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POV (Y/N):

Ich stehe vor Kiyokos Haustür, atme einmal tief furch und drücke anschließend auf die Klingel. Ein paar Sekunden passiert nichts, doch dann kommt Kiyoko aus der Tür. Sie trägt einen weißen Strickpulli mit lockeren Maschen, sodass man ihre Figur darunter erkennen kann und eine hellblaue Jeans. An der Schulter hängt ihr eine beigefarbene Umhängetasche. Auf ihren Lippen erscheint ein schüchternes Lächeln, als sie meinen Blick bemerkt. Ich schaue sie noch einen kurzen Moment an, bevor ich mich räuspere und sage "Wollen wir?" Kiyoko nickt nur. Wir haben uns schon so viel unterhalten, so viel zusammen gemacht, aber das hier ist etwas ganz anderes. Es fühlt sich zumindest so an. Wir beide sind nervös und wir beide wissen nicht was wir tun sollen. Ich hätte ihr vermutlich gerade so viel bessere Dinge sagen können, aber selbst wenn mein Gehirn mitgemacht hätte, hätte ich die Worte vermutlich nicht über die Lippen bringen können.

Als wir am Kino angekommen sind haben wir noch nicht wirklich miteinander geredet. Ich habe ihr nur gesagt, das wir uns einen Film anschauen, was sie ja noch nicht wusste. Außerdem hab ich sie gefragt auf was sie Lust hat. Ihr Antwort war "Entscheide du, mir ist alles recht." Ich schaue mir die Anzeigetafeln an und schlage anschließend einen Horrorfilm vor. Sie hat nichts dagegen, also kaufe ich Snacks, Getränke und die Tickets. Wir haben seit ich die Tickets gekauft habe wieder nicht miteinander geredet. Die Atmosphäre ist seltsam. Aber das wird schon werden. Hoffentlich...

Ich hatte recht. Seit die Trailer begonnen haben ist der Atmosphäre deutlich besser geworden. Der Auslöser dafür war der Klassiker schlecht hin. Wir haben beide gleichzeitig ins Popcorn gegriffen, uns angesehen und gelacht. Seit dem liegt mein Arm um ihre Schulter und sie ist an mich gelehnt. Der Film war für einen Horrorfilm nicht wirklich gruselig, doch das war nicht schlimm, denn ich hab mich sowieso kaum auf dem Film konzentriert. Vielmehr hab ich auf Kiyoko geachtet und ihr Reaktion. Wie sie sich an mich gedrückt hat, wenn es mal gruselig wurde. Am Ende von dem Film hebt sie den Kopf und schaut mich an. Ihre Augen wirken wie die eines Welpen, so niedlich schaut sie mich an. Ich kann nicht widerstehen, lehne mich ihr entgegen und lege meine Stirn an ihre, um meine Nase an ihrer zu reiben. Als ich wieder etwas Abstand nehme schaut sie mich verwirrt an. "Sei nicht so niedlich, sonst kann ich dir nicht widerstehen." Sie drückt sich wieder mehr an mich und ich nehme sie fest in den Arm.

Ab dem Moment, in welchem wir aufstehen, halte ich ihre Hand. "Hast du Hunger?" frage ich sie, als wir das Kino verlassen. Sie nickt, also bringe ich sie zu dem geplanten Restaurant. Wir setzten uns an einen abgelegeneren Tisch auf der Terrasse. Wir sitzen uns gegenüber. Auf der einen Seite beginnt ein Park und auf der anderen Seite ist die restliche Terrasse des Restaurants. Hinter mir ist das Gebäude, sodass ich alles und vor allem jeden sehe, der hier in die Nähe kommt.

Wir bestellen Essen und schauen uns anschließend einfach nur an. Meine Hand hält noch immer ihre fest, doch wir wissen wohl beide nicht was wir sagen sollen. Außerdem halten wir gerade intensiven Augenkontakt, welchen wir beide nicht abbrechen wollen. Es scheint schon fast wie ein Wettbewerb. Wer wegschaut verliert. Doch dann fällt mir die Schachtel in meiner Jackentasche ein. Also räuspere ich mich kurz und lasse die Hand die Tasche gleiten, um die Schachtel herauszuziehen. Ich halte sie zuerst nur unter dem Tisch. Ich trage den Ring selbst an der Hand, mit welcher ich Kiyokos Hand umschließe. Also lege ich die Schachtel auf meinen Beinen ab und zeige auf den Ring an meinem Ringfinger, während ich Kiyoko frage "Hast du diese Art von Ring schonmal gesehen?" sie schüttelt den Kopf, also fange ich an zu erklären "Das ist ein Claddagh-Ring. Es gibt eine Sage zu diesen Ringen, aber die ist so schwammig, dass sie nicht wirklich interessant ist. Was viel interessanter ist, ist die Bedeutung der Symbole. Die Krone steht nämlich für Loyalität, die Hände für Freundschaft bzw. Treue und das Herz steht für Liebe. Wenn man den Ring mit der Spitzte zu sich trägt, signalisiert das, dass man vergeben ist, zeigt die Spitze des Herzen allerdings von einem weg, ist man noch auf der Suche." Sie hebt ihren Blick, welcher bisher nur den Ring an meinem Finger begutachtet hat und schaut mich überrascht an. Ich nehme die Schachtel wieder in die Hand und lege die Hand mit Schachtel auf dem Tisch ab. "Ich weiß, wie frustrierend es ist, das wir unsere Beziehung geheim halten müssen. Es tut mir wirklich leid, aber es ist besser so. Ich dachte mir, wenn wir beide diese Ringe tragen, haben wir etwas an dem wir festhalten können, etwas das uns unsere Liebe garantiert, wenn wir uns nicht nah sein können und..." mir gehen die Worte aus. Kiyoko lässt meine Hand los und greift nach der Schachtel. Sie öffnet sie so vorsichtig, als wäre sie aus Glas und könnte jeden Moment zerspringen. Ich bin verunsichert, doch versuche es nicht zu zeigen. Kiyoko nimmt den Ring aus der Schachtel und betrachtet ihn genaustens, bevor sie ihn, mit der Spitze des Herzens zu sich, an ihren Ringfinger steckt. Sie betrachtet ihn noch etwas länger an ihrer Hand, bevor sie aufsteht, um den Tisch herumgeht und mich von hinten Umarmt "Das ist eine großartige Idee. Ich liebe es." flüstert sie mir ins Ohr. Ich atme erleichtert durch und lehne mich an sie, bevor ich leise sage "Ich liebe dich." Kiyoko vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter und erwidert dann leise "Ich liebe dich auch."

The other side - Kiyoko X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt