Nervös versuche ich nicht zu laut zu atmen, während er auf das Herz in meiner Hand sieht. Sein Blick löst sich von dem Blatt Papier und er sieht mir erneut direkt in die Augen. Ein ganz leichtes Lächeln legt sich auf seine Lippen, während er mich einfach nur ansieht. Als er mir plötzlich ganz langsam näher gerutscht kommt, schreit alles in mir danach von ihm zu weichen, vor ihm wegzurennen, doch das will ich nicht. Ich will keine Angst vor ihm haben.
Also bleibe ich sitzen, während er mir immer näher kommt und schließlich genau vor mir sitzen bleibt. Er ist mir nun so nah, dass ich seinen Atem an meiner Wange spüren kann. Mein Herz rast wie wild.
Obwohl er seine Hand ganz sachte hebt und sie ganz sanft an meine Wange legt, schießen auf einmal wieder die Bilder in meinen Kopf, als er mich angegriffen hat. Wie sich seine Metall-Hand um meinen Hals immer weiter schließt.
Ich kann die Angst nicht länger unterdrücken und zucke bei seiner Berührung erschrocken zusammen und weiche ein Stück vor ihm zurück. Sofort bereue ich es wieder und sehe entschuldigend zu ihm auf.
Sein Lächeln vergeht sofort, er lässt seufzend die Hand sinken und steht auf. "Es tut mir Leid, Charlie. Aber ich sehe doch, wie sehr du vor mir Angst hast." Er schnauft erschöpft und sieht mich gar nicht mehr an. Ich schüttele schnell den Kopf, doch er sieht mich nicht mehr an. "Ich will nicht in deiner Nähe sein, wenn du dich dadurch unwohl fühlst. Und ich kann nicht in deiner Nähe sein, weil ich ständig Angst davor habe, dir wieder weh zu tun. Ich kann das nicht, Charlie. Es tut mir Leid."
Mit den Worten lässt er mich einfach so sitzen und verlässt den Raum ohne, dass ich irgendetwas dagegen tun kann. Wie konnte es nur so weit kommen? Ich dachte, nachdem Bucky und ich die Sache mit Veronica klären konnten, würde nun alles besser werden zwischen uns. Doch jetzt das hier.
Erst als etwas auf meine nackten Knie tropft, merke ich, dass ich weine.
...
Als ich am nächsten Morgen wieder in meinem Bett aufwache, fühle ich mich ganz erschöpft. Draußen zwitschern munter die Vögel, was mich irgendwie sauer macht. Wie können dir nur so fröhlich singen, wenn in mir drin gerade alles kaputt geht?
Widerwillig zwinge ich mich schließlich aus dem Bett, wasche mir im Bad kurz das Gesicht und ziehe mir meine Klamotten von gestern an, bevor ich das Zimmer verlasse und nach den anderen suche.
Zum Glück treffe ich auf dem Flur auf Shuri. Alleine hätte ich mich sicher in diesem riesigen Schloss verlaufen. "Guten Morgen, Charlotte. Wie geht's dir heute?" Ich nicke nur lächelnd. Und zeige dann genervt auf meinen Hals. Sie muss lachen. "Keine Sorge, das wird sicher bald besser. Dann kannst du wieder ganz normal reden."
Dann sieht sie mich schließlich ernst an. "Bist du gar nicht bei den anderen? Ich hätte gedacht du willst dich von ihm verabschieden." Verwirrt sehe ich sie an. Was zur Hölle meint sie? Mich verabschieden? Von wem? Ihr Blick wirkt etwas überrascht. "Weißt du es denn gar nicht?" Was weiß ich denn nicht?, hätte ich am Liebsten gefragt. Ihre Fragerei macht mich nervös. Ich schüttele den Kopf. Sie seufzt.
"Ich glaube, du solltest mit deinem blonden Freund darüber reden."
...
Mit schnellen Schritten folge ich Shuri durch das Schloss, als wir schließlich in einer Art Labor ankommen, was ich an den zahlreichen kompliziert aussehenden Geräten festmache. Als ich Steve sehe, laufe ich wütend auf ihn zu. "Wo ist er?" Ich bin selbst überrascht von meinen Worten. Sie sind zwar immer noch eher ein Krächzen als ein Satz, doch man kann auf jeden Fall verstehen, was ich sagen will. Steve sieht mich überrascht an. "Charlie. Ich...es tut mir Leid. Er-" "Wo ist er?", frage ich erneut, nun etwas deutlicher. Er legt seine Hände auf meine Schultern und sieht mir ernst in die Augen. "Es ist zu spät, Charlie. Es tut mir Leid."
...
Unglaublich, wie friedlich er doch aussieht, wenn er schläft. Seine langen Haare sind ummantelt von einer dünnen Eisschicht, und auch auf seinen Wangen bilden sich kleine Schneeflockenartige Muster ab. Unter anderen Umständen, hätte ich das sogar als schön empfunden, doch jetzt bin ich einfach nur wütend. Ich stehe vor einer Art Kapsel und sehe durch die vom Eis milchige Scheibe hindurch zu Bucky. Seine Augen sind geschlossen und ich glaube sogar ein leichtes friedvolles Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
Wie konnte er nur? Wieso tut er sowas? Wieso lässt er sich einfach so auf Eis legen, ohne mir davon auch nur ein einziges Wort zu sagen? Ich bin nicht wütend auf ihn, weil er nach Heilung und Frieden sucht-Nein, wie könnte ich ihm das auch übel nehmen- Doch ich bin stinkwütend auf ihn, dass er mir nichts davon erzählt hat. Nicht mal letzte Nacht, als er doch die Chance dazu hatte. Wieso erzählt er mir so etwas nicht? Vertraut er mir nicht? Bedeute ich ihm so wenig, dass er es nicht für notwendig hält, mir davon zu erzählen? Ich habe ihm letzte Nacht mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass ich Gefühle für ihn habe. Und was macht er? Er lässt sich den Tag darauf einfrieren, ohne mir davon auch nur ein Sterbens-Wörtchen zu erzählen.
Ich erschrecke als jemand seine Hand auf meine Schulter legt. "Es tut mir Leid, Charlie. Er dachte, es wäre besser wenn du nichts davon gewusst hast. Er hatte Angst du würdest es ihm ausreden wollen. Er hatte Angst dich zu verletzen. Ich hab ihm gesagt, dass du deswegen sicher wütend auf ihn sein wirst, doch da hat er nur gelacht und gesagt, dass ihm das bewusst sei.", höre ich Steves Stimme hinter mir.
Oh dieser verdammte- Am liebsten würde ich diese Maschine ausstellen und ihn eigenhändig da raus zerren. Und dann würde ich ihm ohne Skrupel ins Gesicht schlagen. Verdammt ich hasse dieses Idioten so sehr. Und ich hasse ihn dafür, dass ich ihn nicht mehr einfach nur hassen kann. Ich hasse ihn für seine niedlichen Grübchen wenn seine Mundwinkel nach oben zucken. Ich hasse ihn für seine langen weichen Haare. Ich hasse ihn für seine verdammt schönen blauen Augen. Ich hasse ihn einfach dafür, dass ich ihn nicht mehr hassen kann.
Wie konnte er nur? Wie konnte er mich einfach alleine lassen?
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Hate and Love (Bucky FF)
FanfictionCharlotte 'Charlie' Wilson ist die Adoptivschwester von Sam Wilson, der auch als Falcon bekannt ist. Aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten, wird sie von ihrem großen Bruder mit den Avengers bekannt gemacht und als Agentin rekrutiert. Dort lernt sie...