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POV (Y/N):

"Oh keine Sorge, ich hab eine ganze Liste! Also erstens hat mein damaliger bester Freund mich wegen jemand anderem alleine gelassen. Dieser andere Kerl verprügelt mich gerade und hat absolut kein Scharmgefühl, denn er hat all meine damaligen Freundinnen gevögelt und dann links liegen gelassen." meine Stimme ist klar, doch ich weiß nicht warum. Ich hab erwartet, dass sie zittert oder so, doch nichts.

"Wissen wir schon! Komm schon, erzähl doch mal was neues." unterbricht mich Oikawa und gibt mir einen weiteren Schlag, welchen ich nicht mehr hinnehme. Ich halte seine Faust auf, indem ich meine Finger um diese schließe und mit bloßer Kraft, ohne irgendeine besondere Technik dagegenhalte. Oikawa ist sichtlich verwirrt und drück voller Wut gegen meine Faust, doch ich halte dagegen und frage ihn "Warst du schonmal alleine Nachts in einem Wald?" Er ist deutlich verwirrt und antwortet nichts, doch das ist mir egal. Ich stelle weiter meine Fragen "Warst du schonmal mehrere Tage auf dich gestellt ohne irgendeine Hilfe, ohne Strom, ohne großartige Vorräte, ohne Menschen in der Nähe, die dir helfen könne?" er schaut mich noch verwirrter an, genauso wie Kouki und Hajime. Während ich rede baue ich mich wieder vor ihm auf und lehne mich gegen ihn und gegen seine Faust und drücke ihn etwas runter.

"(Y/N)! Nicht!" höre ich plötzlich Koukis stimme. "Du musst das nicht tun. Du kannst aufhören! Du musst nicht darüber reden."

Jetzt bin ich verwirrt. Weiß er es etwa? Unmöglich! Niemand weiß es hier außer der Direkttor! Absolut niemand. Er kann es nicht wissen! Während ich Panik bekomme baut sich Oikawa wieder mehr auf und drückt meine Hand wieder mehr zu mir, sodass wir, bis ich wieder reagiere, wieder auf Augenhöhe sind. "Wirst du etwa so schnell weich?" mein vorher weich gewordenen Blick wird wieder härter. Ohne meinen Augen von Oikawa zu lösen sage ich zu Kouki "Doch ich muss! Er wird mich niemals in Ruhe lassen!" "Aus deinem Mund kommen auch mal schlaue Worte!" sagt Oikawa höhnisch grinsen. Ich lasse mich davon nicht irritieren und führe meine Liste weiter.

"Zweitens habe ich meine gesamte Familie innerhalb einer Nacht verloren. Meine Familie waren die einzigen Menschen, welche mich bis zu diesem Sommer noch nicht verlassen hatten, welche mich liebten, welche ich liebte." Urplötzlich wurde meine Stimme, welche vorher immer weinerlicher wurde eiskalt "Mein Familie, meine Eltern, mein Bruder. Sie sind Tod. Sie sind im Sommer vor meinem Schulwechsel bei einem Flugzeugabsturz mit der gesamten Besatzung des Flugzeugs gestorben. Dieser Flugzeugabsturz ist dass, was ihr als 'mein plötzliches verschwinden' betitelt. Während ihr euch nur gewundert habt, warum ich unseren Streit nicht weiter geführt habe und die Nächte in euren warmen, weichen Betten gelegen habt, war ich umringt von Leichen, Flugzeugresten und Wald. MEIN BRUDER, DER WICHTIGSTE MENSCH ICH MEINEM LEBEN IST IN MEINEN ARMEN GESTOREN!!!" schreie ich ihn plötzlich an "Und damit war es noch nicht vorbei, nein! Ich habe da draußen 5 Tage verbracht. 5 Tage alleine, mit kalten Nächten und heißen Tagen, mit wenig Wasser und keinem Essen, in einem scheiß Wald umringt vom Tod." Ich spüre die heißen Tränen, welche über meine kalten Wangen laufen "Ich hab nur darauf gewartet zu sterben und wieder bei meiner Familie zu sein. Doch dann wurde ich gefunden. Als man mich gefunden hat, konnte keiner mit meinem Trauma umgehen. Und alle Welt denkt, ich hätte einen Schaden! Ja klar hab ich den! Was soll man auch sonst mit so einem Erlebnis bekommen? Ich bin 17 Jahre alt aber trotzdem volljährig. Ich lebe alleine in einem Haus voller Erinnerungen und will eigentlich einfach nur meine Ruhe, aber trotzdem gibt es Menschen, die mir wichtig geworden sind, weil sie mich nicht in Ruhe gelassen haben. Ich habe ein halbes Jahr nicht gelacht. Ich wusste nicht einmal, ob ich es noch konnte, bis ich mich Hina und Kouki geöffnet hab. Also sag mir bitte mal, Tooru Oikawa, kannst du das toppen? Geht es dir schlechter als mir? Willst du mich hier weiter zusammenschlagen und mich so in meinem Glauben bestätigen, dass die meisten Menschen böse sind, dass ich niemandem vertrauen kann, dass ich im Zweifelsfall nur auf mich vertrauen kann, weil mich jeder verlässt?"

"Das ist doch alles gelogen! Sowas passiert doch nur in Filmen!"

"Weißt du eigentlich wie oft ich versucht hab aus diesem Albtraum aufzuwachen?" sage ich plötzlich traurig.

"Willst du mir jetzt noch sagen du würdest dich ritzen?"

"Nein, ich schlage auf meinen Spiegel ein, dass ist nicht so offensichtlich." antworte ich trocken und ehrlich.

"Das...Das ist doch alles gelogen! Niemals ist das so passiert!"

"Ich wünschte du hättest recht." sage ich, während mir die letzten Tränen, welche noch ich noch hab die Wangen herunter fließen.

"Tooru!" spreche ich ihn an, damit er mich endlich wieder ansieht, denn als ich mit dem Flugzeugabsturz angefangen habe, hat er seinen Blick abgewandt. Er sieht mich an. "Bitte lass mich los." er macht was ich ihm sage, doch zu spät merke ich, das das einzige, was mich noch auf den Beinen gehalten hat, Oikawa war. Ich sacke einfach in mich zusammen und sitze jetzt auf dem Boden. Klein zusammengekauert. Ich kann einfach nicht mehr.

"Es tut mir leid!" gibt Oikawa von sich. Da ist er ja, der Tooru, den ich kannte. "Ist oke." sage ich und lächle ihn leicht an. Mein Blick fällt auf Kouki, welcher einfach nur da steht und mich anschaut. Er sieht so aus als würde ihm gerade so einiges klar werden. "Danke, Tooru." sage ich mit schwacher Stimme. Ich weiß selbst nicht genau warum ich mich bei ihm bedanke, aber irgendwie hat er mich dazu gebracht endlich mit der Sprache raus zu rücken. "Warum bedankst du dich bei mir?" fragt er mich verwirrt "Weil ich es endlich jemandem erzählt habe. Aber versprich mir etwas. Sag es niemandem. Ich will selbst entscheiden, wer es weiß. Ich will nicht anders behandelt werden. Ich will einfach nur ich sein dürfen."

"Ich verspreche es." sagt Oikawa leise. Da so langsam meine Kraft zurück kehrt, stehe ich langsam auf, lege ihm die Hand auf die Schulter und sage "Danke!"

Als Oikawa geht lehne ich mich erschöpft gegen die Wand hinter mir. Kouki kommt schnell auf mich zu und hält mich fest. "Danke, Küken." sage ich leicht lächelnd und lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken. "Aber auch du, bitte sag es keinem. Du hast mich ja gehört." "Natürlich!"

Nach einer kurzen Zeit des Schweigens fragt Kouki mich "Wie hast du das nur ausgehalten? Wie konntest du weiterleben?" "Hab ich nicht" sage ich leise "Ich hab nur überlebt. Du bist einer der Hauptgründe, warum ich wieder anfange zu leben." Kouki drückt mich nach diesen Worten noch fester an sich als vorher. Als er mich wieder loslässt sehe ich Hajime, welcher uns ansieht. Ich kann seinen Blick nicht genau deuten, aber er scheint nachzudenken.

"Hajime!" spreche ich ihn an, woraufhin er mich ansieht. Er sieht mich so an, wie ich nicht angesehen werden will. So bemitleidend. Es tut weh. Ich will das nicht. Ich kann das nicht. Ich hab vielleicht Oikawa zum nachdenken gebracht, ihn dazu gebracht mich in Ruhe zu lassen, doch mit Hajime wird es schwieriger. Ich schaue weg und sage "Du musst mir das gleiche versprechen. Sag kein Wort zu niemandem!" "Okay." sagt er deutlich verunsichert.

Ich schaue ihn wieder an. Er steht wie angewurzelt da. Irgendwas bewegt mich dazu, zu ihm zu gehen und ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Er schaut mich endlich wieder halbwegs normal an. Ich ignoriere das stechen in meiner Brust, welches mehr schmerzt, als alle Schläge zusammen und sage mit einer so kontrollieren Stimme wie es mir möglich ist "Geh zu Tooru, kümmer dich um ihn. Sorg dafür, dass er sich nicht umbringt. Der Kerl ist nicht lebensfähig, wie du weißt. Du kennst ihn ja. Liebe ihn mit allem was du hast und vergiss mich. Lebt zusammen. Sag ihm was du fühlst. Ich bin sicher er fühlt das gleiche. Das wird sich, genauso wie sein wahres ich, in den letzten Jahren nicht geändert habe." Ich lächle sanft gegen den immer größer werdenden Schmerz an. Doch Hajime schaut mich nur verwirrt an. "Es gab Zeiten, da waren wir ein echt gutes Trio, doch diese Zeiten sind vorbei. Ihr habt mir beide gesagt, dass ihr euch liebt, ihr hab es aber beide nicht einander gesagt und irgendwann hast du dich mir gegenüber anders verhalten. Du bist mir näher gekommen, Tooru ist eifersüchtig geworden und hat dir das Ultimatum gestellt. Du hast dich schon für ihn entscheiden, jetzt steh wenigstens zu deiner Entscheidung und sorge dafür, dass er weiß, dass du ihn liebst. Führe fort, was ich gerade angefangen hab und hohl unseren Shittikawa wieder zurück, bitte!" bei dem letzten Satz rollt mir nochmal eine einzelne Träne über die Wange. Doch Hajime starrt mich nur an "Jetzt geh schon!" sage ich leicht lächeln, woraufhin er sich endlich in Bewegung setzt.

The other side - Kiyoko X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt