Kapitel 54

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Nach drei Marschinen Wäsche, einem leckeren Mittagessen und zig Hustanfällen durch aufgewirbeltem Staub wurde es draußen langsam dunkel und ich durfte mich erschöpft die Treppen hochschleppen. Nicht das mich oben Erholung erwarten würde, immerhin gab es ja noch die Foltereinrichtung Schule, die mich vor Pauken für anstehende Arbeiten und den von den Lehrern geliebten unangekündigten Tests, so viele Aufgaben mir Kathrin auch geben mag, nicht verschonte.

Also ließ ich mich ergeben auf meinen Schreibtischstuhl fallen und starrte unmotivert meine Physikaufgaben an. Naja... wenigstens waren sie nicht so schwer. Gelobt sie mein Gehirn dafür, dass es keine allzu großen Probleme im naturwissenschaftlichen Bereich hatte!

Zu meinem Deutschaufsatz konnte ich mich jedoch danach kaum noch bewegen. Wieso musste meine Lehrerin uns aber auch unbedingt den langweiligsten Text von allen  geben?! Aber was sollte man auch anderes erwarten?

Nach einer weiteren Stunde hatte ich es schließlich geschafft einen einigermaßen vernünftigen Aufsatz zu schreiben und die zwei etwas kniffligeren Matheaufgaben zu lösen, die wir auf hatten, und beendete damit für heute meine Qual.

Mit einem Seufzen stand ich auf, streckte mich und lief zu meinem Bett hinüber, um mich einfach reinfallen zu lassen.

Oh Mann, jetzt einfach einschlafen wäre toll. Aber jedes Mal wenn ich meine Augen schloss, kam mir wieder die Szene auf der Party, vor dem Bad in den Kopf. Wie nah Dyan mir gewesen war... hatte er sich nur wegen dem Alkohol so verhalten? Ich war mir nicht sicher, immerhin schien er bei sich zu Hause in der Nacht plötzlich ziemlich nüchtern zu sein und das war bei dem ganzen Zeug, das er runtergekippt hatte wirklich wunderlich.

Aber eigentlich war es fürs Erste ziemlich egal, ob sein etwas benebeltes Gehirn so reagiert hatte oder er klar im Kopf gewesen war. Viel wichtiger war doch, weshalb ich mich in seinen Armen so geborgen gefühlt hatte. Wie allein seine Berührung mir eine Gänsehaut bescheren konnte.

Hatte Ciara vielleicht wirklich recht? War da etwas zwischen Dyan und mir?

Gerade als ich beschlossen hatte, zu wagen weiter in diese Richtung zu denken, hörte ich wie unten ein Auto die Einfahrt herauf fuhr.

Wie von einer Tarantel gestochen sprang ich auf, mein ganzer Verstand in Alarmbereitschaft. Verdammt! Mein Vater hätte ich fast vergessen!

Ich sprintete die Treppen runter, immer zwei Stufen aufeinmal nehmend und erreichte mit rasendem Herzen die Eingangshalle, kurz bevor man hörte wie ein Schlüssel im Türschloss umgedreht wurde.

Immer wieder ballte ich meine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Ich war nicht sicher, was ich erwarten sollte. Einen Geschäftsmann, mit Aktenkoffer und immer grüblerisch gerunzelten Stirn, so wie als ich kleiner war und mein Daddy von seinen Geschäftsreisen nach Hause kam, oder den Trunkenbold, der mich sonst auch jeden Abend erwartete. Tief in mir, wusste ich natürlich, was von beidem gleich zu mir in die Halle treten würde, doch nachdem diese Woche sich so viel verändert hatte, konnte sich da nicht auch dieser Teil meines Lebens erneut umgekrämpelt haben?

Anders als in Filmen, schwang die Tür nicht langsam auf, ließ den Zuschauern keine Zeit nervös und aufgeregt zu werden, sondern flog mit viel Schwung auf und ließ meinen Vater hereintorkeln.

Ein Gewicht schien mein Herz zu zerdrücken und für einen Moment war ich nicht fähig mich zu bewegen.

Mein Vater trug einen seiner grauen Anzüge, dazu die passenden schwarzen Lackschuhe und eine grau, schwarz, blau gestreifte Krawatte. An sich das, was man von einen Firmenleiter erwarten konnte, mit dem schwarzen Hartschalenkoffer in seiner Hand. Doch die kleinen Sachen, die aus dem Bild eines business Outfits fielen, machten den entscheidenen Unterschied.

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