Kapitel 9

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„Ein Paket für Mrs. Carpenter. Bitte hier unterschreiben." Mit gelangweiltem Blick reichte er mir einen Karton und ich kritzelte meine Unterschrift auf das elektronische Gerät. Ich lächelte dem Mann gequält zu und wollte gerade die Tür zuknallen, als eine bekannte Stimme an mein Ohr drang.

„Hi, Robyn!" Adrian joggte auf mich zu und stützte sich am Türrahmen ab. „Hast du Lust mitzuspielen?" Sein atemberaubender Geruch verschlug mir im ersten Moment die Sprache.

„Ähh, ich... ähm..." Ich wedelte unschlüssig mit der Hand.

„Komm schon! Es wird voll lustig!" Er zog mich am Arm.

„Nein! Ich..." Ich wollte mich wehren (okay, eigentlich nicht).

„Okay, wooow... Halt mal!" Er schaute mich skeptisch an. „Du hast doch wohl keine Angst vor Schmerzen, oder?" Er hob eine Augenbraue, spielte die Bitch. Ich lachte und rannte an ihm vorbei.

„Natürlich nicht, du Schlappschwanz." Ich verpasste ihm einen Schubser, der ihn beinahe in unser Rosenbeet beförderte und sprintete zum Rasen. Er kam lachend hinter mir her.

Ich sprintete auf seine Seite des Rasens und selbst als ich dort Sandy stehen sah, konnte dies meine Stimmung nicht trüben.

„Hallo, Sandy!" Es fiel mir sogar leicht, sie fröhlich zu begrüßen. Und ich war positiv überrascht, als sie mich ebenfalls mit Namen begrüßte, was ich ihr auch sagte.

„Naja, du bist mir irgendwie im Gedächtnis geblieben", meinte sie lächelnd. Aber sie lächelte nicht mich an, sondern Adrian, der inzwischen neben mir aufgetaucht war.

Bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, hatten mich zwei Arme umschlungen und Adrian rief: „Alle auf Robyn!"

Sandy stürzte sich lachend und kreischend auf uns und ich stimmte mit ein.

Wir fielen gemeinsam um und kullerten in einem wilden Knäuel am Boden herum. Plötzlich fing eine Hand an, mich zu kitzeln, ich konnte bloß nicht sehen, welche es war, denn Sandys Kopf war mir im Weg. Und der Fuß, der so wild neben mir zuckte, gehörte Adrian. Bald liefen mir vor lauter Lachen die Tränen herunter, denn die unsichtbare Hand wollte einfach nicht aufhören, mich zu foltern.

Wollten wir nicht Rugby spielen? Irgendwie hatten wir den Ball vergessen... Aber um ehrlich zu sein, war das hier viel besser!

'Wenn die Nachbarn uns sehen, werden sie uns für verrückt halten.' Diese Vorstellung führte dazu, dass ich noch heftiger kichern musste.

Die Hand hörte endlich auf mich zu kitzeln und ich wand mich unter einiger Anstrengung aus dem Haufen von Armen und Beinen. An meinem Knie sah ich eine Schramme, aber die hielt mich nicht davon ab, mir den Schlauch zu schnappen. Ich rannte zum Hahn und machte das Wasser an.

„Wer mich so in den Hinterhalt lockt, kann was erleben!" Ich bespritzte Adrian, der versuchte auszuweichen, mit Wasser. Ich jedoch blieb erbarmungslos, selbst als er mich um Gnade anflehte. Sein weißes Hemd war triefend nass und ließ die Muskeln durchscheinen, die ich bei unserer ersten Begegnung bereits darunter vermutet hatte und von seinem Kinn tropfte Wasser. Mit entschlossenen Schritten ging er auf mich zu, riss mir die Schlange aus der Hand und umklammerte mich fest. Ich versuchte mich schreiend zu wehren, konnte aber nicht verhindern, dass Adrian mich total durchtränkte. Meine Haare und mein Shirt waren klatschnass und wir hatten unser Lachen gar nicht mehr unter Kontrolle. Plötzlich bemerkte ich, dass Adrian und ich uns direkt gegenüber standen, sein Arm drückte meine Taille an seinen Körper, unsere Köpfe waren nur zehn Zentimeter voneinander entfernt. Auch ihm wurde das bewusst und wir starrten uns stillschweigend an. Mehrere Sekunden herrschte absolute Stille zwischen uns. Nur das aus dem Schlauch rinnende Wasser gab einen plätschernden Laut von sich. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sandy uns beobachtete und ich ging benommen einen Schritt zurück, als Adrian seinen Griff um mich lockerte. Der Gartenschlauch hing lose in seiner Hand.

„Den, ähm... Ich mach mal das Wasser zu", stammelte ich und tat wie angekündigt. Bevor sich betretenes Schweigen breit machen konnte, meinte ich, dass ich jetzt besser kurz heim ginge, um mir trockene Sachen anzuziehen.

„Okay, aber wir müssen das unbedingt wieder machen! Das war so lustig!", rief mir Sandy freudestrahlend hinterher.

Ohne mich nochmals umzudrehen ging ich zielstrebig auf meine Wohnungstür zu. 'Mann, war das peinlich!', dachte ich mit einem leichten Anflug von Scham. Ich steckte meine Hand in die Hosentasche, um meinen Schlüssel herauszuangeln. Ich griff ins Leere. 'Falsche Hosentasche...' Aber auch in der anderen war kein Schlüsselbund zu finden.

„So ein Mist!", rief ich wütend aus.

„Was ist denn los?", fragte Adrian, der noch nebenan im Garten stand.

„Meine Schlüssel sind drinnen und meine Eltern sind nicht da." Ein Geistesblitz durchzuckte mich. „Ich geh schnell nachsehen, ob eins der Fenster offen ist." Ich umrundete einmal das Haus und stellte fest, dass meine Eltern sehr sorgfältig alles verschlossen, wenn sie aus dem Haus gingen. Das einzige Fenster, das gekippt war, war meins und das lag im ersten Stock, drumherum natürlich kein Baum.

„Und?", wollte Adrian wissen.

„Sieht schlecht aus." Resigniert ließ ich mich auf die Eingangsstufen fallen.

„Dann komm rüber, du brauchst unbedingt was Trockenes zum Anziehen. Sandy hat bestimmt was."

„Ich kann auf meine Eltern warten...", antwortete ich ausweichend.

„Und wann kommen die?"

„Ich weiß nicht genau... Heute Abend?" Sein darauffolgender Blick ließ mich artig aufstehen und zu ihm laufen. Er schleppte mich ins Haus und gab Sandy den Auftrag mir etwas zum Anziehen zu geben.

„Komm mit." Dann führte sie mich ins Badezimmer, in dem ich in Jogginghosen und ein T-Shirt von ihr schlüpfte. Ich hätte zwar lieber eins von Adrian gehabt, aber man konnte ja nicht alles haben... Und darum zu bitten würde auch blöd rüberkommen, oder?

Als wir Richtung Treppe gingen, erhaschte ich einen kurzen Blick ins Schlafzimmer. Vor einem Doppelbett bemerkte ich einen Koffer, aus dem die Klamotten nur so herausfielen. Es war eindeutig Sandys Kleidung - außer natürlich Adrian hätte ein Faible für Tops mit Pailletten. Ich wunderte mich, traute mich aber nicht zu fragen.

Adrian hatte in der Zwischenzeit Tee gemacht und drei dampfende Tassen standen auf dem Küchentisch bereit. Ich nahm dankend eine entgegen.

„Das erinnert mich so an meine Kindheit. Beziehungsweise unsere Kindheit", meinte Adrian mit einem Blick zu Sandy. „Früher haben wir auch immer nach Wasserschlachten Tee getrunken."

'Na toll!', dachte ich mir. 'Eine Kinderliebe!'


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