XXXXI. I am a singer

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"Oh, du bringst Besuch mit? Wie kommt es denn dazu?" Jihyo lächelte uns an, als Felix und ich gemeinsam das Gesangszimmef betraten. Mein Freund - es war so ein tolles Gefühl, ihn so zu nennen - nickte eifrig und drückte meine Hand, bevor er mich vor sich schob. Überfordert war wohl untertrieben, denn gerade fühlte ich mich mehr so, als würden tausend Schmetterlinge durch mich jagen. Dieser Ort war der zweite, vertraulichste Ort von Felix. Schon oft hatte er mir erzählt, wie unsicher er sich eigentlich über seine Stimme war, wie oft er sich misstraute und Angst hatte, völlig zu versagen.

Und doch gab er nicht auf, sondern steckte jeden Funken Emotionen in all seine Aufführungen.

Er war so ein starker Junge.

"Noona! Das ist Changbin! Der Freund, von dem ich dir erzählt habe!", rief er fröhlich. Ich hingegen kratzte mich am Hinterkopf, hatte ungemein Angst davor, dass ich mich blamieren würde. Vor Felix hatte ich noch nie gesungen. Auch vor sonst niemandem. Das würde mein erstes Mal sein. Aber zumindest erlebte ich mein erstes Mal zusammen mit Felix.

"Hi", meinte ich schüchtern. Verdammt, seit wann war ich denn das Baby? Das war doch Felix' Aufgabe!

"Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Changbin. Felix hat oft gesagt, dass er dich hierher mitbringen will. Ich bin wirklich froh, dass du endlich dabei bist", lächelte sie mich herzlich an. Ein paar andere Jugendliche befanden sich ebenso in diesem Kurs, dazu auch Seungmin und Woojin, wie mir zufällig auffiel. Soweit ich wusste, war Ersterer ebenso mit Felix befreundet. Das bedeutete, ich musste umso mehr beweisen, dass ich dieser Aufgabe würdig war. Falls wer fragte: Ich meinte die Aufgabe, Felix' fester Freund zu sein. Auch wenn das bisher lediglich eine Information war, die nur wir beide teilten, denn er traute sich nicht, unsere Beziehung öffentlich zu machen. Aber das war okay. Früher oder später würde er bereit sein und ich wollte ihn nicht dazu drängen.

"Felix hat davon geschwärmt, wie toll es sein soll zu singen, deswegen wollte ich mich auch mal beteiligen", erzählte ich ein wenig verlegen. Außer Seungmin hörten uns die anderen Mitglieder sowieso kaum zu, während Jihyo nun wie der zweithellste Stern am Himmel strahlte. Nein, nicht der hellste; diesen Platz konnte allein Felix einnehmen.

"Wie schön! Wir können immer neue Stimmen gebrauchen. Lass mich einfach mal hören, was du bisher kannst und dann schauen wir weiter, ja?", schlug die Chorleiterin vor. Ein wenig verlegen nickte ich, mich hilflos am Hinterkopf kratzend. Eigentlich mochte ich es nicht, vor anderen Leuten zu singen, aber glücklicherweise führte die junge Frau mich von den anderen etwas weg. Selbst Felix respektierte diese Entscheidung und gesellte sich zu den anderen Schülern, wartete geduldig auf meine Rückkehr.

Ich hingegen lauschte konzentriert den Anweisungen, die Jihyo mir erteilte. Nach ein paar kurzen Einsingübungen, die wir gemeinsam vollführten, ließ sie mich den Tonleiter rauf und runter summen, dann singen und wieder summen. Fokussiert starrte sie auf ihren eigenen Finger, mit dem sie mir andeutete, wann ich die Tonhöhe verändern sollte und brav folgte ich ihrer Aufforderung. Ob sie begeistert von mir war oder ich in ihren Augen ein einziges Desaster war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen und je länger sie mich warten ließ, desto unruhiger wurde ich. Nervös tappte ich von einem Fuß auf den anderen, auch mit meinen Fingern spielte ich etwas. Dann bat sie mich, noch höher und anschließend noch tiefer in dem Tonleiter zu steigen, was ich selbstverständlich direkt versuchte.

Und dann durfte ich endlich verstummen.

"Geh kurz etwas trinken, ich muss überlegen", sagte Jihyo mit ihrer warmen, sanften Stimme zu mir. Ich kannte sie nicht gut genug, um einzuschätzen, was das zu bedeuten hatte, aber da mein Hals tatsächlich etwas kratzte, eilte ich zu meiner Tasche und trank einen Schluck. Danach blickte ich zu meinem Freund, suchte nach der Unterstützung in seinen Augen. Erleichtert durfte ich feststellen, dass dieser mich aufgeregt angrinste und beide Daumen ermutigend nach oben streckte. Er war so süß. Und zum Glück beruhigte mich diese Geste seinerseits wirklich ein wenig.

"Okay, Changbin. Ich hab mir durch den Kopf gehen lassen, wozu deine Stimme in der Lage ist und ich denke, du passt perfekt neben Felix in den Tenor. Deine Stimme hat auch einen tiefen, leicht rauen Klang, aber wenn du singst wird sie weich und herzlich. Für heute darfst du einfach mal mitsingen, Felix kann dir bei jeglichen Problemen aushelfen und dich unterstützen. Und wenn es dir Spaß macht und du weiterhin singen willst, wirst du hier künftig willkommen sein, gern auch mit ein privaten Stunden, damit du die anderen ein wenig einholen kannst." Perplex blinzelte ich, als Jihyo wie ein Wasserfall sprach. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich registriert hatte, was sie mir eben gesagt hatte, aber dann breitete sich ein fettes Grinsen auf meinen Lippen aus. Dankbar nickte ich und verbeugte mich zweimal, überglücklich durch ihr intensives Lob. Sie war wirklich so offen und verständnisvoll, wie Felix immer gesagt hatte.

"Vielen Dank, Jihyo-Noona! Ich werde mein Bestes geben, versprochen!"

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Es fühlt sich so gottlos kitschig an, diese Geschichte zu schreiben, ich könnte heulen-
Aber hey, bei diesem wichtigen Thema ist purer Fluff vermutlich gar nicht so verkehrt, oder was meint ihr, meine Lieben?~
~Cookie

In Love with a Christian ★ ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt