Jane war nicht einfach wütend, sie war fuchsteufelswild. Nicht nur, dass Lucius Malfoy sich erdreistet hatte, sie so zu bedrängen. Nein, er hatte es auch gewagt, ihr einen Brief per Eule zu schicken. Erst war Gabi fast umgekippt, als das Vieh vor der Praxis geflattert hatte, dann hatte Jane beinahe einen Schreikrampf bekommen. Er hatte es gewagt, sie einzuladen. Auf einen Scotch. Nicht zu verachten war dennoch seine Aufmerksamkeit ihrem Getränk gegenüber. Wortlos hatte Jane den Brief zerrissen und den Vogel ohne Keks zurückgeschickt.
Wütend stürmte sie durch ihre Wohnung. Bald würde Gabi kommen, der Dienstagmorgen begann mit einer mühsamen Schicht Therapie. Die beiden Freundinnen waren menschenbezogen, so menschenbezogen, dass sie sich entschieden hatten, Psychologie zu studieren.
Einerseits war Jane noch heute froh, diese Entscheidung getroffen zu haben, sie liebte die menschliche Psyche und mit Menschen zu arbeiten, ihnen zu helfen, mit sich selbst umzugehen und ihre eigenen Zweifel zu beseitigen. Andererseits bereute sie sie zutiefst. Kaum einer ihrer Patienten war ausdauernd genug - und auch ehrgeizig - um sich wirklich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Jeder erwartete, dass sie innert kürzester Zeit alle Problem anging, in den Begriff bekam und beseitigte. Dass es zu einem Großteil auch um Selbstreflexion ging, ging den meisten Patienten völlig ab.
Genau solche Menschen würden Gabi und sie in ihrer gemeinsamen Praxis an diesem Morgen betreuen. Es waren zumeist Eltern, die überzeugt waren, ihr Kind hätte irgendeine schreckliche Erkrankung, die eine Psychologin innert weniger Stunden unter Kontrolle bekommen würde. Das Urteil, das Kind solle mehr Sport machen und weniger Süßigkeiten essen, war kaum einem Recht.
Seufzend warf Jane den Kopf in den Nacken. Die Eule von Malfoy war zwar erst viele Wochen nach ihrem ersten Treffen eingetrudelt, wahrscheinlich hatte er erst einmal ihre Adresse herausfinden wollen, doch die Erinnerungen an den blonden Schnösel waren noch so lebhaft wie eh und je. Sie konnte nicht anders als ihn zu verabscheuen. Für das, was er tat, wofür er stand, welche Meinung er vertrat.
Ein lautes Klopfen weckte Jane aus ihrer Trance. Überrascht sah sie die hellbraunen Eule an, die vor dem Fenster flatterte und offenkundig einen Brief für sie mit sich trug. Sie war nicht von Malfoy, er würde nie von einer weißen Eule absehen.
Zögerlich öffnete sie das Fenster und nahm dem Tier den Brief ab. So schnell wie sie gekommen war, war die Eule auch wieder verschwunden. Jane untersuchte verwundert den Brief. Das Siegel war ihr nur allzu bekannt. Hastig riss sie das Papier auf und faltete den Brief auseinander.
Liebe Jane SharpeLange habe ich bereits nicht mehr von Dir vernommen und muss zu meiner Schande auch gestehen, dass ich mich selbst lange nicht mehr gemeldet habe. Nun jedoch zwingen mich die Umstände, Dir zu schreiben.
Du hast Dich in den letzten Jahren stark von der Gesellschaft distanziert und so will ich Dir kurz zusammenfassen, was geschehen ist. Die Todesser wurden überwiegend nach Azkaban gebracht oder, weil sie angeblich unter dem Imperius-Fluch standen, begnadigt. Manch einer hat sich auch mithilfe seines Vermögens freigekauft.
Im letzten Herbst war es soweit und wir durften hier in Hogwarts den Jungen, der überlebt hat, begrüßen. Harry Potter wurde dem Haus Gryffindor zugeteilt und macht sich sehr gut als Schüler.
Kürzlichst geschehene, eigentlich nur wenige Stunden zurückliegende Ereignisse zwingen mich wie gesagt, Dir zu schreiben. Ein Lehrer, den ich eingestellt habe, entpuppte sich als Wirt der Seele Voldemorts. Nur der großartigen Arbeit des jungen Potters ist es zu verdanken, dass Voldemort an einer Wiederauferstehung gehindert werden konnte.
Bis jetzt habe ich bezweifelt, dass es die Umstände erfordern, doch nun will ich auf die Anraten von Professor Flitwick und Professor McGonagall hören. Liebe Jane, bitte komm nach Hogwarts. Noch ist der Orden nicht wieder zurückberufen worden, doch die Zeit wird kommen. Ich möchte eine starke Begleiterin an meiner Seite wissen, die ihr Leben im Kampf gegen das Böse geben würde.
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Sarin
Romance[Lucius Malfoy FF] [ABGESCHLOSSEN!] Der Tagesprophet zerreißt sich über niemanden mehr das Maul als über die Familie Sharpe. Anhänger Grindelwalds, Unterstützer Voldemorts, Reinblüter und Adelstitel. Alles an dieser Familie hebt sie ab von anderen...