15

312 17 0
                                    

POV (Y/N):

Ich bin auf dem weg zu Dach, doch bleibe im Treppenhaus, einen Treppenabsatz vor dem Dach stehen und lehne mich seufzend an die Wand. "Das war doch alles anders geplant" sage ich zu mir selbst und reibe mir mit der Hand über die Stirn. "Ahhh fuck!" sage ich zu mir selbst und trete einmal gegen das Geländer. "Kann nicht ein Tag mal normal sein? Ein fucking Tag? Ist das zu viel verlang....? Ich hasse solche Typen. Ich hasse Menschen. Ich hasse die Welt. Ach, ich hasse einfach alles!" ich spüre, wie sich mein nächster Schub anbahnt, doch schiebe ihn irgendwie nach hinten. Ich habe jetzt besseres zu tun. Meine Gefühle sind nicht so wichtig. Ich muss schließlich noch mit Kiyoko reden.

Ich bleibe trotzdem noch eine weile im Treppenhaus stehen, weil ich meine Gefühle wieder in den Griff bekommen muss. Ich will gar nicht wissen, wie das Team reagiert, wenn es mich sieht. Ich bin nicht blöd. Mir ist schon bewusst, das mich alle angeglotzt haben. Auch Kiyoko wahrscheinlich... Was sie jetzt wohl von mir hält? Was denk ich denn! Das kann mir doch egal sein!

Einzelne Tränen sammeln sich in meinen Augen, gegen welche ich mit voller Kraft ankämpfe, doch die Welle von Emotionen, welche sich anbahnt wird immer größer um so mehr ich versuche sie zu bekämpfen. Ich sacke in mich zusammen. Mit dem Rücken zur Wand und angezogenen Knien sitze ich da. Meine Trauer, mein Trauma, die dadurch entstandenen Depressionen, die Wut auf die Menschen diese ganzen Gefühle kommen immer näher und fangen an mich zu verschlingen. Meine Sicht wird immer unschärfer, bis ich die Augen schließe. Doch als ich sie wieder öffne bin ich nicht länger in dem Treppenhaus.

Ich sitze in einem Flugzeug, welches sich bereits in den Wolken befindet. Als ich neben mich schaue sehe ich meinen Bruder. Er schläft friedlich. Er sieht so glücklich aus. Dann registriere ich, was das hier für ein Flug ist. Er wird ihnen den Tod bringen. Ich wecke meinen Bruder, welcher mich daraufhin sanft anlächelt, doch als er meine Miene bemerkt wird sein Blick besorgt. "(Y/N), was ist los?" Voller Angst sage ich ihm "Der Flug wird euch umbringen!" Der größere lächelt sanft und sagt mir dann "Keine Angst. Flugzeige sind die sichersten Verkehrsmittel der Welt. Es wird nichts passieren." "Du verstehst nicht. Dieses Flugzeug wird abstürzen!" sage ich mit aufsteigender Panik in der Stimme "Hey kleine, beruhig dich. Es ist alles gut." meint er und nimmt mich daraufhin in den Arm. Ich schließe die Augen und genieße seine Berührung.

Doch dann spüre ich etwas feuchtes an meinen Händen, woraufhin ich die Augen wieder öffne. Meine Hände sind voller Blut. Vor mir liegt mein Bruder. Etwas weiter hinten sehe ich meine Eltern liegen. Ich weiß, dass sie Tod sind. Sie waren direkt Tod. Sie mussten nicht leiden. Ich knie mich vor meinen Bruder, welcher mir leise sagt "Hab keine Angst. Dir wird es auch ohne uns gut gehen. Selbst wenn ich es nicht schaffe. Du wirst es schaffen." Die Tränen fließen mir unkontrollierbar übers Gesicht und ich bringe kein einziges Wort heraus. "Hey! Wein nicht. Du darfst dich jetzt nicht von der Trauer Übermannen lassen. Hör mir zu!" sagt der Ältere und greift nach meiner Hand. "Ich hab dir gezeigt wie du überlebst. Du wirst überleben! Du wirst hier raus kommen und glücklich sein. Versprich mir, dass du nicht traurig sein wirst." ich kann nur den Kopf schütteln. Mein Blick hat sich verzweifelt auf seinem Gesicht befestigt und ich nehme nur noch ihn war. Nicht die Kälte, welche uns umgibt, da es mitten in der Nacht ist, nicht die Tiere, welche sich um uns bewegen. Nichts. Nur meinen sterbenden Bruder. "Sei nicht traurig. Das musst du mir versprechen. Du wirst nicht traurig sein. Du wirst trauern, dann aufstehen und nach vorne Blicken." Ich schüttle nur den Kopf und bringe dann endlich ein paar Worte heraus. "Ich kann nicht ohne dich leben!" "Das wirst du aber. Du wirst es schaffen. Denn du wirst nicht alleine sein!" Er zieht seinen Ring vom Finger und steckt ihn mir an. "Ich werde immer bei dir sein. So lange du diesen Ring trägst werde ich immer bei dir sein!" "Ich- Nein! Wie soll ich bitte ohne dich leben. Ich kann das nicht!" "Doch du kannst. Ich glaube an dich. Du kannst alles schaffen!" redet er immer weiter auf mich ein, während er mein Gesicht zwischen seinen Händen hält.

"Yuma!" flüstere ich leise und verzweifelt, während mein Bruder seine Augen schließt und seine Arme zu Boden sacken. Ich will nach ihm greifen, doch schaffe es nicht. Ich will ihn in den Arm nehmen, will ihn berühren, will seine Stimme wieder hören. Doch plötzlich sitze ich wieder in dem Treppenhaus. Ich knie auf dem Boden. Die Tränen, welche ich im Wald vergossen habe, sind hier zu einer einzelnen vermolzen, welche mir gerade die Wange hinunter fließt. "Nein, Yuma. Warum musstest du in diesem kack Flugzeug mir etwas zu trinken holen. Wenn du nur neben mir sitzen geblieben wärst, warst du noch am Leben. Es tut mir leid. Dein Tod ist meine Schuld. Es tut mir so leid!" ich streiche während ich das sage über meinen Ring und führe ihn schließlich zu meinem Mund, an welchem ich ihn küsse. "Ich hab dich lieb, Yuma! Doch ich kann mein Versprechen nicht halten. Dazu ist meine Schuld zu groß."

Plötzlich höre ich die Tür, welche zu dem Dach führt sich öffnen. Mein Blick schnellt blitzartig zu dieser und ich sehe, wie Kouki sich umsieht und langsam die Stufen herunter geht. Schnell stehe ich auf und wische mir die Träne weg. Ich baue in Rekordzeit mein Mauern auf und verstecke alles hinter meinem kalten Ausdruck, wie immer....

Anschließend laufe ich auf Kouki zu, welcher deutlich erleichtert aussieht, als er mich sieht. "Da bist du ja, ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil du nicht aufgetaucht bist. Geht es dir gut?" ich nicke nur knapp und laufe dann an Kouki vorbei, welcher mich mit einem seltsamen Blick mustert. Bevor ich aufs Dach gehe, drehe ich mich noch einmal um und frage knapp "Was?" und klinge dabei gemeiner als ich eigentlich will. "Ach nichts..." sagt Kouki nur bedrückt. "Denkst du ernsthaft ich kauf dir das ab?" frage ich skeptisch. "Es ist oke. Ich hatte nur gehofft, dass es immer so wie heute morgen sein kann." schuldbewusst senke ich den Blick. Er hat ja recht. Heute morgen war schön. Ich war gut drauf. Doch ich kann nicht. Die Schuld frisst mich auf und das kann ich nicht zu lassen. Ich kann sie nur abwehren, wenn ich mich verstecke.

Ich flüstere kaum hörbar ein ernst gemeintes "Tut mir leid" aber ich kann dir das nicht antun. Du bist mir zu wichtig geworden. Ich will doch nicht verlieren. Ich will dich doch nur schützen. Vor mir und vor all dem übel in dieser Welt. Aber das sage ich ihm natürlich nicht...

Als ich das Dach betrete hören urplötzlich alle Gespräche auf und als Kouki kurz danach durch die Tür kommt, wird es auch nicht besser. Ich ignoriere alle und suche mit meinem Blick das Dach nach einem ruhigen Ort ab. Als ich eine leere Ecke gefunden hab, auf welche ich zugehe, stellt Hinata sich mir plötzlich in den Weg. "Das war ja mal mega krass!" Ich unterbreche ihn an der Stelle mit einem kalten "Nicht jetzt!" und laufe einfach weiter. Hinata läuft daraufhin zu Kouki, welchen er fragt ob alles oke mit mir wäre. Was eine dumme Frage. Aber egal. Ich hole das erste mal heute meine Musik heraus und mache sie an. Sie erfüllt wie immer ihren Zweck und verdrängt meine Gedanken, sodass ich mich auf den Boden setzten kann, die Augen schließe und alles um mich herum ausblenden kann.

The other side - Kiyoko X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt