Der Rest der Fahrt verlief schweigend, bis Adrian auf einem Parkplatz hielt und wir vor einem kleinen Restaurant standen. Wir betraten es und ich sah mich um. Er hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Es war gemütlich und wir würden definitiv ungestört reden können, ohne von irgendwelchen Ohrenpaaren belauscht zu werden. Die Tische standen in einzelnen Nischen, mal größere, mal kleinere, sodass das ganze Restaurant ganz verwinkelt war.
Ein Kellner kam auf uns zu und fragte uns freundlich, was er für uns tun könnte.
"Wir haben reserviert. Auf Aldrich."
Der Kellner nickte und führte uns dann zu unserem Tisch. Dieser war in der Ecke des Lokals vor den bodenlangen Fenstern platziert und bot deswegen eine gewisse Intimität. Adrian schob mir den Stuhl zurecht und setzte sich dann mir gegenüber. Sofort wurden uns vom Kellner die Speisekarten zugesteckt, bevor er sich diskret zurück zog.
Ich konnte mich kaum auf die Auswahl an leckeren Speisen konzentrieren, so sehr pochte mein Herz. Wieso genau wusste ich nicht einmal. Ich wagte einen Blick zu Adrian und stellte dabei fest, dass auch er mich musterte. Seufzend legte er die Karte zur Seite und legte den Kopf leicht schief.
"Wir können so nicht weitermachen." Ach was. Hatte er das also auch schon begriffen?
"Und was schlägst du vor?"
"Was? Ich soll zu meiner genialen Lösung schon vor dem Dessert kommen? So hatte ich das aber nicht geplant", grinste er mich schelmisch an.
"Dann lass uns einfach gleich den Nachtisch bestellen." Was er konnte, konnte ich auch.
Lächelnd sah er mich an.
"Geh mit mir zum Abiball."
Völlig entgeistert sah ich ihn an. War das sein verdammter Ernst? Ich starrte ihn einfach nur mit offenem Mund an, während mir zehntausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf schossen.
"Ich weiß, zwischen uns ist viel passiert, aber ich dachte mir, vielleicht können wir einfach nochmal starten. Freunde waren wir ja irgendwie schon und wir könnten uns jetzt einfach weiter besser kennenlernen." Kennenlernen? Verarschen? Er war doch in der Dunkelkammer über mich hergefallen! Und der 'Abschiedskuss'? Man knutschte nicht einfach mit Leuten, die man angeblich 'nicht kannte'.
Ich hatte noch immer kein Wort raus gebracht. Und das würde ich heute Abend auch nicht mehr.
Ich stand auf und tat das, was ich am besten konnte: Ich ging.
Ich wusste, dass ich erbärmlich war. Aber ich wusste auch einfach nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Ich atmete tief ein und aus und schaute mich auf der Straße um, wo ich denn hingehen könnte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
Auf der anderen Seite der Straße war ein Park oder so ähnlich, also ging ich da einfach rein. Ich brauchte etwas Ruhe und frische Luft, um mir klar zu werden, was ich eigentlich wollte.
Wollte ich wirklich Adrian?
Es war zwischen uns SO kompliziert und dauernd schien etwas dazwischen zu kommen. War das ein Zeichen? Dass Adrian und ich einfach eine schlechte Idee waren? Adribyn sollte es nicht geben?
Okay, bei dem beschissenen Shipnamen war das wahrscheinlich gut so.
Als ich weiter in den Park stapfte, beschlich mich das Gefühl, dass ICH vielleicht zwischen uns stand. Adrian hatte sehr offen gewirkt, und ich hatte ihn - mal wieder - abgewiesen.
Ich verstand aber trotzdem nicht, wieso er plötzlich so locker an die Sache ranging. Bevor er nach Rom ging, war er doch auch ganz anders?
Wütend stöhnte ich auf und marschierte weiter auf eine kleine weiße Brücke, um einen mickrigen See mit sehr dunklem Wasser zu überqueren. Ich zog meinen Cardigan enger um mich und überlegte. Ich blieb mitten auf der Brücke stehen und schaute ins Wasser. Als ich mein Spiegelbild dort bemerkte, wurde mir so einiges klar. Ohne Adrian an meiner Seite, war ich nicht vollständig. Sein Spiegelbild sollte jetzt neben meinem zu erkennen sein.
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Hearts
Teen FictionRobyn ist 18, gerade mit ihrem Abitur beschäftigt und sehr darauf bedacht in Chemie nicht durchzufallen. Zumindest bis der neue Nachbar Adrian einzieht. 26, verdammt gutaussehend und... Single? Kein Wunder, dass er Robyn von der ersten Minute in sei...