Er nahm einen Schluck von seinem Bier, ging dann zum Billardtisch und knallte mit voller Wucht die weiße Kugel in das Gewühl der bunten Menge. Es klackte mehrmals und plötzlich rollte eine dunkelblaue Kugel ins Loch.
„Ich hab die Vollen", lächelte Adrian und schickte daraufhin gleich noch eine gelbe hinterher. Ein kurzer Blick, schon wusste er, dass die dunkelrote Kugel ins linke hintere Loch gehörte. Ich war beeindruckt und irritiert zugleich. Er ließ mir keine Chance! Nach diesem Zug jedoch fing Adrian an zu grübeln, wie er weiter vorgehen sollte. Er trat ein paar Schritte vor und zurück, überlegte, schaute nach, ging weiter. Ich guckte ihn misstrauisch an. Verarschte er mich gerade etwa? Wieso zögerte er so lange? Sah er etwa nicht die Kugel, die direkt frei vor seiner Nase lag?!
„Mach's doch nicht so kompliziert!", rief einer von den Männern um uns herum. Adrian grinste ihn an.
„Es muss aber perfekt sein!" Er zwinkerte mir zu.
„Also 'tschuldigung", mischte ich mich in sein Spiel ein. „Aber warum nimmst du nicht einfach die Schwarze? Die liegt doch perfekt zwischen der Weißen und dem Loch!" Wieder diese plötzliche Stille, Adrians fassungsloser Blick.
„Du hast doch die Vollen?", meinte ich unsicher. Irgendwie bekam ich das Gefühl, dass diese Frage die Situation nur verschlimmerte. Ein Kassandraruf tönte laut in meinem Kopf. Dann hörte ich laut gebrülltes, sehr männliches, sich über mich lustig machendes Gelächter.
„Robyn, bitte sag mir, dass du das gerade nicht gefragt hast." Aber es lag kein Entsetzen, sondern nur ein spöttisches Grinsen in seinem Gesicht.
„Ich hab keine Ahnung was ich jetzt schon wieder falsch gemacht habe, aber wenn mir niemand die Regeln erklärt und du mir einfach den Stock in die Hand drückst und sagst 'Mach mal!', dann kann ich ja nichts dafür!" Ich starrte Adrian zornig an. Ich war stocksauer und dabei hatte ich mich so auf diesen Abend gefreut. Was war er nur für ein Idiot!
Adrian antwortete mir nicht. Aber immerhin war das Gelächter um mich herum verstummt. Vereinzelte Stimmen, sowohl Gelächter als auch Geflüster und Gemurmel, drangen an mein Ohr. Ich nahm sie kaum wahr, denn mein Blick war starr auf Adrian geheftet.
Wie konnte er nur so fies sein? Und wohin, zum Geier, war der süße, einfühlsame Adrian verschwunden?
Okay, es lag wahrscheinlich daran, dass er vor den anderen Kerlen den coolen Typen spielen musste. Trotzdem verstand ich es nicht. Und war umso wütender, weil er sich so verstellte. Oder war etwa dieser Adrian der Reale und nicht der, den ich geglaubt hatte, kennengelernt zu haben? Ich dachte schon, der Abend wäre versaut, als Dan in dem Moment zur Tür hereinkam. Er schlenderte nichts ahnend über die missliche Lage auf uns zu und lächelte mich strahlend an.
„Sagt bloß, ihr habt schon ohne mich angefangen?", sagte er dann, nachdem sein Blick den Billardtisch gestreift hatte.
„Von mir aus können wir auch gerne noch einmal von vorne anfangen", lächelte ich und bemühte mich um einen fröhlichen Ton, um die Wogen zwischen mir und Adrian zu glätten. Irgendein halb besoffener, sabbernder Kerl protestierte: „Ja, und was ist dann mit unseren Einsätzen?"
Fair enough.
„Ich kann Robyn ja ein wenig helfen", schlug Dan vor und legte einen Arm um meine Schulter.
„Wenn es was hilft", neckte Adrian mich und irgendwie fand ich das gar nicht komisch. Also ignorierte ich ihn und wartete auf das Urteil von den Leuten, deren Geld hier auf dem Spiel stand. Die meisten stimmten gleichgültig zu, andere hatten allem Anschein nach Mitleid mit mir, weshalb sie auch zustimmten.
„Also, abgemacht", sagte ich, reckte die Schultern und schaute Adrian an.
„Gut, aber dann fangen wir noch einmal von vorne an", bestimmte Dan und fing schon an, die Kugeln einzusammeln.
„Hey!", beschwerte sich Adrian, der aber von Dan abgefertigt wurde.
„Seit wann bist du denn so kindisch?", wunderte er sich und boxte seinem Kumpel brüderlich an die Schulter. Ich schmunzelte grimmig; er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
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Wieder ein neues Kapitel, wir hoffen, es gefällt euch :)Wenn ja, dann votet und kommentiert doch bitte, wir freuen uns da immer total drüber!! :)
Tyskerfie & HeyGuys77
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Hearts
Teen FictionRobyn ist 18, gerade mit ihrem Abitur beschäftigt und sehr darauf bedacht in Chemie nicht durchzufallen. Zumindest bis der neue Nachbar Adrian einzieht. 26, verdammt gutaussehend und... Single? Kein Wunder, dass er Robyn von der ersten Minute in sei...