Kapitel 64

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In der nächsten zwei Stunden kamen mehr und mehr Gäste ins Dinnertime, bis wirklich sogut wie jeder Stuhl besetzt war. Amanda und ich waren voll ausgelasstet damit, von Tisch zu Tisch zu eilen und dabei aufzupassen mit den vollen Tabletts nicht über einen Fuß zu stolpern.
Anscheinend hatte der diesortige Fußballverein ein Heimspiel gehabt und die gegnerische Manschaft hatte unser liebes kleines Restaurant als Kneipe für ihre Siegesfeier auserkoren.
Die Gruppe der Spieler war kaum zu überhören, wie sie herumgrölten und mit einem Bier nach dem anderen anstießen. Noch dazu kam, dass sie unverhohlen auf den Hintern jedes weiblichen Wesens starrten und wenn ich mich nicht ganz irrte, hatte der eine Typ mir gerade eine 7 auf meine Titten gegeben.
Aber etwas gutes hatten diese aufgeblasenen Möchtegerne auch, bisher konnte ich mich erfolgreich davor drücken heraudzufinden, ob Ciara Dyans und meine 'Begrüßung' gesehen hatte. Ich war mir nicht sicher was schlimmer wäre: wenn Ciara nur noch mehr versuchen würde uns beide zu verkuppeln oder sie uns verbieten würde überhaupt Kontakt zu haben. Für mein seelisches Wohlergehen wäre zweiteres sicher um längen besser.
Mit mehreren leeren Tellern bewaffnet eilte ich das gefühlte hundertste Mal in den letzten fünf Minuten in die Küche nur um wieder mit zwei vollen herauszukommen. Die Bestellungen schienen kein Ende zu nehmen und solangsam stellte sich mir die Frage wo diese Fußballer das alles hinaßen. So viel bekäme ich ja nicht mal runter, wenn ich zuvor ich drei Tage gehungert hätte.
Anscheinend hatten die Jungs aber wenigstens ihr bisheriges Thema - weibliche Attribute - mal gewechselt und philosiphierten nun über irgendeinen Sportler und einen neuen Proteinshake, der angeblich viel zu künstlich schmecken würde.
Eindeutig, wichtigere Gesprächsthemen konnte es gar nicht geben.
Ich stellte das Essen vor den Jungs ab und wollte mich gerade umdrehen, als ich Ciara entdeckte, die gerade von einem der besonders lauten Fußballern angequatscht wurde. Zwar befürchtete ich nicht, dass der Typ gefährlich war oder so, allerdings hatte sich das Bild von einer hilflosen Ciara, in die hinterste Ecke an einen Müllcontainer gepresst, in meine Netzhaut gebrannt und die Hölle würde zufrieren bevor ich zu ließ, dass ihr soetwas nochmal passierte.
Anscheinend waren Henry und Steven gegangen, nachdem es hier so voll geworden war und Ciara, die treue Seele, war hier geblieben.
Komisch, ich stellte mich auf Zehenspitzen und reckte den Hals, um über die Gäste hinweg zu schauen. Dahinten saßen doch immer noch Dyan und der Rest, wieso war sie dann an der Bar geblieben?
Bevor ich weiter überlegen konnte wurde ich von Amanda angerempelt, die mich auf eine Familie aufmerksam machte, die bestellten wollte. Verdammt, es gab einfach viel zu viel zu tun, als dass ich Ciara im Auge behalten könnte.
Ich beeilte mich zu dem Tisch zu kommen und gleichzeitig jede Bewegung von Ciara und dem Jungen mitzubekommen.
Irgendwie wurde ich aus Ciaras Körperhaltung nicht ganz schlau. Der Junge flirtete eindeutig mit ihr, gab sein bestes Zahnpastalächeln zu Tage, stellte immer wieder Körperkontakt her und redete -meiner Meinung etwas zu viel - über seinen durchtrainierten Körper. Aber anscheinend schien Ciara von seinem Gerede einfach nur gelangweilt zu sein. Ich bemerkte wie ihr Blick immer wieder desinteressiert auf einen Punkt hinter dem Kerl rutschte und sie auf die kleinen Berührungen nur mit einem halbherzigen Lächeln reagierte. Ich war mir sicher: Sie hatte keinerlei Interesse.
Allerdings verstand ich nicht, weshalb sie seinen lahmen Anmachen nicht ein Ende setzte und einfach weg ging. Oder da wir ja freundlich sein wollen, ihm nett erklärte, dass er bei ihr kein Glück hatte.
Aber ich würde mich nicht in Ciaras Angelegenheiten einmischen, sie wusste schon was sie tat und ich hatte einen Boss im Nacken, dem es sicherlich nicht gefiel, wenn ich dumm herumstand und Löcher in die Luft starrte.
Mit den Bestellungen und einer Runde leeren Gläsern in der Hand ging es wieder in die Küche. Tony schien noch gehetzter als Amanda und ich und wirbelte wie ein kleiner Teufel vom Herd zur Fritteuse und wieder zurück. Mein Kuchen wurde sogar schon vorsichtshalber aus dem Weg geräumt. Hätte ich nicht das Gefühl ihm eher nur im Weg zu stehen, hätte ich Tony angeboten zu helfen, aber sein ganzes Herumgerenne schien nach einem System zu laufen, dass zu hoch für eine Kellnerin war. Daher legte ich ihm nur den Zettel mit den Bestellungen auf den Tresen und ging dann wieder raus um Getränke bei Carlos abzuholen.
So ging es immer weiter -Tisch, Küche, Bar- bis eine viertel Stunde später endlich alle zufrieden zu sein schienen. Unsere üblichen Gäste, die nur zu Mittag aßen waren gegangen und selbst die Sportler Mägen schienen ihre Fülle erreicht zu haben.
Hätte nie gedacht, dass man meinen Job als Sport zählen konnte, doch Amanda und ich lehnten beide keuchend an der Wand, als wären wir zehn Minuten durchgejoggt.
Sobald wir uns beide wieder etwas erholt hatten grinsten wir uns breit an. Meine Hand hob sich wie von automatisch und Amanda klatschte mich ab. Wir waren halt ein Dreamteam.
"Mein Gott, ich freue mich ja über das ganze Trinkgeld, aber allzu oft muss das jetzt auch nicht sein", lachte sie und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen.
"Stimme ich dir vollkommen zu", meinte ich und stieß mich von der Wand ab. "Aber hast du dir mal angehört über was diese Jungs die ganze Zeit reden? Die haben auch nichts besseres zu tun als Mädchen anzubaggern, oder?", Amanda kicherte bei meiner Bemerkung und nickte eifrig.
"Ich glaube der eine hat mir auf den Arsch geklatscht, als ich ihm seine Serviette aufgehoben habe, die ihm natürlich totaaaal ausversehen und unabsichtlich runtergefallen ist, gerade als ich vorbei lief. Wahrscheinlich kann er froh sein, dass Henry schon weg war, sonst hätte er jetzt keine Hand mehr um den Ball zu werfen."
Ich runzelte die Stirn, bis ich ihre Worte verstand. Lachend stupste ich sie an der Schulter an. "Amanda, die spielen Fußball, kein Handball!".
Sie rümpfte die Nase und zuckte die Schultern. "Ach das ist doch alles das gleiche. Verschwitzte Kerle die sich um einen Ball kloppen und den in irgendein Tor werfen, schießen -oder was weiß ich- müssen."
Mir gelang es mir das nächste Lachen zu verkneifen und schüttelte über ihren Gesichtsausdruck den Kopf. "Sport war nicht so dein Fach oder?"
"Also ich bitte dich", Amanda schmiss ihre Haare über die Schulter, "Schulsport war mein vorzeige Fach." Sie grinste breit über ihren eigenen gespielt hochnäsigen Ton und versuchte es dann mit einem passenden Blick, was ihr aber nicht so recht gelang.
"Na dann wundert es mich, dass du es aufs Collage geschafft hast", neckte ich sie und lief schnell an ihr vorbei, bevor ihre Hand mich erwischte. "Hey!", rief sie mir noch empört nach, doch da hatte ich mich schon in die Küche geflüchtet.
Tony, welcher mit dem Rücken zu mir gestanden hatte, wirbelte herum, als er meine Schritte hörte und guckte mich wie ein Welpe den man im Nachbargarten erwischt hatte an- mit einer Gabel im Mund und einem Teller mit einem Stück von meinem Kuchen drauf in der Hand. Einige Sekunden erstarrten wir beide, bis ich in lautes Gelächter ausbrach. Oh Gott, sah das süß aus! Ich konnte mir Tony gerade wirklich gut als kleinen Jungen vorstellen, der heimlich Süßigkeiten aus Granny's Dose stibitzte.
"Ich hoff es schmeckt", zwinkerte ich und lief auf ihn zu. Tony, welcher sich wohl von seinem Schreck erholt hatte, nahm grinsend die Gabel aus dem Mund. "Grandios, Kleine. Vielleicht sollten wir mal Anfangen auch Kuchen zu verkaufen."
"Tzz, du Schleimer", verlegen über das Kompliment boxte ich ihn und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, einfach um irgendwas zu tun.
"Ist mein Ernst. Also ich meine, meine Torten würden sich wahrscheinlich noch besser verkaufen aber...", dieses Mal fiel mein Schlag fester aus, als Tony schon leicht selbstverliebt eine Hand ans Herz legte. "Wie wärs damit, wir bleiben dabei, dass der Kuchen gut ist?", ein Lächeln verkneifend zog ich eine Augenbraue hoch und nach einem Moment, in dem Tony nachzudenken schien, gab er nach. "Na Gut. Aber die Meister Bäckerin sollte mal wieder nach den Gästen gucken. Los, los!"
Ich lies mich von ihm Richtung Ausgang schieben und ging seufzend wieder in den Schankraum.
Viel zu tun gab es nicht, dem einen Pärchen machte ich die Rechung fertig und brachte zwei der Fußballerjungs noch ein Bier. Danach blieb mir endlich wieder die Zeit mich zu meinen Freunden zu gesellen. Oder zumindest wollte ich das machen, bis mir auffiel, dass Ciara immer noch bei dem Kerl stand, genauso desinteressiert wie noch zwanzig Minuten zuvor.
Um nicht mitten im Raum zu stehen setzte ich mich in einigen Metern Entfernung auf einen Barhocker, sodass mich Ciara über seine Schulter hinweg sehen konnte und da sie sowieso die ganze Zeit nur in die Gegend starrte, fiel ihr Blick sofort auf mich. Fragend zog ich die Augenbrauen hoch und bekam als Antwort etwas ähnliches wie ein Nicken. Oder zumindest glaube ich das es ein Nicken war, aber so unauffällig wie die Bewegung ausgefallen war, gelanges mir nicht ganz zu bestimmen was es war und erst recht nicht was sie mir damit sagen wollte.
Unverständlich legte ich meinen Kopf schräg, um ihr zu signalisieren, dass ich es nicht verstanden hatte. Übertrieben verdrehte sie ihre Augen und erntete dafür von mir ein bösen Blick. War doch nicht meine Schuld wenn ihre lautlose Sprache so undeutlich war.
Ciara schien einmal tief Luft zu holen und deutete dieses Mal unauffällig mit dem Daumen in Richtung Raummitte. Von automatisch folgte mein Blick ihrer Bewegung, allerdings hatte ich keinen Plan was genau ich dort jetzt sehen sollte.
Nö, kein Einrad fahrender Affe der mit Bananen jongliert und dabei auf seinem Kopf eine Wasserschale balanciert, nur Menschen die redeten und aßen. Sollte mir jetzt irgendwas regelrecht ins Auge springen, oder was?
Ich schaute wieder zu Ciara und zuckte hilflos die Schultern, was mir ein ungeduldiges Schnauben einbrachte.
Anscheinend schien diesem Idioten nun aber auch mal aufzufallen, dass ihre Aufmerksamkeit nicht seinem nazisstischem Geschwafel gehörte, denn er drehte sich sichtlich verwundert um und ich wandte mich schnell ab und tat so, als würde ich die Bierdeckel sotieren.
Hoffentlich hatte er nicht gesehen, wie ich mich weggedreht hatte... oder bemerkte wie unsinnig meine Beschäftigung war, die Bierdeckel mit den Kanten immer wieder auf den Tisch zu klopfen.
Wer sotiert bitteschön BIERDECKEL?!
Tja, engagierte Kellnerinnen vielleicht? Aber das war jetzt auch egal. Um den Anschein zu wahren, nicht an Ciaras Gespräch interessiert zu sein, drehte ich noch eine Runde im Raum und schaute nach den Gästen, sodass etwas Zeit vergagngen war, bis ich es wagte wieder zu den beiden zu schauen. Im ersten Moment befürchtete ich schon, die beiden wären weg gegangen, bis mir auffiel, dass sie nicht weggegangen waren sondern nur noch jemand zu ihnen gekommen war. Und plötzlich machte das alles einen Sinn.
Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Dieses hinterlistige, schlaue Ding.
Um eine bessere Sicht auf die drei zu haben, lief ich noch ein Stück weiter und beobachtete das Geschehen von der anderen Seite des Raumes aus.
Marco erreichte gerade Ciara und den Typen und rämpelte dabei ganz ausversehen den Kerl mit der Schulter an. So als hätte er die beiden bisher gar nicht bemerkt, machte er einen überraschten Gesichtsausdruck und schien sich zu entschuldigen. Leider konnte ich über den Geräuschpegel und die Entfernung hinweg nicht verstehen was gesagt wurde, aber die Gesichtsausdrücke waren sehr aufschlussreich. Ciara funkelte Marco mit einem bösen Blick an, als hätte er sie wirklich in einem ernsthaften Flirt gestört. Nur kaum wahrnehmbar umspielte ihr Mund ein Lächeln, das einem verriet, dass das alles geplant war.
Auch Marcos Gesichtsausdruck war nicht das, was er auf dem ersten Blick zu sein schien. Obwohl er entschuldigend die Hände gehoben hatte und lächelte, als wäre ihm das alles unangenehm, glitzerten seine Augen gefährlich, so als wäre er jeder Zeit bereit entweder sich Ciara zu schnappen und abzuhauen oder aber dem Kerl eins reinzuhauen.
Der einzige, der wohl nicht kapierte was da wirklich abging war der Fußballer, der über die Störung alles andere als erfreut schien. Er nickte Marco nur mit verknifferner Mine zu, um seine Entschuldigung zu akzeptieren und man konnte ihm den Wunsch gerade zu vom Gesicht lesen, dass Marco einfach weiter ging. Aber das war natürlich nicht in dessem Sinne. Ich war fasziniert von seinem Improvisationstalent, als er es schaffte das Thema zu wechseln und ein ganz neues Gespräch anzufangen. Oder hatte der kleine Zwerg das alles schon zuvor geplant?
Egal was von beidem, mir gefiel es. Ein deutlicheres Zeichen, dass er Ciara mochte konnte er gar nicht setzten. Jetzt musste man Marcos Eifersucht nur noch in die Richtigen Bahnen lenken und eventuell durfte ich dann in fünf Jahren Brautjungfer sein.
Vertieft in die Planungen von Ciaras Hochzeit, bemerkte ich nicht, wie Dyan sich von hinten an mich ranschlich, bis er mich aus heiterem Himmel ansprach. "Er hat die beiden mindestens eine halbe Stunde angestarrt, bevor er rüber gegangen ist." Bei seiner tiefen Stimme ganz dicht an meinem Ohr zuckte ich erschrocken zusammen und fuhr zu ihm herum. Mir verschlug es die Sprache, als ich bemerkte, dass unsere Körper nur einige Milimeter von einander entfernt waren, aber glücklicherweise schien ihm mein Blackout nicht aufzufallen, da sein Blick starr auf den Primatentanz der beiden Jungs um seine Schwester gerichtet war. Seine dunklen Augen schienen jedes Detail aufzufangen und ein Muskel an seinem Kiefer zuckte.
"Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt, dass Marco etwas von Ciara will. Er ist mein Freund und sie meine kleine Schwester." Dyan schien so in Gedanken versunken, dass ich mir nicht mal sicher war, ob die Worte an mich gingen. Trotzdem schien es mir richtig ihm zu Antworten, wenn auch nur um Ciaras Liebe zu schützen. "Was sollte daran schlimm sein? Du kennst Marco, er würde sich nicht auf sie ein lassen, gerade weil sie deine kleine Schwester ist, wenn er es nicht ernst meinen würde. Und Ciara würde es gut tun, jemanden zu haben, dem sie voll und ganz vertrauen kann." Ich musste leicht nach oben schauen um in sein Gesicht sehen zu können.
Langsam glitt sein Blick von den dreien zu mir und verfing sich in meinem. "Außerdem kannst du es ihnen kaum verbieten. Vielleicht willst du ja irgendwann auch etwas von einer von Ciaras Freundinnen", murmelte ich leise bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte. Oh mein Gott, das hatte ich jetzt nicht gesagt!
Meine Augen weiteten sich und mein Gesicht schien zu brennen. Er hatte hundertprozentig die Anspielung aus meinen Worten herausgehört. Shit! Noch peinlicher hätte ich mich nicht verhalten können, oder?
Ohne auf seine Reaktion zu achten wirbelte ich herum und wollte schleunigst verschwinden. Scheiße, ich hörte mich schon an, wie Dyans ganze Schlampen-Groupies! Meine Andeutung hatte so wenig Niveau gehabt, dass ich mir dafür am liebsten selbst die Hand abhacken würde. Ich konnte mich nie wieder in der Öffentlichkeit zeigen, war mein einziger Gedanke, als ich auf die Damentoiletten stürmte.
Mit den Händen stützte ich mich auf dem Waschbecken ab und betrachtete mein entsetztes Gesicht im Spiegel.
Das war doch nicht mehr ich! Wo war das Mädchen hin, dass bei Dyans bloßen Anblick schon ein Würgereiz bekam und wer war diese Person, die verträumt an die männliche Schulmatratze dachte?
Mit zitternden Händen drehte ich den Wasserhahn auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht in der Hoffnung, dass sich dadurch vielleicht endlich mal wieder mein Kopf klärte.
Das alles wir mir total aus der Kontrolle geglitten. Und das schlimme war, ich wusste nicht mal wann dieses ganze Chaos entstanden war. Na Gut, mein Leben war schon immer ein einziges Wirrwarr aber im laufe der letzten Woche hatten sich da Gefühle dazu geschlichen, die es definitiv nicht geben sollte! Vielleicht wäre es doch schlau, wenn ich einfach gehen würde. Ich würde von meinem Vater weg kommen und von Dyan, von all den Vorurteilen und den Leuten die mich und meine Familie nicht mögen. Aber noch im selben Moment, indem mir der Gedanke kam, verwarf ich ihn auch wieder. Das war lächerlich. Ich könnte und würde auch nie einfach weggehen. Das entsprach einfach nicht mir.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Ich brauchte einfach einen Moment Ruhe... doch kam hatte ich das gedacht wurde die Toilettentür aufgerissen und ich wirbelte erschrocken herum. Mir blieb gar keine Zeit um die Situation zu regestrieren, da wurde mein Gesicht schon von zwei großen Händen umschlossen und Dyan drückte seine Lippen auf meine. Ich gab ein überraschtes Quitschen von mir und kurz blitzte der Gedanke in mir auf, ich sollte ihn wegschieben, aber im nächsten Moment war da nichts mehr außer er und mir. Meine Hände legten sich auf seine Brust und krallten sich in den Stoff seines Shirts. Wieso fühlte sich das so berauschend an?
Ich wollte gerade seinen Kuss erwidern, als er auch schon wieder von mir ablies.
Obwohl ich gar nichts gemacht hatte kam mein Atem hektisch und Stoßweiße wärend ich ihn einfach nur mit großen Augen anstarren konnte.
Dyans Lippen umspielte ein geheimnisvolles Lächeln, so als wüsste er etwas, dass mir noch unklar wäre und am liebsten hätte ich ihm dieses Lächeln von den Lippen geküsst. Oh Gott, dieser Junge musste aufhören mich so verrückt zu machen, bevor ich den Verstand vollends verlor.
"Ganz eventuell", fing er mit einer so weichen und samtigen Stimme an, dass sie mich genauso zu streicheln schien wie sein Daumen, der zarte Kreise auf meine Wange zeichnete, "will ich ja wirklich irgendwann etwas von einer von Ciaras Freundinnen."
Bei seinen Worten stoppte mir kurz der Atem. Hatte das gerade wirklich Dyan Lawyer zu MIR gesagt?
Wenn ich schon zuvor Reaktionsunfähig war stand ich jetzt kurz davor einfach zu einer Salzsäule zu erstarren. Aber wenigstens schien er auch keine Reaktion zu erwarten.
Dyans Lächeln wurde noch ein Stück breiter, bevor er sich herunter beugte und mir ein Kuss auf die Stirn drückte.
"Wir gehen dann jetzt auch. Bis morgen in der Schule, Tessa."
Kaum hatte er das gesagt drehte er sich auch schon um und lies mich baff in der Toilette stehen.
Wieso hatte sich das gerade nur wie ein verheißungsvolles Versprechen angehört?

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