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POV (Y/N):

Das Spiel ist endlich zu Ende und ich will einfach nur aus der Halle flüchten, doch mein Timing ist beschissen, denn in dem Moment als ich aufstehe kommt das Team angelaufen um sich zu bedanken. Inklusive des Coaches und der Managerinnen. Ich bleibe stehen und schaue herab zu der sich verbeugenden schwarzhaarigen. Ihr langen Haare hängen ihr im Gesicht, sodass ich es nicht erkennen kann, doch es weiter versuche.

Als sich das Team wieder aufrichtete und grinsend empor starrte fanden ihre Augen meine. Doch ich löste mich von ihnen um sie mir weiter anzusehen. Sie trägt eine Brille und hat einen auffälligen Schönheitsfleck am Kinn. Ich mustere sie weiter. Sie sieht klein aus. Auf jeden Fall kleiner als die meisten aus dem Team. Ich glaube sie ist auch kleiner als ich, naja. die meistens sind kleiner als ich.

Sie trägt den Trainingsanzug des Teams und-... sie schaut mich an. Nein, das bilde ich mir nur ein. Diese Schönheit schaut einfach nur irgendwo ins Publikum. Oder? ich finde mich in ihren Augen wieder, welche so undefinierbar für mich sind. Warum sollte sie mich denn anschauen, ich meine...sie könnte hier jeden anschauen. Ich bin nichts besonderes. Doch trotzdem verliere ich mich in ihren Augen. Die Halle und die Menschen um uns herum verschwinden. Dieser Blick ist das einzige, was ich wahrnehme. Doch dann schaut sie weg. Sie wird plötzlich von einem glatzköpfigen und einem schwarzhaarigen, einem schwarzen Zwerg mit einer blonden Strähne, einem roten Zwerg und dem schwarzhaarigen von vorhin belagert.

Ich stütze mich auf das Geländer der Tribüne und schaue auf ihr Profil. Sie lächelt. Ihr lächeln ist schön. Um so länger ich sie lächeln seh, um so mehr hab ich das Bedürfnis selbst zu lächeln. Seltsam. Seit wann will ich lächeln? Ich hab doch schon alles probiert was mich früher zum lächeln brachte und nichts hat funktioniert. Warum bringt sie mich zum lächeln? Und wieso sehe ich sie zum ersten mal? Ah genau. Ich verbringe so wenig Zeit wie möglich hier.

Ich bemerke, wie die Menschen um mich herum weniger werden, doch ich stehe immer noch hier. Warum? Das passt so gar nicht zu mir. "Okay, ich hab dich lange genug starren lassen. So langsam wird's gruselig und ich will nach Hause. Kommst du?" fragt mich Kouki. Scheiße! Ich hab ihn ganz vergessen Ich zucke  zusammen als ich seine Stimme höre. "Geh schon mal vor, ich komm gleich." sage ich schnell, doch mein Blick ist immer noch auf die umstellte Managerin gerichtet.

Im Augenwinkel sehe ich Kouki grinsend und kopfschüttelnd zugleich gehen. Warte was passiert hier gerade? Ich reiße die Augen auf und stolpere ein schritte Rückwärts. Als ich mich umsehe ist keine Menschenseele mehr hier oben. Ich verdrehe die Augen wegen mir selbst und greife nach meiner Jacke um zu Kouki zu gehen.

Doch bevor ich gehen kann fängt mein Blick wieder das schwarzhaarige Mädchen ein, welches nun Anweisungen verteilt. Ich muss schmunzeln. Warte was? Oh Gott (Y/N) du hast sie das erste mal gesehen, reg dich ab.

*klatsch*

Ich habe mir selbst eine gescheuert. Und das nicht gerade sanft. Ich reibe mir die Wange und spüre plötzlich Blicke auf mir. Zu viele Blicke. Als ich nach unten in die Halle schaue sehe ich alle anwesenden zu mir hoch schauen. Oh shit! Ich muss etwas machen. Meine Fassade ist noch nicht ganz unten. Noch kann ich wieder meinen kalten Blick annehmen. Gesagt getan. Ich verdrehe kurz die Augen und schaue dann wieder versteinert nach unten zum Team und zu dem blonden Coach. Mein Blick bleibt kurz an ihm hängen, er grinst mich an. Ich ziehe mir darauf hin die Kapuze tief ins Gesicht und ziehe meine schwarze Lederjacke an, während ich gehe.

An der frischen Lust atme ich einmal tief durch und gehe dann zu Kouki, welcher mich mit einem Pedo-grinsend begrüßt, woraufhin ich nur die Augen verdrehe und ohne ein Wort mich auf den Heimweg mache.

Als ich endlich in meinem Bett liege halte ich meinen Ring vor mir. "Sei nicht traurig!" höre ich die Stimme meines Bruders immer wieder in meinem Kopf. Er hat ihn mir nach dem Flugzeugabsturz gegeben. Es war damals seiner. Mitten im Wald hat er für mein Überleben gesorgt und ich hab ihn in meinen Armen sterben lassen. Was bin ich nur für eine scheiß Schwester, ein scheiß Mensch. Ich lasse alle um mich herum gehen. Damals fragte dieser Arsch von Therapeut ernsthaft: "Geh es dir gut?" "Ja klar, hab grad nur meine Eltern verloren und mein Bruder ist in meinen Armen gestorben. Ansonsten hab ich keine Familie welche mich will und weil ich schon 17 bin, werde ich vorübergehend für Volljährig erklärt, werde jetzt alleine in dem Haus zurück gelassen, in welchem wir vor kurzem noch alle zusammen glücklich gelebt haben, mit allen Erinnerungen, mit all dem Schmerz. Klar mir geht es prima!"

Und schon war ich den nächsten Therapeuten los, welcher der Meinung war, dass ich Hilfe bräuchte, welche er mir nicht geben könne. Und ohne ein Therapeutisches gutachten dürfte ich nicht wieder in die Schule oder sonst etwas machen.

Heute gibt es nur einen Grund warum ich nicht depressiv und suizidgefährdet in irgendeiner Psychiatrie bin. Dieser scheiß Ring. Dieses verfickte versprechen. Ich kann kein Versprechen gegenüber dem wichtigsten Menschen in meinem Leben brechen.

Wie oft hab ich jetzt schon hier gelegen und darüber nachgedacht zu gehen, zu meiner Familie zu gehen, doch dann höre ich immer wieder die Stimme meines Bruders "Sei nicht traurig!" Verdammt ich bins aber. Ich kann doch nichts dafür, dass ich es bin. Ich kann meine Emotionen nicht für immer weg schließen.

Ich schnappe mir ein Kissen und schreie in es hinein ich schreie und schreie. Morgen bin ich bestimmt heißer, aber egal. Ich schreie trotzdem weiter, doch die Tränen fließen nicht.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, doch als ich auf mein Handy schaue ist es 2:23 Uhr. ich nehme mir das kleine Notizbuch auf meinem Nachtisch. Mache die Nachttischlampe an und fange an alles aufzuschreiben, was ich mir gerade gedacht habe, was ich loswerden muss und noch so vieles mehr.

Als ich wieder auf mein Handy schaue war es fast 4 Uhr. Ich lege schließlich mein Handy weg und schließe die Augen, um mich von der Müdigkeit einholen zu lassen.

Der Anwalt, welcher mir gegenüber saß betrachtete mich bemitleidend. Ich wusste, wie schrecklich ich aussah, doch ich hatte auch nicht genug Kraft um die tief schwarzen Augenringe zu übertönen oder mir mit Rouge etwas Farbe ins Gesicht zu zaubern. Ich schaute ihm nicht in die Augen sondern sah nur auf die Summen, welche vor mir auf dem Tisch zu sehen waren. Sowohl vom Staat als auch von meinen Eltern kam jede Menge Geld. Beide meiner Elternteile hatten eine Lebensversicherung und gemeinsam hatten sie mehrere Sparkonten "für Notfälle" mit beachtlich hohen Summen darauf. Wo kam nur das ganze Geld her?

Der ältere Mann vor mir versuchte mir dies vermutlich gerade zu erklären aber zuhören konnte ich ihm nicht, denn ich war damit beschäftigt auf die größte Summe von allen zu starren. Die welche von den zahlreichen "Unterstützern" kam. darunter waren Freunde meiner Eltern, welche mir bereits den Kühlschrank mit fertigen Mahlzeiten gefüllt haben aber auch Geld vom Staat. Das war wohl die "Standart-Unterstützung" wenn man vorzeitig für Volljährig erklärt wurde.

Es war ja alles schön und gut, das ich mir wohl um Geld keine Sorgen machen musste und auch erstmal um keine Rechnung oder ähnliches, da diese wohl für 2 Jahre noch vorbezahlt waren, aber trotzdem war mir das alles zu viel.

Aus dem nichts spürte ich die Hand des Anwalts und alten Freundes meiner Eltern auf meiner Schulter, welcher mich aus meinen Gedanken zerrte indem er sagte "Wir können das auch wann anders besprechen. Wir müssen das nicht jetzt machen." und dabei vermutlich versuchte sanft zu sein, aber durch seine doch sehr raue Stimme klappte das nicht so ganz.

Doch irgendetwas hatte dieser Mann an sich, denn plötzlich brach ich in Tränen aus und legte den Kopf in den Nacken. Als ich die Augen wieder öffnete war er immer noch da, hatte seine Hand auf meiner Schulter und gab mir irgendwie halt. Ich blinzelte langsam und bevor ich ihm wieder in die Augen sehen konnte blendete mich ein unglaublich helles Licht

Mit einem Schreck wache ich auf. Das war das erste mal gewesen, dass ich wieder einem Menschen in die Augen gesehen hatte. Doch warum Träume ich davon? Das ergibt doch keinen Sinn!

The other side - Kiyoko X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt