Kapitel 24

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Liebe Jane

Solltest du diese Zeilen lesen, möchte ich Dir danken. Dafür, dass Du mir eine zweite Chance gibst, vielleicht auch einfach dafür, dass Du so viel weiser bist als ich. Glaube mir, alles, jede einzelne Zeile, meine ich aus tiefstem Herzen - bitte, schenk mir Dein Vertrauen noch für wenigstens diesen Brief.

Es tut mir so unfassbar leid. Alles, es tut mir so leid. Du hast jedes Recht, mich zu verabscheuen, von mir angewidert zu sein. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen, doch heute tue ich es. Ich war zu Dir der wohl widerlichste, dümmste, arroganteste und herrischste Mann, der Dir jemals begegnet ist und dem Du jemals begegnen wirst. Dafür will ich heute keine Entschuldigung geben. Stattdessen möchte ich mich für meine Taten entschuldigen. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, nein, wie könnte ich! Nach all meinen Taten darfst du mich hassen, solltest du sogar. Dieser Brief hat nur ein einziges zum Ziel: Mir endlich all den Zorn und Hass, die Verzweiflung und den Kummer von der Seele zu schreiben. Ich möchte endlich im Reinen mit mir sein und ich sehe keine andere Möglichkeit als diese. Deine Meinung bedeutet mir mehr als die von irgendeinem anderen Menschen.

Es tut mir leid.

Als ich Miss Weasley - ich hoffe, es geht ihr gut? - das Tagebuch in der Winkelgasse in den Kessel steckte, war ich dumm, einfältig, ein Monster. Wissentlich habe ich damit hunderte unschuldige Kinder in Gefahr gebracht und habe, trotz meines Wissens darüber, auch nach den Überfällen nichts getan. Nie wieder, das verspreche ich dir, werde ich solch eine Untat begehen. So ungern ich es zugebe, doch ohne Harry Potter wäre Hogwarts heute nicht mehr die Schule für Hexerei und Zauberei, so wie wir sie noch kennen.

Nicht, dass dies nicht schon reichen würde. Es ist einzig meine Schuld, dass ich den Schüler jegliche Hoffnung auf Sicherheit, Besserung genommen habe. Albus Dumbledore zu suspendieren, war pure Dummheit. Ich bin Dir so viel schuldig. Und ich verspreche Dir, nie, auch wirklich gar nie wieder eine solche Tat zu begehen. Denn du hast recht: Nur ein Monster würde dergleichen tun.

Doch von einer weiteren Schande will ich mich befreien.

Ganz ehrlich will ich mich auch bei Dir entschuldigen. Es tut mir leid. All die Dinge, die ich wissentlich oder unwissentlich getan haben. Wie ich Dich bei unserem ersten Treffen behandelt habe. Es tut mir leid, dass ich so unhöflich war, Dich bedrängt und förmlich gezwungen habe, die Flucht zu ergreifen. Es tut mir auch leid, dass ich so nach Deine Familienverhältnisse gebohrt habe, wo ich doch wusste, aus welchen Du stammst und wie schwer es Dir fallen muss, darüber zu sprechen. Genauso bitte ich Dich um Entschuldigung für mein Verhalten an den Ratssitzungen. Meine Kommentare waren wirklich das allerletzte und selbst als Malfoy sollten mir solche Obszönitäten nicht über die Lippen kommen. Und dann wäre da noch dieses Abendessen. Ich weiß auch nicht, was an jenem Abend in mich gefahren ist. Erneut möchte ich Dir danken. Dass Du mir Dein Vertrauen geschenkt hast und dass Du mir geholfen hast, zu sein, wer ich wirklich bin. Es war der wohl wunderschönste Abend meines Lebens und dafür trägst einzig und alleine Du die Verantwortung.

Und so bitte ich Dich, auch wenn ich noch zuvor versprochen hatte, es nicht zu tun, mir eine zweite Chance zu geben. Ich war ein Narr, törricht. Denn es hat erst Deiner harten Worte bedurft, bis mir klar geworden ist, woran mir wirklich liegt. Das ist nicht mein Ansehen, mein Ruf, Narzissa oder irgendjemand. Es sind nur zwei Personen, zwei auf dieser ganzen vermaledeiten Welt, für die ich mein Leben hingeben würde. Draco - und du.

Darum bitte ich Dich, gib mir eine Chance, eine Möglichkeit, all meine Dummheit gutzumachen und Dir zu zeigen, wie ich sein kann, wie ich sein möchte, nun, da Du mir die Augen geöffnet hast. Ich kann und will dir nichts versprechen, denn ich bin immer noch ich selbst. Doch ich werde mich bemühen, mit Leib und Seele.

SarinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt