Er war es

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Die Stille um mich herum drückt auf meinen Ohren, als ich langsam aus der Dunkelheit erwache. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand darin getrommelt – ein dumpfer Schmerz, der mich gleichzeitig mit jedem Puls schüttelt. Unter mir fühle ich einen weichen Untergrund, und auch über mir liegt etwas weiches, was mir bis zum Brustkorb geht. Ich liege vermutlich zugedeckt in einem Bett, stelle ich fest. Erneut rieche ich den alkoholischen Geruch von Desinfektions- und Reinigungsmitteln und ziehe die Nase kraus. Ich versuche mich auf meinen Gehörsinn zu konzentrieren, doch in dem Raum herrscht nichts als Stille.  Ich zwinge meine Augenlider zu öffnen, und bin dankbar, dass der Raum in dem ich liege etwas abgedunkelt ist, wodurch es mir diesmal leichter fällt, mich an die Sicht zu gewöhnen. Dennoch legt sich ein Schleier aus Unschärfe über meine Sicht, kein Wunder, solange, wie ich die Augen geschlossen hatte. Ich blinzele um die Umrisse der Welt um mich herum zu erfassen.

Weiße Wände, glänzende Oberflächen und ein angenehm warmes Licht, was durch die Schlitze in der Jalousie scheint. Wie schon erwartet ein Bett unter mir, das ebenfalls nach Reinigungsmitteln riecht, und die Monotonie eines Herzmonitors, der einen ruhigen Rhythmus vorgibt. Nichts hier kommt mir bekannt vor. Höchstwahrscheinlich liege ich in einem Krankenhaus, doch wo genau? Angestrengt versuche ich mich an das, was als letztes passiert ist zu erinnern doch die Leere in meinem Gedächtnis breitet sich wie ein Nebel aus. 

Da fallen mir wieder die Gesprächsfetzen von vorhin wieder ein. Oder war das gestern? Ich hab keine Ahnung wieviel Zeit vergangen ist, vielleicht eine Stunde oder ein Tag, könnte aber auch eine ganze Woche gewesen sein. Ich hab jegliches Gefühl für Zeit verloren. Doch ich weiß noch, dass ich Sam und Natascha gehört habe. Sie haben über mich geredet. Mit einer Ärztin. Und...und die Ärztin meinte, dass ich nur noch höchstens zwei Tage zu Leben habe, weil...weil ich zu starke innere Blutungen habe. Oder etwa hatte? Bin ich vielleicht schon tot? Sieht es so aus, wenn man stirbt? 

Ich schüttele meinen Kopf und wische den Gedanken bei Seite. Nein, das ist doch lächerlich. Ich bin nicht tot. Ich liege putzmunter in einem Krankenbett und bin ganz sicher am Leben. Da bemerke ich plötzlich, dass sich mein Genick irgendwie komisch anfühlt und ich meinen Kopf nicht richtig bewegen kann. Vorsichtig hebe ich meine Hand an die Stelle, an der meine Finger eigentlich auf die weiche Haut an meinem Hals treffen sollten, doch stattdessen ertasten sie etwas Hartes, dass um meinen gesamten Hals verläuft. Ich bekomme etwas Angst und taste panisch meinen gesamten Hals hab. Mir wurde eine Art Halskrause angelegt. Als ich schwer schlucke, spüre ich den Schmerz der dadurch verursacht wird tief in meiner Kehle. Was zur Hölle ist mit mir passiert? 

Ich stütze meine Hände an den Seiten auf das Bett um mich aufzusetzen. Als ich merke, wie leicht das geht, bin ich überrascht. Mir tut zwar immer noch alles weh, aber nicht mehr annähernd so stark, wie beim letzten Mal, als ich bei Bewusstsein war. Vorsichtig setze ich mich also auf und lehne mich mit dem Rücken an die Wand hinter mir, was allerdings keine gute Idee ist, denn da schmerzt die untere Hälfte meines Oberkörpers doch wieder stärker. Ich verziehe schmerzerfüllt das Gesicht und als ich einen Druck um meinen Bauch spüre, taste ich vorsichtig mit den Finger über das Nachthemd, was mir offenbar angezogen wurde. Ich ziehe es an der Seite hoch und entdecke schließlich einen Verband, der um meinen Oberkörper, bis kurz unter die Brust gewickelt ist. 

Während ich den  Verband so betrachte, will mir immer noch nicht einfallen, wie es dazu gekommen ist, dass ich ihn überhaupt tragen muss. Geschweige denn, wie es dazu gekommen ist, dass ich dieses Ding um meinen Hals tragen muss. 

Da öffnet sich plötzlich eine Tür zu meiner Rechten, die ich vorher gar nicht bemerkt habe und ich fahre erschrocken zusammen, was sich allerdings nicht gerade gut auf meine Schmerzen auswirkt. Eine junge Frau mit hochgesteckten dunklen Locken und karamellbrauner Haut, tritt herein und sieht mich überrascht an. "Oh gut. Sie sind wach.", stellt sie erfreut fest und läuft zu dem Fenster um es zu öffnen. Sofort wird das Zimmer in gelbes Sonnenlicht getaucht und frische Luft vertreibt den klinischen Geruch der Reinigungsmittel. 

Hate and Love (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt