Kapitel 83

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Kennt ihr das, wenn ihr euch nicht sicher seit, ob etwas wirklich geschehen ist, oder ihr es nur geträumt habt?
Als ich das zweite Mal meine Augen aufschlug, kam es mir so vor, als hätte mein ganzes Leben nur geträumt. Ein einziger langer Albtraum.

Mein Kopf war ganz schwer und taub und das helle Licht, welches durch ein Fenster herein fiel, schmerzte in den Augen. Ein kehliges Stöhnen entring sich mir und schien dabei meinen Hals in Flammen zu setzen.
Zittrig kroch meine Hand zu meiner Kehle hoch und legte sich kalt um sie.
Verdammt, ich hoffte das hier gehörte noch zu dem Albtraum dazu.

"Ich glaube sie ist wieder wach."
Selbst wenn ich Ciaras Stimme nicht sofort erkannt hätte, bezweifelte ich, dass ich es geschafft hätte mich auch nur aufzusetzen. Ich wollte einfach nur liegen bleiben und vielleicht in Ohnmacht fallen. Ja, das hörte sich entspannend an.
War ich wirklich durchs Krankenhaus gelaufen oder hatte das alles nur in meinem Kopf stattgefunden?
So wie ich mich momentan fühlte konnte ich mir nur schwer vorstellen auch nur aufs Klo zu gehen.

Stühle wurden mit leisem Scharben zurückgeschoben und ich zauberte mein bestmögliches Lächeln aufs Gesicht, während Ciara dicht gefolgt von... Dyan in mein Blickfeld kamen.
Beinahe wäre mir mein Gesichtsausdruck entglitten.

Tiefe Augenringe schmückten die Augen der Geschwister,bei Dyan noch von einem Bartschatten unterstützt. Dazu schienen ihre Haare schon länger keine Haarbürste mehr gesehen zu haben, so wie sie in alle Richtungen abstanden und um die flauschigen Jogginghosen beneidete ich sie schon fast, auch wenn es so aussah, als wären die beiden Junkies, die aus einem verdreckten Loch von einer Gasse gekrochen waren.
Trotzdem konnte man bei Ciaras herzlichen Blick meinen, dass ihr nicht einmal klar war, wie sie aussah.

"Hey Süße". Ihr Lächeln war so vorsichtig, als könne sie mich mit einem Gefühlsausbruch zerbrechen und Dyans Gesicht war versteinert, als würde er sich selbst das nicht trauen.
Okay, um mich hatte es wohl schlimmer gestanden, als ich bisher angenommen hatte.

Ein schwaches Frösteln fuhr durch meinen Körper und ich versuchte irgendwie mit meiner freien Hand, dessen dazugehöriger Arm unter meinem Körper eingeklemmt war, den Saum der Decke ein Stück höher zu ziehen. Doch als bei dem Versuch schmerzhaft durch meine rechte Seite zog, hielt ich zischend inne.
Mit einer ungeschickten Bewegung befreite ich meinen Arm, wobei es mich noch einmal schmerzhaft durchfuhr, und schlang ihn dann ganz fest um meine Mitte, als könne er verhindern, dass ich auseinander falle. Ich konnte das Pochen meines Herzens in der Magengrube spüren.
Augenblicklich tauchten Hände auf, die für mich die Decke hochzogen und ich öffnete gequält lächelnd die Augen, welche ich wohl im Schmerz zusammen gekniffen hatte.
"Danke", krächzte meine Stimme und versagte prompt, teils durch einen Hustenanfall, teils durch Dyans Kopf, der über meinem schwebte.

Aber mein Verstand wurde schnell von diesem sexy drei Tage Bart abgelenkt, denn einmal angefangen mit dem Husten, schien mein Körper gar nicht mehr aufhören zu wollen, bis ich schon dachte, meine Luftröhre von innen umzustülpen. Gleichzeitig wurde ich dabei auch noch so stark durchgeschüttelt, dass das Stechen in meiner Seite immer schlimmer wurde, bis mein Oberkörper plötzlich angehoben und dann ein Glas Wasser an meine Lippen gedrückt wurde.
Ich versuchte den Kopf abzuwenden. Wie sollte ich denn auch trinken, während der Husten immer schlimmer wurde? Aber der Vollidiot mit dem Wasser gab nicht nach, bis ich mich eher daran verschluckte, als dass ich es absichtlich schluckte.
Trotzdem beruhigte es unglaublich schnell das Kratzen in meiner Kehle und sobald ich kurz nach Luft schnappen konnte nahm ich noch einen kräftigen Schluck und noch einen und noch einen, bis das Glas leer war und mein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte.

Atemlos blickte ich ziellos in den Raum und wurde vorsichtig wieder runtergelassen.
Ich versuchte mich wieder auf die beiden Gesichter zu konzentrieren und schnitt eine Grimasse.
"Nochmals danke." Wirklich gesund hörte ich mich ja immer noch nicht an.
Geräuschvoll atmete Ciara aus, als müsste sie schwer an sich halten, und schüttelte frustriert den Kopf. "Das kommt nun Mal davon wenn man zwei Tage nach seiner OP meint durch die Gegend laufen zu müssen."
Hey! Gab es nicht irgendeine Regel, die besagt, dass man kranken Menschen keine vernichtenden Blicke zu werfen durfte?

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