Nach einigen Minuten hatte sich Ciara wohl fürs erste ausgekotzt oder zumindest sank sie völlig erschöpft neben der Kloschüssel auf den Boden.
Ich kniete mich neben sie und strich ihr immer wieder beruhigend über die Haare, in der Hoffnung sie wäre in ein paar Minuten zumindest so weit, aus dem Haus zu taumeln, damit ich sie zu sich nach Hause fahren konnte. Jedoch lag sie auch zehn Minuten später immernoch wie ein toter Stein da und gab außer hin und wieder einem leisen Stöhnen kein Lebenszeichen von sich. Und wo wir schon bei Lebenszeichen waren, war Dyan etwa tot umgekippt oder weshalb hörte ich keinen Mucks von ihm?
Ich erwartete wirklich schon das Schlimmste, als ich mich auf meinen Absätzen umdrehte und vorsichtig in Richtung Dyan spähte. Allerdings schien ihm, von seiner Geistesgesundheit abgesehen, nichts zu fehlen. Er starrte einfach immer noch Löcher in die Luft. Vielleicht sollte ich mir Sorgen machen, ob ihm jemand etwas ins Getränk geschüttet hatte. Möglicher weise einer von den Schlampen, die was von ihm wollten?
Ein Knoten der Wut bildete sich in meiner Brust und ich hätte nur zu gerne einer dieser Mädchen das Gesicht zerkratzt.
Andernfalls... Dyan stieg doch eh mit jedem einigermaßen heißen Mädchen ins Bett, da hatten wohl selbst diese kleinen Luder keinen Grund ihn auf Drogen zu setzen. Nur minderte diese Erkenntnis kein bisschen das zuschnürrende Gefühl in meiner Brust. Na super, fehlte ja nur noch, dass ich von Herzproblemen ausgeknockt wurde. Dann käme keiner von uns dreien demnächst in sein schönes, warmes Bett.
Mit zusammengepressten Lippen stand ich auf und stöckelte zu Dyan herüber.
Direkt vor ihm blieb ich mit verschränkten Armen stehen, jedoch schien er mich trotzdem nicht wahrzunehmen. Hatte der etwa schon vor der Party mit dem Trinken begonnen oder weshalb war er so weggetreten?!
Aus irgendeinem Grund ging mir nun vollends die Geduld verloren. Wie war das nochmal gewesen: "Ich pass auf meine kleine Schwester auf", äffte ich ihn in meinem Kopf nach.
Ja, wow, wirklich tolle Leistung Dyan. Sie liegt gerade nur halb ohnmächtig auf dem Boden. Besser hätte ich das auch nicht hinbekommen.
Leider musste da aber ja auch wieder der mitfühlende Teil von mir - man glaube es nicht aber ja den gab es auch - einschalten und ich bekam ein schlechtes Gewissen, so zu denken.
Bei den Beiden war diese Woche auch nicht alles so gelaufen, wie sie es wohl gewollt hatten. Dyan frass ganzschön an dem was Ciara passiert war und dass er ihr nicht helfen kann, schien ihn echt fertig zu machen. Jeder Mensch hatte das Recht überfordert zu sein und sich selbst mal eine Pause zu gönnen. Wenn diese Pause bei Dyan nunmal so aussah, dass er sich volllaufen ließ, sollte er halt weiter saufen.
Trotzdem brauchte ich ihn hier kurz bei, nun ja, zumindest halben Verstand, sonst würde ich Ciara hier kaum wegbekommen.
Da mir nichts besseres einfiel, um Dyan wieder in die reale Welt zurückzuholen, zwickte ich ihn kurzerhand in die Seite. Zu meinem Glück zeigte das auch die erwünschte Wirkung, denn Dyan zucktezusammen und sah mich nach einigen Sekunden verwirrt, aber eindeutig nicht mehr so verträumt, an.
Ich lies kurz ein kleines Lächeln aufblitzen und deutete dann auf Ciara hinter mir. "Ich glaube ihr solltet solangsam nach Hause, also könntest du mir den Gefallen tun und Ciara tragen?"
Er nickte einmal und drängte sich dann an mir vorbei zu seiner Schwester, die er mit solch einer Behutsamkeit aufhob, dass ich mich umso mehr für meine Gedanken schämte. Als sie sich murmelnd in seinen Armen bewegte, um sich an ihn zu kuscheln, gab er ihr sogar einen zarten Kuss auf die Stirn. Einen Sekundenbruchteil stellte ich mir vor, an Ciaras Stelle zu sein. Mit solch einer Liebe behandelt zu werden, jemanden zu haben der mir den Rücken stärkte. Ein angenehmer Schauder lief mir über den Rücken und lies mich dann einsam und kalt, wie ich war, zurück.
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behind the screen
Teen FictionTessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt sie auch wie das letzte Stück Dreck. Aber trotzdem behält sie nach außenhin immer eine perfekte Fassade aufrecht. Doch dann hilft sie der kl...