Am nächsten Vormittag machte ich etwas, das ich schon viel zu lange nicht mehr getan hatte. Ich zog mich warm und bequem an, nahm meine Kamera und fuhr aus der Stadt raus in ein wunderschönes Naturgebiet, um endlich mal wieder ein paar Fotos zu schießen. Das Wetter war klar und die Sonne schien heute ausnahmsweise mal. Das perfekte Wetter für einzigartige Schnappschüsse!
Ich parkte das Auto, nahm meine Tasche mit der Kamera und den verschiedenen Objektiven und begab mich auf eine kleine Wanderung durch einen Wald. Unterwegs machte ich einige Fotos von den Bäumen, Pflanzen und sogar von zwei Rehen, die meine Anwesenheit anscheinend nicht bemerkt hatten.
Nach einer guten Stunde kam ich an einer Lichtung an. Auch hier machte ich einige Fotos, aß schnell eine Kleinigkeit und ging dann weiter. Nach kurzer Zeit hatte ich die letzten Bäume des Waldes hinter mir gelassen und vor mir lag ein großer See. Das Wasser war spiegelglatt und glitzerte leicht in der Sonne. Ich wechselte mein Objektiv, stellte scharf und machte zahlreiche Fotos vom See, der Umgebung, den Schwänen und so gut wie alles, was es wert war, fotografiert zu werden.
Als ich ungefähr zweihundert Fotos gemacht hatte, setzte ich mich erschöpft auf einen Baumstamm. Trotz meiner warmen Kleidung war mir mittlerweile mehr als nur kalt. Ich war außerdem müde, die Nachwirkungen meiner Grippe waren noch zu spüren. Vielleicht hatte ich mich zu früh aus dem Haus gewagt. Aber gestern war ich ja auch sowohl im Café mit Sandy als auch in der Bar mit Ceil gewesen.
Ich saß zehn Minuten und genoss die Ruhe, die hier in der ungestörten Natur herrschte. Doch plötzlich hörte ich einen Hund bellen und kurz darauf erschien eine Familie, die anscheinend auch einen Samstagsausflug geplant hatten. Ich seufzte und begab mich zurück zum Auto. Ich liebte die Natur, aber nur, wenn ich sie für mich alleine hatte.
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Zuhause angekommen, war ich so müde, dass ich kaum aus dem Auto steigen konnte. Ich überlegte kurz, einen Krankenwagen zu rufen, der mich ins Haus bringen konnte. Dann jedoch riss ich mich zusammen und stieg aus. Mit müden Schritten ging ich an Adrians Haus vorbei, als die Haustür in dem Moment aufging.
Ich stöhnte unbemerkt. Ich hatte irgendwie momentan genug Scheiße am Hacken, für eine weitere Konfrontation mit Adrian war ich nicht gewappnet. Ich hatte mich schon entschlossen ein aufklärendes Gespräch mit ihm zu führen und mich für mein Verhalten neulich zu entschuldigen, aber ich wollte mir eigentlich was Besonderes einfallen lassen. Und jetzt war ich sooo müde.
Als Adrian in der Schließen-der-Tür-Bewegung stehen blieb und mich anschaute, tat ich es ihm gleich und lächelte ihn sachte an. Das Bernsteinfarbene in seinen Augen leuchtete heute besonders intensiv. Ich konnte nicht wegschauen, aber es tat irgendwie zu weh. Also richtete ich meinen Blick auf meine Kameratasche, die um meine Schulter hing und begann daran rumzuspielen.
„Hey, geht's dir wieder besser?", Adrian war langsam näher gekommen und stand nun vor mir, sodass ich ihn ansehen musste. Ich rang mir ein kleines Lächeln ab und nickte.
„Eigentlich schon, aber ich war gerade ewig im Wald und habe fotografiert und jetzt bin ich fix und fertig. Bin wohl doch noch nicht so fit wie ich dachte."
„Du warst fotografieren? Gibt es auch etwas, das du nicht kannst, Robyn Carpenter?" Adrian sah mich mit einem überraschten Lächeln an, aber ich war über dieses Kompliment mehr als nur irritiert. ER war doch hier das Supertalent, nicht ich. Ich glaube, nur mein Mund klappte auf und wieder zu, aber es kam nichts dabei heraus. Adrian schien sich daraufhin abwenden zu wollen, aber ich wollte ihn doch nicht einfach so gehen lassen, wenn ich schon die Chance hatte, mich ein klein wenig bei ihm zu entschuldigen. Also natürlich würde ich das noch ausführlich machen, wenn ich wieder fit war - und mir etwas Schönes hatte einfallen lassen - aber bis dahin musste zwischen uns ja nicht diese bescheuerte Stimmung herrschen.
„Und bei dir? Wie...geht es dir?" Ich fühlte mich gerade so unsicher, wie ein kleines Schulmädchen, das das erste Mal mit seinem Schwarm redete. Aber zum Glück drehte sich Adrian wieder zu mir und lächelte sogar.
„Den Umständen entsprechend", meinte er dann und sah mich mit prüfendem Blick an. Okaaaay, spielte er damit auf uns an? Oder auf die Situation zwischen ihm und Dan? Oder war noch etwas ganz anderes passiert?
Ich traute mich nicht zu fragen. Aber zum Glück musste ich auch nichts sagen, dann Adrian redete weiter.
„Wenn du möchtest, können wir die zusammen entwickeln."
Ich blinzelte verwirrt. „Was?"
„Deine Bilder. Wenn du möchtest, können wir sie zusammen entwickeln. Ich habe mir doch eine Dunkelkammer eingerichtet."
War das ein Friedensangebot? Ich quietschte vor lauter Freude und hüpfte überglücklich von einem Bein aufs andere, während ich mich dabei im Kreis drehte.
Natürlich nur in Gedanken.
Adrian gegenüber blieb ich ruhig und lächelte ihn nur an.
„Gerne."
„Wie wäre es mit heute Abend? Also nur, wenn du fit genug bist", fügte er schnell fürsorglich hinzu. Ich musste dem Drang wiederstehen, ihm dafür einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Ich werde da sein", nickte ich und für einen Augenblick, der mir unendlich erschien, sahen wir uns in die Augen, bevor Adrian sich wieder abwandte.
„Dann bis später!"
Er stieg in sein Auto und ich sah ihm nach, wie er um die nächste Ecke verschwand.
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Ein neues Kapiteeeeel :)
Vielen, vielen Dank für die vielen Reads die letzten Tage!!!
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Tyskerfie & HeyGuys77
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Hearts
Teen FictionRobyn ist 18, gerade mit ihrem Abitur beschäftigt und sehr darauf bedacht in Chemie nicht durchzufallen. Zumindest bis der neue Nachbar Adrian einzieht. 26, verdammt gutaussehend und... Single? Kein Wunder, dass er Robyn von der ersten Minute in sei...