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POV (Y/N):

Während dem Unterricht war ich unaufmerksam und wurde öfters von den Lehrern ermahnt. Aber das hab ich alles ignoriert. Ich bin alleine nach Hause, weil Kouki noch etwas zu tun hatte.

Jetzt stehe ich in meinem Zimmer. Ich stehe vor meinem Spiegel. Umgezogen hab ich mich bereits. Ich trage jetzt eine schwarze Jeans und meinen Lieblingspulli. Hina hab ich auch schon begrüßt. Also sollte ich ungestört sein.

Ich mustere meinen kalten Ausdruck im Spiegel. Ich starre mich eine gefühlte Ewigkeit einfach nur an und werde immer wütender auf mich selbst. Ich werde wütend und traurig.

Die Menschen müssen den Abstand wieder mehr zu mir wahren. Ich verletzte alle nur. Das hat man doch heute schon wieder gesehen. Ich weiß es doch. Warum lasse ich Menschen an mich heran. Warum hatte ich Spaß? Ich hab das nicht verdient.

Ich gebe mir selbst eine schallende Backpfeife und mustere anschließend den roten Handabdruck auf meiner Wangen. Als mein Blick wieder auf meine Augen fällt, schlage ich in den Spiegel. Ich will das nicht sehen. Ich will mich nicht sehen. Ich will nicht....

Meine Trauer kämpft mit meiner Wut. Während mein Körper nachgibt. Ich falle nach hinten auf mein Bett und schließe die Augen, aus welchen Mal wieder die stummen Tränen fließen. Als ich meine Augen wieder öffne sehe ich nur Umrisse. Ein Mal blinzeln, noch ein zweites und ein drittes Mal und alles nimmt wieder seine übliche Form an.

Ich setzte mich auf und betrachte meine blutende Faust. In ihr stecken keine Glasscherben, aber die Knöchel sind trotzdem aufgeplatzt und aufgeschnitten. Mein Blick fällt auf den Spiegel vor mir. Er ist gesprungen. Aber er erfüllt seinen Zweck im unteren Teil noch halbwegs. Der obere ist eh unnötig. 

Umso länger ich hier sitze, umso mehr spüre ich den Schmerz in meiner Faust. Ich setze mich so, dass ich meine Wange im Spiegel sehe, um sicher zu gehen, dass der Handabdruck weg ist. Anschließend gehe ich ins Bad und wasche meine Hand ab. Es brennt, doch ich begrüße den Schmerz. Ich hab ihn schließlich verdient.

Plötzlich klingelt es. Ich schaue auf die Uhr. 18:15. Shit. Das muss Hina sein, welche mich zum Abendessen einlädt. Das hab ich ganz vergessen. Sie kommt doch jeden Abend. Warum bin ich so dumm?

Schnell schnappe ich mir ein kleines Handtuch und wickle es um meine Hand. An der Tür öffnet ich diese und verstecke meine Hand hinter der Tür. Doch als ich auf Augenhöhe keiner alten Dame in die Augen sehe, bin ich irritiert. Auch sonst ist niemand zu sehen. Da senke ich meinen Blick und schaue in ein kleines Gesicht.

Vor mir steht ein geschätzt 6 Jähriger, welcher mich schüchtern anguckt. Mein Blick wird weich. Ich mag Kinder eigentlich sehr. Oder zumindest mochte ich sie. Ich hatte lange mit keinen mehr Kontakt. Ich frage mit der nettesten Stimme die ich hinbekomme "Kann ich dir helfen?" woraufhin der Junge stotternd versucht einen Satz herauszubringen "Ähm, also...Omi, also...ähm ich meine Hina, ähm meinte ich soll dich zum Abendessen ähm einladen." "Das ist aber lieb von ihr, kannst du ihr sagen, dass ich in 10 Minuten rüber komm?" Der Junge nickt daraufhin und wendet mir den Rücken zu. Er ist eigentlich echt süß, aber mit wem muss ich da noch alles rechnen?

So schnell wie möglich verbinde ich meine Hand. Ich werde ihr einfach sagen, dass ich mich geschnitten hab. Entspricht ja auch der Wahrheit. Ich darf nur nicht zu lange brauchen. Sonst weiß sie direkt was los ist. Ich hab mich ihr zu sehr geöffnet. Sie kann mich so leicht lesen. Und wenn da jetzt ein Kind dabei ist kann ich mich niemals ernst bleiben. Ich hasse es... ich muss nur diese ein Sache machen und das schaffe ich nicht. War ja klar!

Mittlerweile sitze ich mit Hina und drei kleinen Kindern beim Abendessen. Rechst neben mir der kleine Junge, welcher bei mir geklingelt hatte und wohl Shouta heißt, gegenüber von mir sitzt ein kleines Mädchen, welches etwa 8 Jahre alt sein könnte und Sakura heißt, neben ihr ein weiteres Mädchen, welches ich auf 5 Jahre schätze und Saki heißt. Am Kopfende des Tisches sitzt die, über beide Ohren strahlende Hina, welche die Kinder immer wieder Dinge fragt. Sie antworten alle fröhlich und erzählen von ihrem Alltag. Es ist schön zu sehen wie glücklich sie sind, doch ich bin mehr damit beschäftigt eine neue Maske zu bauen. Mit dieser Maske lächle ich. Das sollte für die Kinder angemessener sein.

Nach dem Essen helfe ich Hina beim Abwasch. Sie hat die Kinder in den Garten zum spielen geschickt. Ich bin, auf Hinas Wunsch hin, zum Abtrocknen geblieben. Aber eigentlich glaube ich, dass sie mich etwas fragen will, denn während dem essen hatte ich die verletzte Hand die meiste Zeit unter dem Tisch. Aber Hina währe nicht Hina, wenn sie sowas nicht bemerken würde.

Sie reicht mir immer wieder das gespülte Geschirr, welches ich annehme, abtrockne und auf den Tisch stelle, um es später weg zu räumen. Doch Hina schweigt. Sie schweigt schon zu lange. Das macht mir irgendwie Angst. Sie wird wohl drauf warten, dass ich von mir selbst aus etwas sage, doch mir ist nicht danach. Ich möchte nicht reden. Ich möchte auch nicht ausgefragt werden. Ich möchte einfach wieder alleine sein. Dieses ganze Familienleben ist nichts mehr für mich. Das macht mich nur traurig, sehnsüchtig... sogar eifersüchtig. Gott hasse ich mich für diese Gefühle.

"Du willst also echt nicht drüber reden?" durchbricht Hina die Stille. Ich schaue sie nicht an, sondern mache nur weiter meiner Arbeit. Ich beantworte ihr ihre Frage allerdings mit meinem leichten Kopfschütteln. Den Verband verstecke ich gerade wieder unter dem Geschirrtuch und greife mit derselben nach dem nächsten Teller welchen Hina mir hin hält, sie sieht konzentriert auf das Spülwasser, also nehme ich den Teller, doch sie lässt ihn nicht los. Ich will den Teller gerade wieder los lassen, da greift Hina mit ihrer freien, nassen Hand nach meiner Hand, das Geschirrtuch zieht sie zur Seite und entblößt so meine, den Teller immer noch halten, verbundene Hand. Sie umfasst diese mit ihrer eigenen und drückt leicht zu, woraufhin ich leise zische. Es tut weh, doch das ist mir egal. Ich schaue sie kalt an, während ich spüre, wie der Verband das warme Spülwasser aufnimmt.

Als ihre Augen meine Treffen sehe ich keinen bemitleidenden Blick, wie ich es erwartet hatte. Nein. Ich sehe in ihre wütenden Augen. Warum ist sie so wütend. Sie hat keinen Grund wütend zu sein. Ich merke, wie sie immer größer und ich immer kleiner wirke. Ich schrumpfe unter ihr zusammen, bis ich den Blick abwende und mit leiser, brüchigen Stimme sage "Bitte,....bitte lass los." und sie lässt wirklich los. "Wenn wir hier fertig sind lässt du mich deine Hand angucken und sagst mir was passiert ist. Und wag es nicht mich anzulügen. Das kannst du mit allen mach, nur nicht mit mir!" sagt sie, während sie den letzten Teller abwicht, um mir diesen kurz darauf hin zu halten, um das nicken von mir zu bekommen, welches ich ihr gebe.

Ich will wirklich nicht drüber reden. Wie viel muss ich ihr erzählen? Reicht es nicht, wenn ich ihr sag ich bin wütend geworden und hab gegen meinen Spiegel geschlagen? Dann lasse ich nur einen Teil der Wahrheit weg und lüge nicht...

Als wir fertig sind muss sich Hina noch um die Kinder kümmern, da es bereits dunkel ist. Sie macht ihnen auf dem Fernseher irgendeine von diesen Kinderserien an und sagt mir daraufhin "Für die Kleinen ist in 20 Minuten Schlafenszeit. Wir beschäftigen uns in der Zeit mal im Bad mit deiner Hand." Also gehen wir ins Bad und sie schneidet meinen immer noch nassen Verband auf.

The other side - Kiyoko X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt