Es war wieder Wochenende und ich könnte nicht glücklicher sein. Felix lag neben mir, seinen Kopf an meiner Schulter ruhend. Ich hingegen spielte mit einer seiner hübschen, frisch blau gefärbten Haarsträhnen, konnte nicht genug von seinem Anblick kriegen. Gott, es war wirklich ein Wunder, wie hübsch er war.
"Mir tut Jeongin leid", meinte der Jüngere auf einmal. Wir hatten uns bisher über sämtliche Themen unterhalten, über Gott und die Welt, was auch immer uns eingefallen war. Seine Freunde hatte er aber nicht ein einziges Mal erwähnt, weshalb ich umso hellhöriger wurde. So sehr mich Felix interessierte, so gern wollte ich auch über seine Beziehungen zu seinen Freunden und deren Leben etwas erfahren. Darüber konnte ich womöglich mehr lernen, als jemals über Felix selbst.
"Warum das?", fragte ich also neugierig.
"Wegen seinen Gefühlen zu Chan-Hyung. Keine Ahnung, ob du das mitbekommen hast, aber er hat einen heftigen Crush auf ihn", erzählte er mir. Mit großen Augen sah ich ihn an, nickte dann langsam und verstehend. In meinem Kopf spielten sich die Szenen durch, in denen ich die beiden miteinander gesehen hatte und kombiniert mit dieser neuen Informationen, fügten sich Puzzleteile zusammen, die ich zuvor ignoriert hatte. Ja, stimmt. Wo auch immer Chan war, war Jeongin nicht weit. Außer in dem Jugendkreis, in den ich Felix begleitet hatte.
"Aber warum? Hat Chan ihn abgewiesen?", wollte ich wissen. Anders konnte ich mir nicht erklären, wieso er Mitleid mit dem niedlichen Jungen haben sollte. Jeongin war unfassbar niedlich. Wäre ich nicht in Felix verliebt- ähh, würde ich Felix nicht mögen, dann hätte ich mich vielleicht diesem pinkhaarigen Baby gewidmet.
"Chan-Hyung ist straight. Genau wie Woojin-Hyung." Felix' Worte wirkten so starr, als würde er sich tief im Inneren wünschen, diesen Fakt abändern zu können. Es störte ihn wohl. Aber das verstand ich. Queere Personen zogen sich an, deswegen waren auch Minho, Hyunjin und ich Freunde. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das dann für Felix sein musste... unter Freunden, die kein Verständnis für seine Gefühle hatten.
"Straight und homophob?", fragte ich vorsichtig weiter. Felix nickte, ein tiefes Seufzen entfloh ihm dabei, doch sein Körper entspannte sich nicht. Offenbar frustrierte ihn dieser Fakt. Ebenso verständlich.
"Sie können Homosexualität nicht nachvollziehen. Na ja, irgendwo kann ich das ja auch verstehen, unsere Gemeinde hat uns allen von klein auf eingeredet, dass nur Mann und Frau zusammengehören. Dabei stimmt das doch gar nicht! Nur Mann und Frau können Kinder kriegen, das steht so auf jeden Fall in der Bibel! Über Homosexualität wird aber in dem Original kein Wort verloren und ich verachte es, wie einzelne Verse zusammenhangslos dafür herausgerissen werden oder falsch übersetzt wird, damit es letztendlich so klingt, als würde die Bibel es doch für schlecht halten. Und Woojin-Hyung glaubt den Mist auch noch", jammerte er. Seinen freien Arm schlug er dabei über sein Gesicht, wodurch er auch versehentlich mich boxte. Mir entwich direkt ein empörter Laut, wodurch sich Felix rasch aufrichtete und mich entschuldigend anschaute.
"Oh Gott, Hyung, es tut mir leid! Ich wollte dir nicht weh tun!", rief er sofort. Ich lachte leise auf, er sah so süß aus, wenn er Reue empfand, und sanft ergriff ich seine Hände, ihn wieder zu mir zu ziehend. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn und gab ihm einen zarten, beruhigenden Kuss auf die Schläfe.
"Schon gut, es hat nicht weh getan. Ich hab mich nur erschreckt", beruhigte ich ihn. Kurz zögerte er noch, wohl unsicher, ob ich ihn anlog, aber mein warmer, sanfter Blick beruhigte ihn letztendlich und er atmete tief durch. Die Anspannung fiel dennoch nicht, weshalb ich ihn vorsichtig streichelte, meinen Blick auf ihn gerichtet ließ.
"Weißt du, Chan-Hyung fängt an, seine Meinung zu ändern. Er ist der beste Freund, den ich mir nur wünschen könnte, wie ein älterer Bruder... deswegen rede ich sehr viel mit ihm. Auch über meine Ansichten bezüglich des Glaubens und wie sehr mich dieses falsche Interpretieren nervt. Er hat einige meiner Argumente eingesehen und mir letztendlich sogar zugestimmt!" Die freudige Stimme des Jüngeren ließ mich lächeln.
"Das ist schön zu hören, wirklich."
"Ja, finde ich auch. Bei Woojin-Hyung hatte ich aber nicht so viel Erfolg. Alle meine Worte sind auf eine Mauer gestoßen und er wollte nichts davon hören... deswegen hatten wir auch diesen großen Streit", erklärte er mir. Da war sie wieder; die Frustration war zurückgekehrt.
"Deswegen ist er also nicht mehr bei euch?" Absichernd hob ich eine Augenbraue, war mir nicht sicher, ob diese Schlussfolgerung Sinn ergab. Aber da Felix nun nickte, lag ich offenbar richtig.
"Genau. Ich finde es wirklich schade, aber er wäre mir gegenüber handgreiflich geworden, wäre Chan-Hyung nicht eingeschritten... das war uns dann zu viel und wir haben den Kontakt abgebrochen", fuhr er fort. Langsam verarbeitete ich die Informationen, die er mir soeben offenbart hatte. Das musste schrecklich für ihn sein.
"Wie geht es dir damit?", fragte ich ihn deshalb. Eine kurze Pause folgte, offenbar musste Felix erst selbst kurz überlegen. Stellte er sich so oft in den Hintergrund, dass er vergaß, auch mal über seine eigenen Gefühle nachzudenken? Vorstellen konnte ich es mir. Dieser kleine Sonnenschein wollte stets, dass es allen um ihn herum gut ging, doch seine eigenen Gefühle waren nicht seine höchste Priorität.
"Mich macht das alles traurig. Weißt du, der Glaube hat mich vor allem Nächstenliebe gelehrt. Aber meine Gemeinde... sie zeigt mir immer häufiger, dass es Nächstenliebe wohl nur für die gibt, die dieselbe Meinung wie sie teilen."
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In Love with a Christian ★ Changlix
FanfictionFür Changbin ist es Schicksal, auf Felix zu treffen, einen hübschen Tänzer von seiner Schule. Nie zuvor hat er von ihm gehört und auch wahrgenommen hat er ihn nicht, doch kaum treffen sie zum ersten Mal aufeinander, geraten sie immer wieder in Konta...