Geschenke und Geschichten

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Derweil sind schon ein paar Stunden vergangen. Du hattest schon viele Besucher, unter anderem Sasha. Sie hat dir sogar ein Geschenk mitgebracht: Nämlich einen ihrer Lieblingskekse. Als sie ihn dir überreichte, mussten alle lachen, da sie den Keks vermissend nachsah.

Auch Wolff und Schmidt haben dich unvorhergesehen einen Besuch abgestattet. Du hast von ihnen erfahren, dass sie fürs erste aus dem aktiven Dienst suspendiert worden sind. Die beiden schienen über die jüngsten Geschehnisse deprimiert zu sein, doch für dich haben sie alle Sorgen beiseite geschoben.

Derzeit sitzt du in deinen Krankenbett und liest das Buch, welches du von Armin bekommen hast. Er, Mikasa und Eren haben noch kurz bei dir vorbeigeschaut. Mittlerweile sind sie schon auf den Trainingsplatz. Ob der Corporal die drei noch immer auf Trab hält?

Du bist inzwischen dermaßen im Buch versunken, dass du nicht merkst, wie Erwin sich an dein Bett stellt: „(n/n)?" Erschrocken lässt du das Buch fallen. Automatisch versuchst du zu salutieren, doch es braucht keine Sekunde, da bricht auch schon ein lautes Stöhnen zwischen deinen Lippen hervor - Du hast deine Verletzungen und Schmerzen verdrängt...

„Kommandant Smith...", keuchst du so gut es für deine Verhältnisse geht.

„Warum so förmlich, (v/n)? Es sieht schmerzhaft für dich aus...", entgegnet er betrübt, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. 'Ja... Warum auf einmal so förmlich?', fragst du dich ebenfalls. Immerhin ist der Kommandant kein Unbekannter für dich. Nein, im Gegenteil! Du hattest schon oft mit ihm zu tun und eigentlich verstehst du dich prächtig mit ihm. Er war es auch, der dafür sorgte, dass du gleich wie alle behandelst wirst (wegen deiner Familie).

„Was machen Sie jetzt schon hier, Erwin?"

„Wir sind vor ein paar Minuten vom Training zurückgekommen, da erfuhr ich auch, was geschehen ist. Deswegen bin ich sofort hierher geeilt um zu sehen, wie es dir geht.", seine Stimme klang beruhigend in deinen Ohren.

„So sehen Sie auch aus!", lachst du. Dein Gegenüber nimmt es nicht persönlich, muss ebenfalls kurz auflachen und kontert: „Nun ja, du siehst momentan auch nicht besser aus." Aber nun wurde er ernst: „Deine behandelnde Ärztin, Frau Nicols, hat mir berichtet, welche Verletzungen du alles ertragen musstest... Und schon beim zuhören lief es mir kalt den Rücken hinunter. Deswegen möchte ich meinen tiefsten Respekt äußern, (n/n)! Ich kenne Soldaten, wirklich gut ausgebildete Soldaten, die eine solche Last nicht ausgehalten hätten!"

Du fühlst dich geschmeichelt: „Es freut mich sehr, solch ein Kompliment aus Ihren Mund zu hören, Erwin!"

„Aber leider kann ich nicht länger bleiben... Ich sollte mich echt mal duschen gehen, und zudem stehen noch ein Haufen Besprechungen an...", entschuldigt sich der Kommandant.

„Überanstrengen Sie sich nicht! Sonst treffen Sie mal eine falsche Entscheidung.", mahnst du ihn spielend, obwohl du wusstest, dass so etwas nicht, nie, eintreten würde. Du kennst Erwin schon Jahre lang, und er bereut keiner seiner Taten und Entscheidungen. Auch plant er alles bis ins kleinste Detail, unklar, ob es überhaupt so eintreten wird. Aber dafür geht er gründlichst jedes Szenario durch, welches geschehen könnte. So kennst du ihn. Erwin.

Als du wieder aus deinen Gedanken aufwächst, merkst du, dass er schon gegangen ist, aber auch, dass etwas auf der braunen Decke hinterlassen wurde: Ein Bilderrahmen.

Behutsam nimmst du diesen an dich und blickst auf das Bild. Tränen rollen deine Wangen herab, als du erkennst, wer auf den Bild zu sehen ist. Nämlich deine Familie. Deine Familie, die du, seit du dem Militär beigetreten bist, nicht mehr gesehen hast. Nicht einmal Kontakt auf irgendeiner Art und Weise hattest du mehr. Anscheinend stattete Erwin zuerst dein Zimmer einen Besuch ab, bevor er zu dir kam und holte so das Bild. Am längsten verweilen deine Augen auf deine Geschwister. Immer mehr und mehr Tränen befeuchten deine Wangen.

„Weshalb heulst du, du Göre?", hörst du plötzlich jemanden gelangweilt sagen. Dein Blick erfassen die grauen Augen von Levi.

„Wegen nichts...", sagst du abweichend. Levi verdreht die Augen und spottet: „Also bist du solch eine Memme, die schon wegen jeder kleinsten Kleinigkeit zum flennen anfängt?"

„NEIN! Und es kann Ihnen doch egal sein, weshalb ich weine! Was machen Sie überhaupt hier?!", entfährt es dir und deine Augen kneifen sich vor Wut zusammen.

„Erwin hat mich gebeten, dass ich mal nach dir schaue, damit du nicht alleine bist...", sagt er desinteressiert.

„Sie können ruhig wieder verschwinden! Ich bin lieber alleine, als mit Ihnen in einem Raum!"

„Dummes Göre... Na gut, ich hab die Bitte erfüllt und glaub mir, ich wollte das noch weniger als du...!" Seine Worte regen dich auf und bringen deinen ganzen Körper vor lauter Wut zum zittern. Schlagartig erinnerst du dich aber daran, dass der Mann, der dich vor dem Tod bewahrte ER ist... Sauer auf dich selbst und auf den Captain, schleuderst du wutentbrannt, ohne weiter nachzudenken den Bilderrahmen in seine Richtung. Da du aber noch kaum Kraft hast, hat Levi genügend Zeit, das fliegende etwas auszuweichen. Ein lautes Klirren verkündet, dass der Bilderrahmen auf den Boden aufschlug und das Glas gebrochen ist. Levi sieht dich zornig an, beugt sich aber dann nach unten und hebt die Überreste des Wurfgeschosses hoch. Er mustert das Bild durchgehend, was dir aber nicht in den Kram passt: „Hey! Lass das!"

„DU wolltest mich doch damit bewerfen...!", argumentiert Levi. Entgeistert siehst du ihn an.

„Ist das deine Familie?", fragte er.

„Was geht dich das an?", wirfst du ihn an den Kopf. Du musst dich beherrschen, damit deine schluchzende Stimme nicht die Überhand gewann.

„Also ja... Aber... warum fehlt da ein Eck?", nun hat er einen wunden Punkt getroffen. Du kannst deine Tränen nicht mehr in Schach halten und schluchzt: „...La-lassen... Sie es... einfach..."

„Wenn du nicht einmal fähig bist, über deine eigene Vergangenheit hinweg zu kommen, wie möchtest du dann außerhalb der Mauern überleben?! Ein Wunder, DAS DU überhaupt noch lebst, du Göre!", er fordert dich regelrecht heraus. Dir wird einfach alles zu viel. Dein ganzer Körper spannt sich an und schreist zwischen den Tränen: „DIE PERSON DIE DORT FEHLT IST MEIN VATER! UND DER GRUND DAFÜR IST, DASS ICH IHN HASSE! ZUFRIEDEN?!" Und... in der Tat! Levi sieht dich zufrieden und triumphierend an. Mit gewohnter, monotoner Stimme, und deiner Meinung nach mit einen Funken Einfühlsamkeit, fängt er an zu reden: „Du hast eine sehr schöne Mutter. Du siehst genau aus wie sie." Warte? WIE?! Hat er das gerade wirklich gesagt? Fassungslos starrst du ihn an.

„Gaffe nicht so... du Göre!", nun war er wieder so wie du ihn kanntest: abwertend und mürrisch. Nichtsdestotrotz sagst du mit ruhiger Stimme: „Danke... Doch meine Geschwister haben immer mehr Lob bekommen..." 'Warum sagst du das, (v/n)', ermahnst du dich selbst.

„Wenn das so ist, dann sind die Leute blind." Levi fängt an, dir dezent Angst zu machen...! Du spürst, wie deine Wangen rot werden und siehst deswegen beschämt weg.

„Wie alt ist das Foto?"

„Ähm... das war vor zirka... 12 Jahren..."

„Also bist du auf den Bild 14 Jahre alt. Und deine Geschwister?", stellt Levi fest. Du fragst dich nicht, woher er weiß, wie alt du bist, du nimmst es einfach hin.

„Mein Bruder war zu dem Zeitpunkt 11... und meine Schwester 9...", du stellst dir immer wieder ein und die selbe Frage: 'Warum erzähle ich ihm das alles?!' Aber... du spürst etwas tief in dir drinnen. Du kannst es nicht deuten, doch es veranlagt, dass dir leicht schlecht wird und dass du einfach auf seine Fragen antwortest.

„Warum aber... hasst du deinen Vater?"

Drunk Love (AoT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt