chapter forty one

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Ich musste zugeben, dass er ziemlich gut tanzen konnte, aber ich wollte nicht mit ihm tanzen.

Er war ein Rumtreiber.

Er war Sirius' und James' Freund.

Er hatte all die Jahre nichts gegen das Mobbing gemacht.

„Ich weiß, dass du mich nicht magst."

Ich biss mir auf die Lippe und wusste nicht, was ich ihm antworten sollte.

Ich hatte ihn noch nicht einmal angesehen, seit wir zu tanzen angefangen hatten.

„Du musst mich auch nicht mögen, aber ich wollte mich aufrichtig für mein Verhalten in den letzten Jahren entschuldigen."

Ich sah durch den Raum und bemerkte, dass Lily mir zulächelte.

Ich zwang mich zu einem Lächeln.

„Ich erwarte auch nicht, dass du mir vergibst. Ich glaube, dass ich das selbst nicht könnte, wenn es mir widerfahren wäre."

Ich blickte ihn zum ersten Mal an und bemerkte die Narbe, die sein ganzes Gesicht zierte.

„Louise, es tut mir wirklich-"

„Können wir einfach tanzen, ohne über das Thema zu reden?"

Ich erzwang erneut ein Lächeln und er nickte ebenfalls lächelnd.

Das Lied wechselte und ich bemerkte sehr zu meinem Leidwesen, dass nun ein langsamer Tanz folgen würde.

„Ist es okay für dich?", fragte er mich.

Ich atmete einmal unauffällig tief ein und aus und nickte, woraufhin er seine Arme um meine Taille legte und mich näher an sich heranzog.

Ich legte meine Hände um seinen Hals und platzierte meinen Kopf an seiner Brust.

Ich konnte sein Herz schlagen spüren und musste mir ein Lachen verkneifen.

Würde mein Ich aus der vierten Klasse das hier sehen.

Wir tanzten ein weiteres langsames Lied, ohne dabei zu reden.

„Du riechst gut. Himbeere?", unterbrach er die Stille nach einer Weile.

Ich schluckte.

Das ging zu weit, oder?

„Ja", antwortete ich unsicher.

Ich sah mich im Raum um und bemerkte, dass James und Sirius mich beobachteten.

Uns beobachteten.

James sagte etwas und die beiden lachten.

Ich lenkte meinen Blick schnell weiter und spürte plötzlich, wie mir schwindelig wurde.

„Entschuldige mich."

Ich ließ ihn auf der Tanzfläche stehen und lief in Richtung der Torflügel.

Dann rannte ich auf die Mädchentoilette und beugte mich gerade noch rechtzeitig über eine Toilettenschüssel, ehe ich mich übergeben musste.

Ich hasste diese Panikattacken.

Nachdem ich mir gefühlt die Seele aus meinem Leib gekotzt hatte, betätigte ich die Spülung und ließ mich dann an der Kabinentür sinken.

Ich fing an zu zittern und bereute es sofort, meinen Bolero nicht mitgenommen zu haben.

„Er sieht heute so gut aus!", hörte ich ein Mädchen reden.

„Nein, umwerfend!", warf ein anderes kichernd ein.

Ich verdrehte die Augen.

Sie sprachen noch ein wenig weiter und als ich endlich hörte, wie sie den Raum verließen, stand ich vorsichtig auf.

Immer noch zitternd öffnete ich die Tür der Toilettenkabine und lief zu den Waschbecken.

Ich stütze mich am Waschbecken ab und spülte meinen Mund mit Wasser.

Dann atmete ich tief ein und aus und verließ die Mädchentoilette.

Auf dem Weg zur Großen Halle kam mir Ethan entgegen.

„Hey, Louise. Alles okay bei dir?"

Ich schüttelte den Kopf und stützte mich bei ihm ab, aus Angst im nächsten Moment umzukippen.

„Komm mit, wir gehen kurz an die frische Luft."

Er half mir hinaus und wir setzten uns auf die Treppe, die zum Eingang des Schlosses führte.

„Du frierst ja total!"

Er zog sich sein Sakko aus und legte es mir über die Schultern.

„Danke", sagte ich leise.

Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich heran.

„Möchtest du reden?"

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und spürte, wie eine Träne meine Wange herunterlief.

Ich lachte kurz.

Wo war die selbstbewusste Louise hin?

Ich spürte seine Hand an meiner Wange, die meine Träne wegwischte.

„Nein, ich möchte nicht darüber reden. Ich möchte lieber den Moment mit dir genießen."

Als ich meinen Kopf hob, konnte ich sehen, dass er mich anlächelte.

Ich lächelte zurück und legte dann meinen Kopf zurück auf seine Schulter.

Meine Augen schloss ich und ein Gefühl der Geborgenheit breitete sich in mir aus.

Was ein schönes Gefühl das doch war.

be my enemy | RumtreiberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt