Kapitel 95

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25.000 Reads - Das heißt, es gibt heute schon ein neues Kapitel!!

(@hannaahlarii doch nicht erst bei 30K ;)

Vielen Dank übrigens für die ersten Rückmeldungen bei Damn Badbabe! Wer noch keinen Kommentar dazu geschrieben hat, darf das gerne noch nachholen ;)

Aber jetzt viel Spaß mit dem Kapitel!!

Tyskerfie & HeyGuys77

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Und dann hatte ich einen Kurzschluss. Mein Hirn und Herz setzten aus, ich drehte mich um und rannte.

Einfach weg. Ich meinte, hinter mir Adrians Stimme meinen Namen rufen zu hören, aber sicher war ich mir nicht. Meine Füße hätten sowieso gerade nicht auf irgendeinen Impuls gehört, sondern bewegten sich immer weiter, immer schneller, immer weiter weg. Ich rannte durch Seitenstraßen, wich Menschen aus, die mich verwundert ansahen, bis ich irgendwann komplett außer Atem stehen blieb und mich an eine Hauswand lehnte, die Hände auf den Knien abgestützt. 

Eine leise Stimme sagte mir, dass ich nicht einfach hätte wegrennen sollen. Das war nun wirklich nicht sonderlich erwachsen. Aber es brachte auch nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, denn was geschehen war, konnte ich jetzt auch nicht mehr rückgängig machen. 

Als ich mich irgendwann halbwegs beruhigt hatte und auch mein Atem nicht mehr so rasselnd ging, als würde ich gleich vor Atemnot sterben, sah ich mich um. Und stellte fest, dass ich nicht den leisesten Schimmer hatte, wo ich gerade war. Nichts kam mir bekannt vor. 

"Toll, Robyn", murmelte ich zu mir selbst. 

Auch nach einem zweiten Blick erkannte ich nichts, was ich vorher schon einmal gesehen hätte und das mir als Wegweiser hätte dienen können. Seufzend zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Zum Glück hatte ich dieses nicht in meine Tasche gesteckt, die jetzt schön auf dem Stuhl neben Ceil stand. 

Vier Anrufe in Abwesenheit, alle von Ceil. Ich hatte noch nicht einmal mitbekommen, dass mein Handy geklingelt hatte. Ich tippte auf Ceils Nummer in der Kurzwahl und wartete dann, dass sie sich meldete. Die Roaming-Gebühren waren mir gerade total egal.

"Oh mein Gott, Robyn? Was war los? Wo bist du?" Ceils Stimme hörte sich außer sich vor Sorge an. 

„Alles gut, ich erzähls dir gleich. Aber jetzt brauch ich schnell Fabio, ich weiß nämlich nicht, wo ich bin." Ich hörte Ceil etwas zu Fabio sagen, bevor ich seine Stimme ins Telefon sprechen hörte. 

„Bella, wir sollen dich abholen kommen, hab ich Recht?" So unverschämt er auch war, er brachte mich zum Lächeln. 

„Ja", gab ich kleinlaut zu und konnte ein leises Lachen am anderen Ende der Leitung vernehmen. 

„Dann erzähl mal, das du siehst. Irgendetwas markantes?" Ich sah mich um und musste feststellen, dass ich mich in einem Wohnblock befand, in dem alles gleich aussah. 

„Neeee, aber ich hab hier einen Straßennamen." Ich versuchte den Namen halbwegs richtig auszusprechen, was mir offensichtlich misslang, da Fabio zum Lachen anfing. 

„Ich weiß, wo du bist. Bleib da, wir sind in fünf Minuten bei dir." Fünf Minuten? Ich hatte das Gefühl ich wäre fünf Stunden gerannt. Ich machte mir eine geistige Notiz, dass ich unbedingt etwas für meine Ausdauer tun musste.

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Wie versprochen bogen meine beiden Freunde ein paar Minuten später um die Ecke. Ceil rannte auf mich zu und fiel mir um den Hals. 

"Mach. Sowas. Nie. Wieder!" Sie drückte mich ein wenig von sich weg. "Jetzt erzähl." 

"Er hat mich gesehen und sie hat mich gesehen und dann bin ich weggerannt." Abwartend sah ich Ceil und Fabio an. 

"Das war alles?", kam Fabios hilfreicher Kommentar. Naja, so im Nachhinein betrachtet, schien es wirklich nicht so schlimm, wie es mir in dem Moment vorkam. Aber hallo!? Er hatte da seine neue Freundin oder sowas im Arm! Da konnte man von mir doch wirklich nicht erwarten, dass ich noch einen klaren Gedanken fassen konnte? 

"Hab ich überreagiert?" 

Ceil und Fabio warfen sich kurz einen Blick zu, dann öffnete Ceil den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn aber gleich wieder. 

"Ich hab überreagiert", stellte ich daraufhin nüchtern fest. "Shit!" 

"Das wird schon wieder! Er meldet sich bestimmt bei dir und dann wird er dir erklären, wer diese Frau war. Du glaubst doch nicht, dass er wirklich so schnell eine Neue hat!" Ceil versuchte überzeugt auszusehen, aber ich erkannte die kleine Unsicherheit in ihrer Stimme, dafür kannten wir uns einfach schon zu lange.  

"Lasst uns heute Abend weggehen. Ich will feiern." Und Adrian vergessen.

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Die Nacht war wild. Wild und verwirrend. Und voller Alkohol. 

Obwohl ich mir geschworen hatte, nie wieder zu viel zu trinken, hatte ich trotzdem ein kleeeein wenig zu viel intus. Denn um Adrian ganz zu vergessen, musste ich mir mein Hirn weg trinken.  

Ich drehte mich leicht zur Seite und stöhnte auf. Mir war sooo schlecht, ich wollte sterben. 

Und dann sah ich Bilder vor meinem geistigen Auge, die ich nicht verstand.  

Adrian. 

Adrian im gleichen Club.  

Ich, tanzend, an Adrian gedrückt. 

Adrian, der seine Arme um mich schlang. 

Adrian, der... Der zu einem Drachen mutierte?? 

Ich schüttelte kurz den Kopf (was mich fast umbrachte), da ich realisiert hatte, dass ich die Bilder nur geträumt hatte. Ein leeres Gefühl breitete sich in mir aus, als mir dies bewusst wurde. Aber es wäre auch zu zufällig gewesen, wäre ich Adrian noch einmal über den Weg gelaufen. 

"Ceil...?", stammelte ich und versuchte irgendwie meine Kopfschmerzen zu ignorieren. "Ceil, ich sterbe gleich...", flüsterte ich, als neben mir im Raum etwas zu rascheln anfing. 

"Oh nein, das kannst du vergessen, meine Liebe!", sagte sie energisch und ich zuckte zusammen. "Du alleine bist Schuld an deinem Zustand heute, ich habe mindestens siebzehn Mal versucht, dich dazu zu bringen, Wasser zu trinken. Aber nein, Robyn weiß ja wie immer besser. Also darfst du auch selber deinen Kater pflegen!"  

Ich öffnete langsam die Augen und sah Ceil, wie sie mit den Händen in die Hüfte gestützt da stand. Sie sah wirklich böse aus. 

"Kannst du mir nicht wenigstens eine Aspirin besorgen?" Ich schaute sie flehend an. "Bitte?" 

Ceil seufzte und schüttelte den Kopf, suchte aber dann in ihrer Tasche nach meiner Rettung. 

"Weißt du," sagte sie "das Trinken ändert sowieso nichts an nichts. Also lass es doch einfach!" Ceil stapfte ins Bad und füllte Wasser in ein Glas, tat die Tablette hinein und reichte mir das lebenbringende Elixier. Ich hievte mich in eine halbwegs sitzende Position und nahm dankend das Glas entgegen. 

"Und ach ja, wir müssen in einer Viertel Stunde fertig unten in der Lobby stehen", kommentierte Ceil noch gleichgültig und verschwand im Bad. 

Na ganz tolle Scheiße.


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