Hate and Love (Bucky FF)

Vergebung

Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich mich müde und ausgelaugt. Ich habe dröhnende Kopfschmerzen und und meine Augen fühlen sich ganz geschwollen an. Müde quäle ich mich aus dem Bett und ziehe mir etwas Frisches an. Dann stapfe ich verschlafen zur Küche in welcher Natascha und Steve gerade Kaffee trinken. "Morgen.", mache ich müde und nehme mir eine Tasse Kaffee. "Guten Morgen, Kleine. Ist alles in Ordnung?", fragt Steve mich besorgt und auch Natascha wirft mir einen besorgten Blick zu. "Ja alles in Ordnung.", winke ich schnell ab und nehme mir den Kaffee mit aufs Zimmer.

Den ganzen Tag sehe ich Bucky kein einziges mal. Nicht als ich trainieren bin, nicht bei der Teambesprechung und auch nicht als ich mit Sam ,Steve und Natascha Abendbrot esse. Ich stochere gerade gedankenverloren in meinem Gemüse herum, als die drei mich besorgt ansehen. "Charlie? Ist alles gut bei dir?" Ich verdrehe genervt die Augen und wende mich zu meinem Bruder. "Ja, Sam. Mir geht's gut und ihr braucht mich das jetzt nicht noch 50 Mal fragen." "Wir machen uns doch bloß Sorgen. Du erzählst uns ja nichts." "Sam hat Recht, und nachdem, was gestern passiert ist, ist es vollkommen in Ordnung wenn es dir irgendwie schlecht geht." Ich hebe meinen Kopf. "Was soll gestern schon passiert sein?" Die drei sehen mich ungläubig an. "Du-du hast deinen Vater...", beginnt Sam schließlich. "Achso das. Wieso sollte es mir deswegen schlecht gehen. Er ist nicht mein Vater, das war er nie. Er wollte fliehen, also blieb mir keine andere Möglichkeit. Jetzt müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Jetzt kann er nie mehr jemanden etwas antun."

"Aber wenn es das nicht ist, warum du so traurig wirkst, weswegen dann?", fragt Steve mich besorgt, doch ich antworte nur. "Ich bin überhaupt nicht traurig." Die drei werfen mir noch einmal einen besorgten Blick zu, widmen sich jedoch dann wieder ihren Tellern, und Natascha beginnt über die Party von Samstag zu reden, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Irgendwann frage ich Steve schließlich, ob er Bucky heute schon mal gesehen hat. "Nein, jetzt wo du es sagst. Ich hab ihn den ganzen Tag lang nicht gesehen." Selbst bei Steve, seinem besten Freund, hat er sich nicht blicken lassen. Ich würde es zwar nie laut zugeben, doch langsam mache ich mir ein wenig Sorgen um ihn.

...

Ich liege in meinem Bett und starre mal wieder an die weiße Decke über mir. Ich kann schon wieder nicht schlafen. Doch diesmal nicht weil ich wütend auf Bucky bin, sondern weil ich die ganze Zeit über seine Worte nachdenken muss. Ich komme mir so verdammt schlecht vor. Ich hab seine Schuldgefühle wahrscheinlich nur noch verstärkt. Ich hab mich so sehr auf meine eigene Wut und meine Trauer konzentriert, dass ich gar nicht daran gedacht habe, wie es ihm damit wirklich geht. Er wirkte für mich immer so stark. Als ob er das alles prima wegstecken würde. Aber ich nehme an, man sieht nur das von Menschen, was sie einem zeigen wollen.

Ich war so verletzt und so blind von diesen Gefühlen, dass ich jemanden Verantwortlichen gesucht habe und das war in diesem Falle Bucky. Es war leichter wütend, statt traurig zu sein. Erst jetzt bemerke ich wie schwer ich es ihm die ganzen Jahre über gemacht habe. Wie seine Schuldgefühle ihn den Schlaf rauben und ihn von innen heraus regelrecht auffressen müssen. Er hat meine Schwester getötet und mir nie etwas davon erzählt. Und das hat mich so sehr verletzt, dass ich dachte ich kann ihm nie mehr vergeben. Ich habe ihn mein ganzes Leben lang dafür schuldig gemacht. Obwohl ich die ganze Zeit ganz genau wusste, dass er es nicht war. Er war nur ein Mittel von Hydra. Eine Waffe. Er hatte keinen Einfluss darauf was er tat. Und jeden Tag an dem ich ihn gehasst habe, ihn schlecht behandelt habe, hatte er sich noch mehr Vorwürfe gemacht. Dadurch hab ich nur sein Leiden verstärkt. Und jetzt fühle ich mich so schlecht und es tut mir so Leid wie ich ihn behandelt habe.

Müde reibe ich mir mit den Händen übers Gesicht. Ich versuche die Gedanken beiseite zu schieben und einfach einzuschlafen, doch ich kann nicht. Ich überlege noch eine Weile bis ich schließlich einen klaren Entschluss fasse und mich aus dem Bett quäle. Meine Gedanken werden nicht ruhen ehe ich weiß, ob es Bucky gut geht.