Princess Raven

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Ich sehe in das blasse Gesicht einer jungen Frau, deren braunen Augen mich mürrisch zurück anstarren. Ihre braunen Locken, wurden in zwei Zöpfe geflochten und hinten im Nacken zu einem Dutt zusammen gebunden. Zudem trägt sie ein gelbes Kleid, mit unzähligen bunten Verzierungen und Mustern darauf und von ihren Ohren baumelt ein Paar goldener Kreolen und rundet den Look perfekt ab. 

"Gelb steht mir nicht.", stelle ich abgeneigt fest. Shuri kommt zu mir rüber und stellt sich neben mich um ebenfalls einen Blick auf mein Spiegelbild zu erhaschen. "Erstens ist das kein gelb, sondern Sahara-braun, -also eher gold, als gelb- und zweitens siehst du wunderschön aus. Es steht dir wirklich, wie angegossen.", stellt das Mädchen stolz auf ihr Werk-also mich- fest. Ich versuche mich etwas in dem Kleid zu bewegen. "Ja vielleicht etwas zu angegossen.", stelle ich schnaufend fest und versuche durch das enge Korsett Luft zu holen. "Und dieser Ausschnitt ist viel zu tief.", meckere ich weiter, doch Shuri lacht nur. "Tut mir Leid, aber ich bin nun mal 6 Jahre jünger, als du und damit eben auch kleiner. Ich hab schon extra das größte meiner Kleider rausgesucht. Das ist das Beste, was ich rausholen konnte. Und wie gesagt, meiner Meinung nach siehst du einfach perfekt aus." 

Shuri selbst, trägt ebenfalls ein gelbes Kleid, nur das ihres statt einem Neckholder, wie bei meinem Kleid, durch ein paar passend gelbe Spaghetti-Träger über den Schultern gehalten wird. Da greift sie schließlich nach meiner Hand und zerrt mich vom Spiegel weg. "Na komm schon. Das Fest fängt gleich an." 

... 

Das Fest ist im Vollen Gange und ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zuerst habe ich mir den Festumzug der "Bana basi ya Bastet"-der Töchter der Bastet- angesehen, bei dem alle Frauen ob jung oder alt darunter auch Shuri, tanzend  durch die Stadt bis zu den Flussufern gelaufen sind um dort ihre Wünsche in Form von gelben Blumen dem Wasser anzuvertrauen, um sie wahr werden zu lassen. Shuri hat vorgeschlagen, dass auch ich bei dem Umzug mitmachen solle, doch diese Einladung habe ich schüchtern abgelehnt. Nach dem Festumzug habe ich mir auf einem großen Festplatz eine Feuershow angesehen und jetzt schlendere ich ein wenig zwischen den unzähligen verschiedenen Ständen umher. Shuri hab ich schon seit dem Umzug nicht mehr gesehen, weshalb ich den bisherigen Abend größtenteils alleine war, doch das macht mir nichts aus. Ich erkunde gerne neue Kulturen egal ob alleine oder mit Freunden. 

Vor einem kleinen Zelt mit selbstgemachtem Schmuck bleibe ich schließlich stehen und lehne mich weiter über die angebotene Ware. Die meisten Ketten und Armbänder sind sehr auffällig und prachtvoll, doch meine Aufmerksamkeit liegt vor Allem auf einer schlichten Halskette mit einem kleinen, fast schon winzigen Schildkröten-Anhänger aus Holz daran. Ich nehme den Anhänger vorsichtig in meine Hand und fahre mit den Fingern über die winzigen filigranen Verzierungen des Schildkrötenpanzers. Wie kann man nur etwas so Kleines und gleichzeitig so Präzises, so wunderschön schnitzen? 

Ich hebe den Blick und sehe zu der alten Frau hinter dem Stand um ihr ein liebevolles Lächeln zu schenken. Sie antwortet mit einem ebenso herzlichen Lächeln. "Hast...hast du die gemacht?", frage ich in meiner Sprache, da ich kein einziges Wort der Sprache, die hier in Wakanda gesprochen wird kann, und deute deshalb zum besseren Verständnis erst auf den Anhänger und dann auf die Frau. Sie scheint zu verstehen und nickt mir lächelnd zu während sie etwas in ihrer Sprache spricht, von dem ich allerdings kein Wort verstehe. "Sie ist wunderschön.", stelle ich also nur lächelnd fest und versuche ihr irgendwie mit Gesten zu erklären, was ich meine. Die Frau scheint auch ohne Worte gut zu verstehen, was ich sagen will, hält sich ihre Hand ans Herz und neigt kurz ihren Kopf, wie als wollte sie danke sagen. Da ich leider kein wakandanisches Geld besitze, lege ich die Kette schweren Herzens wieder hin und lächele der Frau noch ein letztes mal aufrichtig zu. Auch sie lächelt und zwinkert dabei mit beiden Augen. 

Ich will gerade weitergehen, als ich eine mir bekannte Stimme hinter mir höre. "Oh mein Gott, das ist doch die berühmte Superheldin, Princess Raven!" Mit rollenden Augen doch einem Grinsen auf den Lippen, drehe ich mich langsam herum. Ich werfe dem Braunhaarigen über mir einen gespielt wütenden Blick zu und verschränke die Arme vor der Brust. "Wow, ich hätte mir niemals erträumt einen echten Avenger zu treffen. Darf ich ein Autogramm haben? Ich bin wirklich ein Riesen-Fan von dir, Princess Raven.", spielt er weiterhin amüsiert seine Rolle, des "Riesen-Fans".

Ich sehe mit zusammen gekniffenen Augenbrauen zu ihm auf. "Bucky, du weißt genau, dass ich diesen Namen hasse.", erkläre ich ihm ernst, kann mir ein Grinsen jedoch nicht ganz verkneifen. Bucky sieht mich grinsend an. "Ja deswegen benutz ich ihn ja auch. Außerdem find ich ihn gar nicht mal so schlecht. Er passt zu dir." Na ja da muss ich ihm teilweise sogar zustimmen. Nach meiner ersten Mission mit den Avengers, waren die Nachrichten voll mit dem neuesten Zuwachs der Superhelden-Gruppe. Schnell wurde den Menschen klar, dass ich auch einen Superheldennamen brauche und da ich die kleine Schwester von Sam, dem Falcon bin, wollten meine 'Fans' mir ebenfalls einen Namen geben, der etwas mit Vögeln zu tun hat, um in der Familie zu bleiben. Und aufgrund meiner Fähigkeit, die Kräfte anderer zu stehlen gab man mir den Namen Raven-eine Anspielung auf die diebische Elster, welche ebenfalls der Rabenfamilie angehört. Zudem hat die Redewendung 'Sich mit fremden Federn schmücken' dadurch perfekt gepasst. Was es mit der Bezeichnung 'Princess' auf sich hat, kann ich allerdings auch heute noch nicht erklären. 

"Ich bin doch überhaupt keine Prinzessin.", erkläre ich ihm deshalb immer noch mit zusammengekniffenen Augen, doch sein Grinsen wird nur noch breiter. "Aber du siehst so aus wie eine." Noch bevor seine Worte auch nur in meinem Gehirn ankommen können, hebt er plötzlich seine Hand an meine Schläfe und streicht mir sanft eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hat, hinters Ohr. "Vor allem in diesem Kleid."  Krampfhaft versuche ich ganz normal weiter zu atmen, doch das fällt mir schwerer als gedacht, und das Kribbeln auf meiner Haut an den Stellen, die Buckys Finger berührt haben, macht es nicht gerade leichter. Schüchtern sehe ich in seine strahlend blauen Augen. "Du bist wunderschön, Prinzessin." 

Hate and Love (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt