Kapitel 23. Verfolgt

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„Denken Sie, Sie kriegen das hin." fragte die tiefe kratzige Stimme des Dealers
„Die Summe wird überwiesen, sobald wir Ls Aufenthaltsort kennen."
„Ein Amateur, der Detektiv spielt?" Erald Coil lachte. „Der ist so gut wie tot."

(2 Wochen später)

Lawliet umklammerte den kleinen Zettel in seiner bleichen Hand fester. Mit zitternden Fingern betätigte er die Klingel an der schmalen grauen Eingangstüre.
„Wer ist da?" erklang eine verzerrte Stimme aus der Gegensprechanlage.
„Ryuzaki." antwortete L nervös.
„Aha, ich empfange gerade keine Kunden."
„Was- Ich will nicht..."
„Hey, hör zu, ich hab Feierabend also verzieh dich!" keifte die Frau am anderen Ende der Leitung.
„Es geht um meine Mutter!"

Stille. Zwei Minuten später riss eine blonde Frau, ca. Ende dreißig, die graue Wohnungstür auf und starrte ihn an wie etwas, das am Morgen aus der Toilette gekrochen war. Ihre Augen waren stark geschminkt und sie trug ein enges rotes Top sowie einen Rock, den man praktisch nicht mehr als solchen bezeichnen konnte.
„Sind Sie Nina Silver?" fragte L mit weichen Knien. Die Fremde starrte ihn knappe zwei Minuten nur an, dann packte sie etwas grob sein Handgelenk und zog ihn in die kleine Wohnung.

Das Zentrum des Raumes bestand aus einem gemütlich wirkenden Sofa. Eine nackte Glühbirne erleuchtete das mit unzusammenpassenden Möbelstücken vollgestopfte Wohnzimmer. L sah sich neugierig um und wandte sich dann wieder an die Frau neben sich.

„Sie kennen meine Mutter?" erkundigte er sich. Er war kurz davor, herauszufinden ob es tatsächlich noch jemanden außerhalb von Wammy's Haus gab, der sich um ihn scherte. Dementsprechend aufgeregt erwartete er auch die Antwort der Blonden, die ihn immer noch anstarrte, als könnte sie es nicht glauben.

„Du bist...du siehst ihr so unglaublich ähnlich..." stieß sie dann hervor und Tränen stiegen ihr in die hellblauen, von schwarzem Kajal umrahmten Augen.
„Komm, setzt dich." Sie deutete auch das Sofa und L begab sich in seine übliche Sitzposition, wobei Nina ihm kurz einen verwirrten Blick zuwarf, es aber dabei beließ.
„Weißt du, wir waren sehr gute Freundinnen. Ihr Name war Noelle." begann die Blonde und L erstarrte.
„...war?" fragte er dann und seine Kehle wurde eng. Nina nickte betrübt.
„Sie ist vor etwas mehr als sechzehn Jahren auf dieser Couch hier verblutet."

Ls Kombinationsgabe reichte aus, um sich den Rest selbst zusammenzureimen. Geschockt sprang er von dem Möbelstück und starrte es an wie ein gefährliches Tier, das gerade im Begriff war, ihn anzufallen.
„Ich...das tut mir leid." murmelte er. Nina musterte ihn kurz betrübt.
„Sie war so stur, nicht zum Arzt zu gehen, da sie keine Papiere besaß, weißt du." Die Blonde seufzte, offenbar in Gedanken versunken.
„Warum besaß sie keine Papiere?" erkundigte L sich, immer noch etwas geschockt von der Tatsache, dass seine Mutter nicht mehr am Leben war. Eigentlich hatte er damit gerechnet, aber seine Vermutungen nun zu 100% bestätigt zu sehen, war etwas komplett anderes. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Inneren und am liebsten hätte er sofort losgeweint, weil ihm nun endgültig die Gelegenheit genommen worden war, sie kennenzulernen.

„Nun, sie stammte zum Teil aus Frankreich, aber ihr Vater war Japaner. Sie ist aus familiären Gründen nach England geflohen. Mehr hat sie selbst mir nicht erzählt." erklärte Silver bereitwillig.
„Und mein Vater..." L brach ab. So genau wollte er es ohnehin gar nicht wissen, außerdem brauchte er den Gesetzten der Wahrscheinlichkeit nach gar nicht erst nach ihm zu suchen...
‚Deine Mutter war eine verdammte Hure, verstehst du das? Sie wollte dich nicht haben, niemand wollte dich. Wieso denn auch?'

L schluckte schwer und der Knoten, der sich in seinem Hals gebildet hatte, wuchs mit jedem Atemzug.
„Danke...ich denke ich sollte Sie jetzt nicht weiter stören." flüsterte er benommen.
„Wenn du irgendetwas wissen willst, komm ruhig zurück. Ich lauf schon nicht weg." meinte Nina. Sie hielt ihn nicht auf als er wie betäubt aus der Wohnung stolperte.
‚Er braucht Zeit, das zu verarbeiten. Ich werde ihn nicht drängen, mit mir zu reden. ', dachte sie.Die Blonde sah Lawliet nachdenklich nach und Bilder von dem kleinen blutigen Bündel von damals füllten ihr Gedächtnis.
„Also lebst du noch, kleiner L Lawliet. Sorry für den Namen, ist wohl meine Schuld..." murmelte sie und lächelte schwach.

L's Geschichte (Death Note) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt