Kapitel 52

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Sobald Dyan die Situation aufgeklärt hatte ließ Ariadna mich los und wich mit einem entschuldigendem Blick zurück.

"Oh... d-das tut mir wirklich Leid! Ich habe nur aus Routine gehandelt... aber das ist keine Entschuldigung! Wie kann ich...?"

Mit einer wegwerfenden Handbewegung schmetterte ich ihre Entschuldigung ab. "Ach was ist doch nur halb so schlimm. Ein bisschen Frühsport tut allen gut".

Mal ganz davon abgesehen, dass ich allen sehr dankbar wäre, wenn wir das alles schnellst möglich vergessen würden.

Während Dyan gähnend die Treppen runterschlich fiel mir Ciaras zweifelnder Blick auf, der von mir zu ihrem Bruder und wieder zu mir sprang. Nein, nein, nein! Sie konnte doch wirklich nicht denk, dass ich... und Dyan...?! Und das alles nur wegen diesem verdammten Shirt!

Verlegen schaute ich an mir runter und fühlte mich plötzlich eingeengt. Als würde man mir die Brust zu schnürren und mich in einen luftleeren Raum einsperren. Gott, ich musste aus diesem Shirt raus oder ich würde Klaustrophobieprobleme bekommen.

Ohne irgendeine Erklärung drehte ich mich blitzschnell um und rannte ins Wohnzimmer um meine Kleider von dem Boden aufzusammeln. Dabei stieg mir natürlich der Duft des Rühreis und des Speckes in die Nase und mein Magen knurrte protestierend. Ich verzog das Gesicht und hielt kurz inne, bis das laute Geräusch endete. Dann schlüpfte ich ohne Rücksicht auf irgendwelche Malträtierungen meines Körpers in die Hose und schloss den Reißverschluss gerade rechtzeitig bevor Dyan gefolgt von Ciara und Ariadna ebenfalls ins Wohnzimmer kamen.

Ich biss die Zähne zusammen und wiederstand dem Drang einfach wieder rauszurennen, der mich aufeinmal überfiel.

"Mhm, das riecht aber gut, Ariadna!", sagte Ciara übertrieben heiter, eindeutig bei dem Versuch irgendwie von der ganzen Peinlichkeit, die mich im Moment umgab, abzulenken.

Verdutzt runzelte Ariadna die Stirn und eilte mit ihren kurzen Beinen in die Küche. "Oh! Aber das ist gar nicht von mir, junges Fräulein! Das muss Ihre Freundin gekocht haben!"

Ich hatte noch nicht mal Zeit verlegen rot zu werden, da glotzten Ciara und sogar Dyan, der bisher eher so gewirkt hatte, als würde er Schlafwandeln, schon verblüfft zu mir.

Mein Griff um mein Oberteil verkrampfte sich und ich wich einen Schritt zurück.

"Äh ja... bon appetit?"

Ich lies meinen Blick überall hinschweifen, außer in die Nähe der beiden und wusste noch nicht mal weshalb mir meine Kochkünste unangenehm waren.

Oder warte mal... doch ich wusste es. Ich sollte eigentlich einer dieser reichen verzogenen Gören sein, die nicht mal wussten, dass das Essen sich nicht von selbst zubereitete und fertig zu mir geflogen kam, sondern von Küchenpersonal aufwendig gemacht wurde.
Stattdessen bekochte ich selbst jeden Tag meine so liebe Stiefmutter, und natürlich nur aus reinster Herzensgüte und nicht etwa weil ich keine andere Möglichkeit hatte, und konnte eine ganze Palette von Gerichten auswendig.

"Duuu kochst?", fragte Ciara gedehnt und ich begang den Fehler ihr in die Augen zu schauen.

"Ja, ist mein Hobby", log ich reflexartig und Zwang mich weiterhin ihrem Blick standzuhalten, um nicht ertappt zu werden.

Einige Sekunden starrten wir uns nur gegenseitig an, sie offenbar in der Erwartung mich bei meiner Lüge zu erwischen und ich auf ihre Reaktion abwartend. Schließlich begann aber ihr rechter Mundwinkel zu zucken und kurz drarauf grinse sie breit. "Cool, musst du mir unbedingt mal beibringen. Das einzige was Dyan und ich können, ist eine Pizza bestellen und sie aufschneiden."

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