Mabina ya Bastet

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"Und was ist mit mir? Hast du Angst vor mir?" 

Das Nashorn schnauft genervt, als ich mitten in der Bewegung inne halte und es nun nicht mehr gekrault wird. Ich sehe vorsichtig zu dem Braunhaarigen auf. Sein Blick ist unergründlich und für einen Moment verliere ich mich in seinen blauen Augen, wie in einem Traum, wache jedoch schnell wieder auf. "Glaubst du das etwa?" Er wendet seinen Blick nicht von mir ab und es kommt mir vor, als würde er versuchen in meine Seele zu schauen, um jedes noch so kleine Geheimnis über mich heraus zu finden. Dann schüttelt er kaum merklich den Kopf, wobei sein Blick stets auf meinem bleibt. "Manchmal weiß ich nicht mehr was ich glauben soll." Seine Stimme klingt rau, wie als würde ihm jedes Wort, was aus seinem Mund kommt schmerzen. 

"Ich will dich nicht anlügen, Bucky.", beginne ich schließlich seufzend. "Es stimmt. Nach...nach der Sache in Berlin, hatte ich Angst. Ich glaube ich hatte noch nie so sehr Angst." Ich sehe, wie sich seine Wimpern senken und er beschämt zu Boden sieht und sofort spüre ich einen tiefen Stich in meiner Brust. Es tut mir so weh, ihn so zu sehen. 

Ganz vorsichtig hebe ich meine Hand und lege meine Finger sanft an seine Wange. Da hebt sich überrascht sein Blick. "Aber, ich hab keine Angst vor dir." Ich streiche ihm leicht mit dem Daumen über seine Wange. "Das hatte ich nie." "Aber du-" Ich unterbreche seinen Einwurf sofort. "Ich hatte Angst vor jemand anderen. Jemand der du nicht bist und nie wieder sein wirst. Und du warst auch niemals er. Du bist James Buchanan Barnes. Und du würdest niemals jemanden einfach so weh tun. Du würdest mir niemals weh tun." "Glaubst du das wirklich?" "Ich glaub es nicht nur. Ich weiß es." 

...

"Danke, dass ich noch eine Weile hier bleiben darf, T'Challa.", bedanke ich mich bei dem König, während wir zusammen durch die hohen Flure des Schlosses spazieren. "Bitte, du kannst so lange hier bleiben, wie du willst. Wir freuen uns immer über Besuch. Und besonders meine Schwester wird sich freuen zu hören, dass du länger bleibst." Ich muss lächeln. "Wo ist Shuri überhaupt? Ich hab sie noch gar nicht gesehen." "Oh sie hilft bei den Vorbereitungen des 'Mabina ya  Bastet' mit." Ich sehe fragend zu dem König auf. "Mabina ya -was bitte?" Sein amüsiertes Lachen schallt durch die hohen Flure des Schlosses. "Mabina ya Bastet. Das ist ein Fest zum Ehren der Panther-Göttin Bastet." 

Nun werde ich zunehmend neugierig. Ich hab noch nie ein afrikanisches Fest miterlebt. "Und wann findet das statt?", frage ich begeistert. "Es dauert vier Tage lang. Für die vier Völker, die Bastet zusammen geführt hat und schon von Zeit an beschützt hat. Heute ist die Eröffnungszeremonie." "Und was passiert bei diesem Fest so?" "Nun ja, da Bastet auch als die Göttin der Freude und des Tanzes angesehen wird, wird vor Allem viel auf den Straßen getanzt. Außerdem werden sowas wie Theater Stücke vorgespielt und in der Stadt, sind überall Zelte aufgebaut, die die verschiedensten Dinge anbieten. Und Für die Kinder gibt es z.B. Kamelreiten und Feuershows." "Wow. Das klingt wirklich schön.", staune ich aufgeregt. Er sieht mich grinsend an. "Du bist natürlich auch herzlichst eingeladen, daran Teil zu nehmen." 

...

"So hier ist dein Zimmer. Dein letztes Zimmer ist zur Zeit leider besetzt, da aufgrund des Festes ein paar weite Verwandte angereist sind und im Schloss unterkommen." T'Challa öffnet mir die Tür zu meinem neuen Gästezimmer und ich gehe dankend an ihm vorbei. "Wenn du noch etwas brauchst, dann frag ruhig die Bediensteten, die laufen hier überall im Schloss herum.", erklärt er freundlich und will bereits die Tür hinter sich zu ziehen um wieder zu gehen, doch da hab ich noch eine Frage. "T'Challa?" "Ja, Charlotte?" "Ich-ich hab mich nur gefragt...ich hab mich gefragt, wo Buckys Zimmer ist." Ein verschmitztes Grinsen legt sich auf seine dunklen Lippen. "Oh wir dachten uns schon, dass ihr nur ungern weit voneinander entfernt wohnen wollt. Sein Zimmer ist nebenan." 

...

Nachdem T'Challa verschwunden ist, packe ich erst einmal ein paar meiner Sachen aus meiner Reisetasche und lasse mich dann auf das angenehm weiche Bett sinken. "Wow, daran könnte ich mich gewöhnen.", sage ich zu mir selbst, als ich es mir in dem riesigen Bett bequem mache und die prunkvoll aber dennoch irgendwie modern verzierte Decke über mir betrachte. Mein Blick gleitet weiter über die hohe Fensterwand, die den Blick auf die wunderschöne Stadt Wakandas frei gibt. Ob Buckys Zimmer auch so wunderschön ist?

 Als T'Challa unser Gespräch bei den Nashörnern schließlich unterbrochen hat, um mich zu meinem Zimmer zu bringen, hat Bucky nur abwesend gemeint, dass er noch eine Weile draußen bleiben würde, da er etwas Zeit für sich bräuchte. Natürlich habe ich ihm dies nicht verweigert, doch ich mache mir irgendwie Sorgen um ihn. Er wirkt zwar durch die Heilung, irgendwie friedlicher und ausgeglichener als zuvor, doch irgendwas scheint ihn immer noch zu beschäftigen. Auch wenn ich wirklich gerne wüsste, was in seinem Kopf vorgeht, will ich ihn nicht dazu zwingen mit mir darüber zu reden. Er muss selbst entscheiden, wann er bereit ist darüber zu sprechen. 

...

Nach einer Weile einfach nur im Bett liegen, schlafe ich schließlich ein. Erst als durch die Fenster laute Musik an mein Ohr dringt, öffne ich wieder meine Augen. Dank der Uhr an der Wand, weiß ich, dass es bereits 17 Uhr ist. Ich strecke mich ein paar mal und stehe dann schließlich auf um mich für das Fest fertig zu machen. Auf keinen Fall werde ich dieses Spektakel verpassen, wer weiß schon wann ich das nächste Mal so eine Gelegenheit bekomme. Da klopft es plötzlich an meiner Tür. Ehe ich etwas antworten kann, platzt auch schon Shuri herein. "Charlotte." Sie kommt fröhlich zu mir und schließt mich in ihre Arme. "Schön dich zu sehen."

"Kommst du auch zum Dans van die Bastet?", fragt sie schließlich aufgeregt und ich nicke begeistert. "Ja, das hatte ich gerade vor. Aber Shuri...ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich dazu anziehen soll. Ich weiß weder, was man zu so einem Brauch trägt noch hab ich irgendwelche Klamotten dabei, die auch nur ansatzweise dazu passen würden." Sie grinst mich verführerisch an. "Wieso grinst du so?", frage ich sie etwas beängstigt. Da packt sie plötzlich meine Hand und zerrt mich mit sich auf den Gang. "Komm mit. Du kannst was von mir anziehen." Auf dem Gang sehe ich plötzlich, wie uns jemand entgegen kommt. 

"Shuri? Ich wollte gerade zu Charlotte. Wo wollt ihr den so schnell hin?", fragt er neugierig. Doch Shuri denkt gar nicht daran stehen zu bleiben und geht einfach an Bucky vorbei mit den Worten: "Tut mir Leid, Sergeant. Wir sind spät dran. Aber keine Sorge, du kriegst deine Freundin bald wieder." Ich will ihr sofort widersprechen und ihr erklären, dass ich nicht Buckys Freundin bin, doch da ertappe ich mich dabei, wie mir der Klang dieser Bezeichnung irgendwie gefällt und schließe meinen Mund wieder. Shuri zieht mich an Bucky vorbei ohne, dass ich auch nur ein Wort zu ihm sagen kann. Während wir mit großen Schritten den Flur durchqueren, drehe ich meinen Kopf noch einmal zu ihm um und schenke ihm ein entschuldigendes Lächeln. Er erwidert das Lächeln und sieht mir so lange nach, bis wir hinter der nächsten Ecke verschwinden.

Hate and Love (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt