Kapitel 39. Verloren

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WUM
Ls Hand hatte angefangen zu bluten.
WUM
Die Schläge hinterließen bereits rote Flecken an der weißgrauen Wand.
WUM
Immer wieder, seit einer halben Stunde schlug der junge Detektiv auf die unnachgiebige Oberfläche ein.
WUM
„Ryuzaki?“
WUM
„Ryuzaki hör auf, du tust dir nur weh…“

L riss den Kopf herum und funkelte Madigan aus blutunterlaufenen Augen an. Er hatte sein etwas zwei Tagen nicht geschlafen und das die Beerdigung seines ersten und ältesten Freundes unmittelbar bevorstand hob seine Stimmung nicht unbedingt. Er war doch erst dreizehn, verdammt! Madigan zuckte bei seinem Anblick zurück und L konnte es ihr nicht einmal übel nehmen. Er wusste selbst, wie schrecklich er aussah.
„Ich weiß, dass das schwer für dich ist…“ setzte die Braunhaarige an.
„Du weißt GAR NICHTS!“ schrie er sie an und schlug noch zwei Male besonders fest auf die Wand ein. Er spürte wie die Haut an seinen Knöcheln noch mehr aufplatzte und hielt schwer atmend inne.
„Es tut mir leid.“ flüsterte er dann kaum hörbar und rutschte an der blutverschmierten Wand herunter.
„Es tut mir so unendlich leid…“

Mello schlich näher an die ‚verbotene‘ Tür, hinter der sich sein Idol verbarg und einen ziemlichen Krach veranstaltete.
„Pst. Matt! Hier drüben!“ Sein Freund krabbelte ebenfalls weiter auf die Wand zu und beide pressten ihre Ohren an die Oberfläche.
„Du weißt GAR NICHTS!“

Die beiden sahen sich mit gerunzelter Stirn an und pressten sich noch fester gegen die Wand, um die leiseren Worte zu verstehen, als sie plötzlich unterbrochen wurden. Mello knurrte.
„Das solltet ihr nicht tun.“ bemerkte der Weißhaarige kühl.Die Achtjährigen funkelten ihren zwei Jahre jüngeren Mitbewohner wütend an.„Was interessiert dich, was wir machen, Schafskopf!?“ zischte Mello gehässig. Near zuckte nur gleichgültig die Schultern und stapfte dann weiter in Richtung Schlafsaal. As Beerdigung fand am frühen Nachmittag statt, bis dahin waren es noch ein paar Stunden…

„Wir sollten ihm mal eine Lektion erteilen…“ fauchte Mello, gerade laut genug, dass Near es hören konnte. Matt verdrehte nur die Augen.
„Gib endlich zu das du eifersüchtig auf ihn bist…“ murmelte er leise, aber der blonde Teufel neben ihm überhörte nichts.
„ICH bin NICHT eifersüchtig!“ giftete er herum und Matt fühlte sich unwillkürlich an eine der Zicken aus diesen anspruchslosen Filmen im Fernsehen erinnert.
„Ach wirklich?“  spottete der Rothaarige belustigt und wich geschickt einem spielerischen Faustschlag aus. Das ganze endete in einer mehr oder weniger gewaltlosen Rauferei der beiden Freunde, als unerwartet die Tür zu Ls Zimmer aufgestoßen wurde. Mello und Matt rissen synchron ihre Köpfe hoch und starrten den Schwarzhaarigen mit bewundernden Blicken an.
Mello hatte schon vor Jahren ‚Ryuzakis‘ wahre Identität durchschaut und seitdem sah er den komischen Typ mit ganz anderen Augen. Doch in diesem Moment musste sogar einer seiner größten Fans sich eingestehen, wie schrecklich der junge Mann im Türrahmen aussah…

Seine Augenringe waren noch stärker ausgeprägt als gewöhnlich und war das da an seiner Hand etwa Blut?!  Als der Detektiv die beiden Jungen vor seinem Zimmer bemerkte, beschleunigte er seine Schritte und schlurfte den Gang hinunter zum Treppenhaus. Verwirrt blickten die Freunde ihm nach.
„Meinst du er ist wütend, weil sein Nachfolger tot ist?“ flüsterte Mello Matt möglichst leise zu.
„Vielleicht war A sein Freund…“ vermutete der Rotschopf nachdenklich. Mello überlegte wie er sich fühlen würde wenn Matt sich selbst umbringen würde. Sofort krampfte sich sein Herz zusammen und er warf seinem Spielkameraden einen besorgten Blick zu.
„Was hast du?“ erkundigte dieser sich sofort.
„Du wirst mich nicht alleine lassen oder?“ fragte Mello zögernd. Matt kicherte und gab ihm einen Schubs, der den Blonden nach hinten umwarf.
„Warum sollte ich?“ Mello zuckte nur die Schultern und starrte mit seinen eisblauen Augen an die hohe Decke des Flures. Nein, Matt würde so etwas sicher nie tun!

L's Geschichte (Death Note) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt