Hölle

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Izukus Sicht:

Ich war kein Mensch mehr. Was ich war wusste ich selbst nicht, doch meine Menschlichkeit hatte ich gewiss schon vor Ewigkeiten verloren. Das Einzige das zurückblieb: Reue und ein hauch von hass auf diese grausame Welt.

Ich war leer. Versuchte dieses riesige Loch in mir zu stopfen, ein Ziel zu finden, Jemanden oder etwas an dem ich mich festhalten konnte, doch das Resultat war immer das gleiche. Die Leere wurde größer und begann mich von innen aufzufressen.

In den letzten Jahren hatte ich soviel gesehen, Länder, Landschaften und Menschen, die um genau zu sein mittlerweile Leichen waren. Leblose verstümmelte Körper, denen ich eigenhändig das Leben raubte.

Ich war eine Killer-Maschine. Kayns Killer-Maschine. Wenn er mich brauchte, würden wir irgendwo hinreisen. Raus aus diesem tristen Apartment in Bangkok, in dem ich die meiste Zeit hockte, allein, ich kannte dort niemanden, weder noch verstand ich die Sprache. Die Chance es zu einem Zuhause zu machen, in das ich gerne zurück kam war mir nicht geboten. Maximal spendete ich 4 Tage am stück dort, danach kam auch schon der nächste Auftrag.

Der Befehl lautete immer gleich: Töten.

Es waren Leute, die ich nicht kannte, manchmal andere Kriminelle manchmal Zivilisten, manchmal Helden. Er hatte komplette Kontrolle über mich erlangt, ich hatte niemanden außer ihn. Er sagte spring und ich tat es, ohne seinen Befehl zu hinterfragen. Meine Gefühle ihm gegenüber konnte man nicht als wohlgesinnt bezeichnen, ich hatte gelernt ihn nicht zu verabscheuen und ich würde sogar behaupten das ich ihn mittlerweile etwas verstand. Es gibt keine Menschen, die nur böse und verabscheuungswürdig sind. Er war gebrochen, aus Angst und Hass geformt, überzeugt das was er tat das Richtige war. In manchen Nächten kam er in mein Zimmer, um mit mir zu sprechen. Er würde nach Mitternacht sich still auf mein Bett setzten wartete, bis ich ihn ansprach.

Er erzählte mir von seiner Kindheit, Erinnerungen aus dem Kontext gerissen, doch ich konnte erahnen, worüber er sprach.

„Es war dunkel und kalt. Sie hatten das einzige Fenster in meinem Zimmer vergittert, obwohl ich sie anflehte es nicht zu tun. Ich höre immer noch die Stimme die jede Nacht um die gleiche Zeit zu mir sprach. Mich verspottete, mir sagte wie erbärmlich ich war. Machte ich etwas falsch würde sie mir weh tun. Ich musste ihnen meinen Gürtel geben damit sie mir auf den Rücken schlagen konnte. Wenn man etwas falsch tut, verdient man Schmerz, doch irgendwann war es mir gleichgültig. Ich spürte den Schmerz nichtmehr... Ich spürte gar nichts mehr..."

Kayn hasste nicht alle Menschen, er hatte Freunde gehabt, Leute die er liebte. Doch irgendwann verschwanden sie alle.

Es verging Jahr für Jahr, ohne dass ich es bemerkte. Und dann nach über 5 Jahren, der Befehl. Die Operation: Heldensturz. Wir sollten den schwer verletzten Träger von One for All der in eine andere Station verlegt werden sollte abfangen und entführen. Ich würde meine alte Heimat wiedersehen.

Ich strich mir meine Kapuze als ich auf den Kai trat. Das Rauschen des Meeres und die Frische Briese die durch meine Haare wehte war ein Gefühl das ich seit langer Zeit vermisst hatte. Ich holte meine Zigarettenschachtel heraus um enttäuschender Weiße festzustellen, dass nur eine letzte übrigblieb. Mit einem Schippen entzündete sich das Feuerzeug. Ich hielt sie an die Flamme und atmete ein. „Warst du nicht derjenige der mir gesagt hatte das ich nicht rauchen sollte?" Ich blickte auf und sah Dabi am Ende des Kais stehen, er winkte mir zu.

Ich nahm erneut einen Zug „Hey..." ich lief an ihm vorbei. „Wo ist'n dein Aufpasser?" er schmunzelte. „Nenn ihn nicht so. Er kommt nach, hatte noch was zu erledigen" Dabi seufzte.

„Viel zu erzählen hast du ja nicht. Du bist groß geworden kleiner, wenn du nicht deine grünen Lockenkopf hättest, hätte ich dich wohl nicht erkannt. 4 Jahre ist es her...." Ich nickte als Antwort. Dabi hatte sich sowohl vom aussehen als auch vom Charakter kaum verändert, immer noch der gleiche Typ für den alles nur ein Spiel war, solange er Spaß hatte, war ihm der Rest egal. Um ehrlich zu sein beneidete ich ihn um seine Einstellung, er ließ die Dinge nicht so nah an sich ran.

Last wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt