Freunde auf dieser Schule Schläger sind, die du bestimmt in zwei Jahren im Knast besuchen kannst."
Irgendwas an der Aussage lies mich stocken. Jaja, den teil mit "du wirst nie Freunde haben" kannte ich ja inzwischen von Cater, aber, dass er den Mut aufbrachte so über Dyan zu reden, war neu. Nicht, dass er mit seiner Aussage unrecht hätte. Man müsste diese Primaten nur bei einer Aktion wie gestern erwischen und selbst die Staranwälte der Familie Lawyer würden es nicht mehr leicht haben. Doch waren die Jungs irgendwie die Könige unserer Schule. Es war fast so, als würden sie ein Schild mit sich herumtragen, auf dem stand: unantastbar.
Welche Scheiße sie auch immer innerhalb dieses Pausenhofes anstellten, für gewöhnlich blieb es auch auf diesem Pausenhof.
"Aber vielleicht sitzt du ja auch direkt in der Zelle neben ihnen, dann kannst du deinen Traum als Hure eines Drogendealers weiter ausleben."
Sofort fuhr ich mit weit aufgerissenen Augen herum. Hatte er gerade wirklich Drogendealer gesagt?! Schnell versicherte ich mich, dass niemand uns oder unserem Gespräch Aufmerksamkeit schenkte. Doch glücklicherweise schien jeder mit sich selbst oder seinem Gegenüber zu beschäftigt zu sein, um Caters gezischten Worten zu lauschen.
Dieses Ekel hatte ein dreckiges Lächeln auf den Lippen und ich war mir nur zu bewusst, wie sehr er sich über meine heftige Reaktion freute.
"Na komm schon Tessa. Jeder kann sehen wie du dich an Dyan hängst. Ich meine, gewundert hat es mich ja nicht. Ich wusste schon immer, dass hinter dieser ich-bin-zu-gut-für-alle-Fassade eine kleine Schlampe steckt."
Caters Beleidigungen gingen mir am Arsch vorbei. Wenn er sich damit besser fühlte mich runter zu machen, sollte er es ruhig genießen. Aber dieses verdammte eine Wort ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Drogendealer.
Mein Hals fühlte sich ganz rau an, als ich leise herausquetschte. "Was labberst du für eine Scheiße?! Keiner von ihnen dealt mit Drogen."
Ich hielt den Kopf leicht gesenkt, von dem paranoiden Gedanken gequält, jemand könnte mich hören, die LÜGE in meiner Stimme herausfiltern. Immerhin wusste ich es besser, verdammt! Die halbe Schule wusste es besser! Aber niemand hatte es bisher gewagt es auszusprechen.
Für einen kurzen Moment hielt Cater erstaunt inne, verwundert, dass ich nicht mit einer Beleidigung gekontert hatte. Doch dann fing er sich wieder und schnaubte ironisch. "Klar, sie verkaufen nur Lollipops auf der Straße."
Mit einem unheimlichen Glitzern in den Augen beugte er sich weiter ein Stück nach vorne, bis unsere Nasen nur noch knapp fünf Zentimeter trennten.
"Soll ich dir mal etwas sagen?", unheilvoll machte er eine Pause und ich schluckte hart.
"Wenn ich jemals einen handfesten Beweis gegen diese Mistkerle finde, werde ich sie mit Freude der Polizei ausliefern. Und wenn ich sie nochmals wie gestern Nacht in meiner Straße sehe, wird dieser Tag nicht allzu fern sein."
Ein fetter Kloß bildete dich in meinem Hals. Ich war viel zu geschockt, von der Informarion die er mir gegeben hatte, um die Drohung gleich wahrzunehmen. Oh mein Gott. Er hatte mir gerade verraten, wo sich die Jungs herumgetrieben hatten!
Ein aufgeregtes Flattern machte sich in meinem Bauch breit und ich hätte mich am liebsten auf Cater gestürzt und jede kleinste Information aus ihm herausgequetscht. Was hatten sie getrieben? Waren sie nur dort vorbei gekommen? Waren sie schon öfters dagewesen?
Durch all die Fragen hindurch zwängte sich langsam der erste Teil seiner Aussage. Fassungslos starrte ich in Caters harte Augen. Er würde sie einfach so ausliefern?
Ein Teil von mir wollte und konnte das nicht wahr haben. Aber wiederum... ich kannte Cater. Oder besser gesagt ich wusste um diese Seite von ihm.
Doch anstatt das sich Angst um meine Freunde in mir einstellte, spürte ich wie langsam die Wut in mir hoch kochte. Meinen Freunden zu drohen war einer seiner dümmsten Aktionen gewesen.
Meine Augen kniffen sich zu kleinen Sicheln zusammen. "Hör mir mal zu, du kleiner Wichser, keine Ahnung was du da glaubst beobachtet zu haben, aber wenn ich nur noch einmal höre, dass du etwas derartiges zu irgendjemanden sagst, wirst du mich erst richtig kennenlernen. Und glaub mir, da hilft dir dein neustes Macho gehabe kein bisschen mehr. Mal sehen wer DANN wegen Drogenmissbrauches verhaftet wird. "
Seine Augen weiteten sich und ich konnte die Angst in ihnen sehen. Er und ich wussten, dass ich dazu in der Lage wäre. Ich könnte ihm das Leben zur Hölle machen, bevor er "Entschuldigung" sagen konnte und mit dieser finsteren Wut in mir würde ich es auch ohne zu zögern machen.
Hier ging es um meine Freunde und selbst wenn ich diesen... Beschützerinstinkt bisher noch nicht gekannt hatte würde ich nicht zu lassen, dass irgendjemand sie in Gefahr brachte.
Cater war unter meinem stechendem Blick blass geworden und wich erschrocken zurück. Im gleichen Moment wurde die Tür aufgestoßen und ein mir fremder Lehrer, verkündete, dass für uns heute Bio ausfiel. Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, hatte ich meine Sachen zusammengepackt und rauschte im nächsten Moment an ihm vorbei, raus auf den Schulhof.
Ich hatte das Gefühl es keine Sekunde länger in der Nähe von Cater auszuhalten ohne meine Drohung jetzt schon wahr zu machen.
Erst als ich schon für einige Minuten auf einer Bank im hintersten Eck unseres Schulhofes saß, ging dieses zornige Brennen in meiner Brust zurück und hinterlies nur einen schmerzenden Druck, der es mir schwer machte normal zu atmen. Japsend sog ich die Luft in meine zusammengeschnürte Lunge und stellte fest, dass ich am ganzen Körper zitterte.
Ich schlang die Arme um meine angezogenen Knie und legte meinen Kopf mit geschlossenen Augen auf ihnen ab.
Immer wieder spielte sich das Gespräch in meinem Kopf ab und mir wurde zunehmendst bewusst, dass unter meiner Wut etwas viel gewaltigeres gelauert hatte. Verzweiflung.
Jedes Mal wenn ich an den Punkt kam, wo ich Cater mit einer derart beängstigenden Gewalt in mir bedroht hatte, kniff ich meine Augen noch mehr zusammen.
Nicht das es das erste Mal gewesen wäre, dass ich jemanden bedroht hatte -mein Gott ich hatte genug meiner Drohungen auch schon wahr gemacht- aber dieses Mal war es anders.
Cater hatte mit allem was er gesagt hatte recht. ER stand auf der legalen und gerechten Seite. Drogendealen war ein absolutes No-go und noch vor zwei Wochen hätte ich ihm wahrscheinlich geholfen, Dyan seine gerechte Strafe zuzuführen. Aber... es hatte sich so viel verändert. Und anscheinend stand ich nun auch auf der Seite der Unterdrücker. Anscheinend bedrohte ich nun auch die, für die ich noch vor zwei Wochen eingestanden hatte...Hey Leute ^-^ ich muss mich wirklich entschuldigen für das späte Update aber ich hab mal wieder viel zu tun für schule und so -.- ich hoffe das euch das Kapitel trotzdem gefällt und ich in den Ferien wieder öfters zum schreiben komme ♡♡♡♡
Danke für euer aller Unterstützung *.*
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Teen FictionTessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt sie auch wie das letzte Stück Dreck. Aber trotzdem behält sie nach außenhin immer eine perfekte Fassade aufrecht. Doch dann hilft sie der kl...