Und sie lieben dich

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"Wie lange hast du vor hier in Wakanda zu bleiben?" Nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst haben, war es zunächst etwas unangenehm, doch dann hat Bucky vorgeschlagen, etwas spazieren zu gehen und das tun wir jetzt auch. Ich laufe ein paar Zentimeter neben ihm her, immer darauf bedacht ihm nicht zu nah zu kommen, sodass unsere Arme sich nicht aus Versehen berühren würden. "Wieso? Willst du mich etwa schon wieder los werden?", frage ich amüsiert und mustere ihn neugierig von der Seite. Auch er muss schmunzeln. "Auf gar keinen Fall." Er sieht zu mir runter. "Ehrlich gesagt, ist genau das Gegenteil der Fall." 

Buckys Worte gepaart mit dem verschmitzten Grinsen, welches sich auf seine Lippen schleicht, lassen mich plötzlich nervös werden. Schnell wende ich meinen Blick von ihm ab, als ich merke, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Verdammt reiß dich zusammen, Charlie. Du verhältst dich ja wie eine verknallte Teenagerin. Schnell versuche ich mich abzulenken, indem ich einfach nur sachlich seine Frage beantworte. "Na ja, ein paar Tage schätze ich. Rhodey ist zur Zeit alleine im Hauptquartier. Doch solange er mich nicht braucht, hab ich wohl etwas Freizeit." "Also, hab ich dich solange, ganz für mich allein?", fragt er und grinst mich neckisch an. Schnell schaue ich wieder zu Boden und lasse meine braunen Haare in mein Gesicht fallen, damit er meine roten Wangen nicht bemerkt. "Sieht wohl so aus.", entgegne ich nur etwas peinlich berührt.

"Wie geht's dir?", fragt er plötzlich unvermittelt. Ich sehe fragend zu ihm auf. "W-was meinst du?". Unglaublich, wie oft ich ihn ungewollt zum Grinsen bringen kann. "Ich meine: Wie es dir geht? Mit all dem was passiert ist. Du musst die anderen sicher vermissen." Ich zucke mit den Schultern. "Das tue ich. Aber...", ich halte inne um zu ihm aufzusehen. "Aber jetzt bin ich ja hier. Bei dem, den ich am Meisten vermisst habe." Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das gerade wirklich laut gesagt habe. 

Zuerst sieht er mich überrascht aber erfreut an, doch dann verwandelt sich das liebevolle Lächeln auf seinen Lippen wieder zu einem verschmitzten Grinsen. "Ich wusste gar nicht, dass du und T'Challa euch so nahe steht." Ich gebe ihm einen Schlag auf den rechten Arm und er zieht ihn gespielt empört weg. "Ich meine dich, du Trottel." 

"Das weiß ich doch. Ich liebe es nur zu sehen, wie du wütend wirst." Bevor ich erneut rot anlaufen kann, lenke ich das Thema schnell wieder auf die eigentliche Frage. "Und sonst...naja, wie soll es mir schon gehen?" Ich zucke nur mit den Schultern. "Du...du hast mich einfach alleine gelassen, nachdem du..." Ich halte inne, als ich wieder an den Moment denke, als Bucky wieder der Winter Soldier war. "...naja nachdem du...du weißt schon...." "Nachdem ich dich fast getötet habe.", beendet er schließlich mein Stottern und ich sehe erschrocken zu ihm auf. Sein Blick ist nun wieder ernst und er wendet sich schnell von mir ab. 

"Nein." Ich schüttele den Kopf. "Nachdem der Winter Soldier mich fast umgebracht hätte.", korrigiere ich ihn, doch er sieht mich nicht an und ich habe das Gefühl, dass er gar nicht richtig zugehört hat. "Bucky?", frage ich ihn vorsichtig und da trifft sein Blick wieder auf meinen. "Mir geht's gut.", versichere ich ihm ernst. Ich sehe in seinen Augen, wie er kurz überlegt. Zuerst denke ich, er will wie immer etwas stures erwidern, doch dann legt sich plötzlich ein Lächeln auf seine Lippen, was allerdings nicht seine Augen erreicht. Ich weiß, dass er mir nicht glaubt. Dass er sich immer noch schuldig für all das fühlt, doch er sagt nichts. Stattdessen versucht er es einfach wegzulächeln und wendet wieder den Blick von mir ab. 

Für eine Weile laufen wir einfach nur schweigend neben einander her. Da zeigt Bucky auf einmal mit dem Finger nach vorne und sein Gesicht heitert sich wieder auf. "Da vorne ist es!" Ich sehe verwirrt in die Richtung, in die seine Hand deutet. "Da vorne ist was?" "Komm mit." Ehe ich mich versehe, nimmt er plötzlich meine Hand und zieht mich mit sich. Bei der Berührung spüre ich erneut, wie mein Herz einen riesen Satz macht. 

Er zieht mich immer weiter mit sich, und nun sehe auch ich, was er meint. Vor einem Zaun bleibt er schließlich stehen und hält auch mich davon ab, weiter zu gehen. Meine Augen werden groß, als ich die gewaltigen Tiere vor uns sehe. Es sind Nashörner, nur viel größer als normale Nashörner-zumindest nehme ich das an, denn ich hab noch nie ein echtes Nashorn gesehen. Sie tragen bunt verzierte Decken auf ihren Rücken und auch ihr Gesicht ist mit bunten Mustern verziert. Als eins der Tiere uns bemerkt, hebt es neugierig seinen Kopf und schaut in unsere Richtung. Dann setzt sich das massive Wesen nur mühsam in Bewegung und kommt zu uns herüber. Ich nähere mich dem Zaun noch etwas mehr und als das Nashorn uns erreicht hat, hebe ich langsam meine Hand und lege sie sanft an die Stirn des Tieres. Ich spüre, wie es seinen Kopf leicht gegen meine Hand drückt und ein leises Schnauben von sich gibt. Ich sehe lächelnd zu Bucky. "Sie sind...sie sind wunderschön." "Ich wusste, dass sie dir gefallen würden. Ich hab sie heute morgen entdeckt und musste sofort an dich denken." "Wieso? Weil ich aussehe, wie ein Nashorn?!", frage ich ihn gespielt empört. 

Er muss lachen und erneut merke ich, wie mir dabei ganz warm wird. "Ja. So ist es. Ihr Dickschädel hat mich sofort an deinen sturen Kopf erinnert.", scherzt er lachend und auch ich muss nun etwas lachen. "Nein.", sagt er schließlich immer noch lachend. "Nein. Das ist es nicht. Sie haben mich nicht an dich erinnert, aufgrund ihres Aussehens. Aber ich weiß ja, wie sehr du Tiere magst." Ich sehe ihn überrascht an. Er hat Recht, ich liebe Tiere, manchmal sogar noch mehr als Menschen, aber woher er weiß er das. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mit ihm darüber gesprochen zu haben. Doch ich frage ihn nicht danach. "Ja du hast Recht. Das tue ich wirklich. Ich liebe Tiere." 

Ich wende mein Blick wieder zu dem Nashorn, was seinen Kopf immer mehr an meine Hand schmiegt und offenbar will, dass ich es kraule, was ich natürlich sofort tue. "Und sie lieben dich...", fügt der Braunhaarige neben mir noch hinzu, was mein Lächeln breiter werden lässt. "...,was ich gut verstehen kann." 

Seine Worte lösen erneut eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus. Flirtet er etwa gerade mit mir? Schnell versuche ich meine Nervosität zu überspielen, indem ich mich einfach auf das Tier vor mir konzentriere und versuche mein rasendes Herz zu ignorieren. 

"Hier." Er beugt sich nach unten zu einem Eimer der am Gehege steht und holt ein paar mir unbekannte Früchte heraus, um sie mir zu geben. Ich öffne meine Hand und als er mir das Futter gibt, berühren sich leicht unsere Finger, was mich kaum merklich zusammen zucken lässt. Ich spüre, wie er mich amüsiert mustert, sehe jedoch nicht zu ihm auf und wende mich dem Nashorn zu. Ich halte dem großen Tier meine Hand hin, woraufhin es seinen Mund öffnet und mit der langen Zunge die Früchte von meiner Hand schleckt. Ich muss kichern, als die raue Zunge meine Haut berührt. Ein weiteres Nashorn, was etwas weiter hinten steht, hebt seinen Kopf und kommt zu uns herüber, als es sieht, dass es hier etwas zu Essen gibt. 

"Du scheinst ja überhaupt keine Angst vor ihnen zu haben.", stellt Bucky fest, während er sich mit den Armen auf den Zaun lehnt und mich von der Seite beobachtet. Ich fahre dem Tier lächelnd über das Horn, was auf seiner Nase sitzt und frage schließlich: "Wieso sollte ich Angst vor ihnen haben?" "Ich weiß nicht. Vielleicht, weil sie mindestes fünf mal so groß sind, wie du. Oder vielleicht wegen dem spitzen Horn, was dich einfach so aufspießen könnte." Ich muss lachen bei seiner Schilderung. "Ich glaub du übertreibst ein wenig. Sieh sie dir doch an, wie friedlich sie sind. Sie würden niemals einfach so irgendwen 'aufspießen'.", erkläre ich lachend. 

"Und was ist mit mir? Hast du Angst vor mir?" 


Hate and Love (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt