Sir, Sie verstehen nicht, sie dürfen den Tatort nichtbetreten!"
„Nein, SIE verstehen nicht! Es geht um meinen Sohn!"
„Man wird sich um ihn kümmern, bitte beruhigen Sie sich!"
„Bitte lassen Sie mich vorbei, ich muss..."
Quillish unterbrach sich, als sich plötzlich etwas in dem abgesperrtem Haus tat.Zwei Sanitäter drängten sich durch die schmale Eingangstür des kleinen Einfamilienhauses. Eine junge Frau, ebenfalls eine Sanitäterin, folgte ihren Kollegen mit einem kleinen weinenden Mädchen auf dem Arm. Die beiden Männer transportieren eine Trage, auf der zu Wammy's Entsetzten ein zusammengekrümmter L lag. Sein Kopf war verbunden und das weiße Material war an unzähligen Stellen von Blut durchtränkt.
„Sir, wie oft soll ich Ihnen noch..." Watari ignorierte den Polizisten, drängte sich rücksichtslos an ihm vorbei und war im Bruchteil einer Sekunde an Ls Seite. Dieser schien bewusstlos zu sein und war in eine warme Decke eingewickelt. Der Erfinder erkannte, dass seine Kleidung vollkommen durchnässt war und er offenbar Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte.
„Oh Gott Kleiner..." flüsterte er. Einer der Polizisten die vor Ort waren, hatte ihm die Situation halbwegs erklärt. Der Mörder des Ehepaares im Haus hatte offenbar das kleine Mädchen angegriffen, worauf L eingeschritten war. Als die Kleine in der Polizeizentrale angerufen hatte, waren sofort alle Einsatzkräfte zu dem Haus geeilt und hatten dort in letzter Sekunde den Mord an Lawliet und dem Mädchen verhindert.
Nur Gott wusste, wie der Junge von der geplanten Tat hatte wissen können, aber Quillish konnte trotz seiner Besorgnis einen aufkommenden Funken Stolz nicht unterdrücken. Da kommt man gerade von einer Geschäftsreise nach Hause zurück und erfährt, dass der eigene Sohn einem anderen Kind das Leben gerettet hat. Natürlich hatte L schon vorher Menschen vor dem Tod bewahrt, aber niemals im Alleingang und auf so mutige und selbstlose Weise!
Während er neben seinem Schützling im Krankenwagen saß und dessen bleiche Hand fest umklammert hielt, wurde ihm schlagartig klar, in welche Gefahr derZehnjährige sich begeben hatte. Gewissensbisse machten dem betagten Erfinder zu schaffen. Er war noch ein Kind, verdammt.
Dennoch wollte der Wissenschaftler in ihm wissen, wie weit er den Jungen neben sich noch treiben könnte. Wo waren seine mentalen Grenzen? Wenn er jetzt schon besser war, als die meisten anderen ausgebildeten Privatdetektive, wozu war er dann noch fähig? Wie weit konnte er gehen?Zwei Stunden später erklärte ihm eine Krankenschwester mit sanfter Stimme, dass das Kind vielleicht nicht überleben würde...
(Einen Monat später)
Ein kurzes Flattern der Augenlieder und ein sanftes Ausatmen reichten, um Watari in helle Aufruhr zu versetzten. Endlich...Gott sei Dank
„L! Lawliet, hörst du mich?!" Ruckartig sprang der alte Mann auf und raste auf den grell erleuchteten Flur. „Hilfe! Ich brauche hier einen Arzt! Er ist aufgewacht!"...
L blinzelte träge. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er von zahllosen glühenden Nadeln durchbohrt worden und seine Kehle war so rau wie Sandpapier. Als er versuchte zu schlucken, schoss ein brennender Schmerz seinen Hals hinab und er keuchte erstickt. Als er versuchte, eine Hand zu heben, stellte er entsetzt fest, dass sie an zahlreichen Apparaten angeschlossen und außerdem am Bettgestell festgebunden war. Panisch zerrte er an den viel zu straffen Gurten. Niemand anders war im Raum und L kam sich völlig hilflos vor. Sein Blick huschte nervös hin und her und die Kopfschmerzen wurden von Minute zu Minute schlimmer, außerdem brannte seine Brust unangenehm.
Endlich öffnete seine Zimmertüre sich und aufgeregte Stimmen drangen an sein Ohr.
„Sir, das bilden Sie sich ein! Wenn ich jedes Mal auf Sie hören würde wenn sie behaupten er wäre..." Die Stimme verstummte und dann war Wammy an Ls Seite und blinzelte ihn mit Tränen in den hellgrauen Augen an, bevor er den Schwarzhaarigen fest in die Arme schloss.L keuchte schmerzerfüllt, als erneut ein schreckliches Stechen durch seinen Brustkorb fuhr und der Arzt zerrte Watari ärgerlich von seinem jungen Patienten weg.
„Was glauben Sie was Sie da tun? Zwei seiner Rippen sind gebrochen, denken Sie eine Umarmung ist da das Richtige für ihn?" knurrte er missmutig und beäugte dann Lawliet besorgt. Watari entschuldigte sich verlegen und machte dann dem Doktor Platz, der L mit einer Taschenlampe in die nachtschwarzen Augen leuchtete.Dieser blinzelte und kniff gequält die Augen zusammen, da das grelle Licht seine Kopfschmerzen nicht unbedingt linderte.
„Du hast einen Monat im Koma gelegen. Kannst du uns deinen Namen sagen?" fragte der Arzt mit ruhiger Stimme.
„Khhh..." krächzte der Schwarzhaarige heiser und wollte auf seinen Hals deuten, doch die Fesseln hinderten ihn daran. Wütend zerrte er an den Gurten und starrte dann hilfesuchend zu Watari hinüber.
„Kha!" Der Doktor schien zu begreifen und löste schnell die Gurte an Lawliets Händen, worauf dieser sich die Handgelenke rieb, anschließend auf seinen Hals deutete und einen weiteren krächzenden Laut ausstieß. Einen Augenblick später wurde ihm ein Glas Wasser in die Hand gedrückt und er wurde ermahnt, langsam zu trinken. Das Wasser linderte das Kratzen im Hals und L seufzte erleichtert auf, obwohl er sich immer noch wie ein vom Bus angefahrenes Tier fühlte, dem man ein vor Hitze glühendes Messer in den Kopf gerammt hatte.„Kopfschmerzen..." brachte er stöhnend hervor und tastete nach seiner immer noch pochenden Schläfe, nur um festzustellen, dass sein Kopf in einem dicken Verband steckte.
„Was...?" setzte er an, wurde aber von Watari unterbrochen.
„Geben Sie ihm doch etwas gegen die Schmerzen!"
„Das ist leider nicht möglich, Mr Wammy." erklärte dieser tonlos, und man sah ihm an, dass er reichlich die Nase voll hatte von Wataris ständigen Anweisungen.
„Er ist erst zehn, zu viele Schmerzmittel könnte langfristige Schäden bei ihm auslösen." erklärte er noch.
„Junge, wie heißt du?" fragte er dann den Schwarzhaarigen, um eventuelle Erinnerungslücken festzustellen. In Ls Kopf arbeitete es.
„Ryuzaki.", erwiderte er dann. Watari nickte ihm kurz zu.
„Woran erinnerst du dich?" erkundigte der Doktor sich. L überlegte fieberhaft.
„Bin ich...hingefallen? Hab ich irgendetwas falsch gemacht? Hab ich was angestellt...?" seine Stimme brach und er sah traurig auf seine Hände.
„Ich war nicht schnell genug..." flüsterte er dann leise, als seine Erinnerungen langsam wieder einen Sinn ergaben. Die beiden Erwachsenen sahen sich etwas ratlos an.„Was meinst du, Ryuzaki?" fragte der Arzt verwirrt. L schlug die Hände vors Gesicht.
„Ich hätte es früher sehen müssen! Ich hab es gewusst und bin zu spät gekommen...Ich bin so schnell gefahren aber..." Plötzlich schluchzte er los und vergrub das Gesicht noch tiefer in seinen Händen.
„Es tut mir leid, dass ich immer alles falsch mache..." murmelte er leise.Watari seufzte mitleidig. Der Junge war auf so einem guten Weg gewesen und jetzt wurde er doch wieder rückfällig...
Plötzlich öffnete sich die Tür und drei uniformierte Männer betraten den Raum. L riss die Augen auf und starrte verängstigt die Neuankömmlinge an.
„Werden Sie mich jetzt verhaften?" fragte er panisch und umklammerte das Bettlacken fester. Die Polizisten wirkten verwirrt.
„Warum sollten wir dich verhaften?" fragte einer schließlich. Er war breitschultrig gebaut und hatte kurze helle Haare, sowie blaue Augen. L sah ihn eingeschüchtert an duckte sich kaum merklich.
„Weil ich schuld bin, dass das Pärchen getötet wurde..." erklärte er resigniert.
„Du hast das Kind gerettet! Du bist ein Held!" bemerkte der zweite Polizist, ein jüngerer Braunhaariger mit freundlichen Hundeaugen. L schüttelte nur matt den Kopf und sah dann wieder auf seine Hände.„Wenn ich schneller gewesen wäre, hätte ich sie warnen können..." murmelte er betrübt. Der erste Polizist räusperte sich kurz.
„Stört es dich, wenn du uns ein paar Fragen beantwortest?" L fixierte ihn mit müden traurigen Augen.
„Was wollen Sie wissen...?" fragte er dann tonlos.
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L's Geschichte (Death Note)
FanfictionIn dieser Geschichte geht es um die Vergangenheit von "L. Lawliet". Ich hoffe es gefällt euch.